Apropos Klassik

Universalist mit "britischen" Vorlieben

Aus dem klingenden Erbe des Dirigenten Sir Andrew Davis.

Nicht verwandt, nicht verschwägert, und dann noch mit ähnlichen Stil-Vorlieben: Der Dirigent (Sir) Andrew Davis mag es auf weniger Star-Appeal gebracht haben als sein älterer Landsmann und Berufskollege (Sir) Colin Davis, aber auch er wird in Erinnerung bleiben. Ganz vordergründig als der unbestritten humorvollste "Moderator" der "Last Nights of the Proms" der jüngeren Vergangenheit, während seiner Zeit als Chef des BBC Symphony Orchestra, der fruchtbare Jahre beim Opernfestival von Glyndebourne vorausgingen. Eine längere Symphonieorchesterphase (auch in Toronto) - eine längere Opernphase (auch in Chicago) -, das wiederholte sich in der vita von Andrew Davis.

Der ausgebildete Organist war firm in "alter Musik", überblickte bei der Oper ein weites Feld von Mozart über Wagner bis Michael Tippett, erwarb sich überhaupt speziellste Verdienste um die Pflege britischer Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, war aber insgesamt der Paradefall eines Universalisten und Alleskönners von selbstverständlicher Professionalität. Eine gewaltige, hierzulande zu Lebzeiten des Musikers (er starb 80-jährig im April 2024) nur bruchstückhaft wahrgenommene Diskographie belegt das alles plastisch und lohnt die Beschäftigung auch über den Gedenk-Anlass hinaus. Noch ein Aspekt: Die von Künstler:innen-Seite nach dem Ableben von Sir Andrew verbreiteten Reminiszenzen zeichnen das Bild eines durch und durch positiven, empathischen, zugänglichen Menschen - das Gegenteil eines Despoten am Pult.

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