Die Drogenkriminalität nimmt zu

Die österreichische Polizei hat im Vorjahr 33.000 Anzeigen wegen Drogendelikten erstattet. Das ist ein Anstieg von fast 9 Prozent gegenüber 2014. Heuer wird ein weiterer Anstieg erwartet. Die meisten Tatverdächtigen im Vorjahr waren Österreicher. Asylsuchende dealen offenbar selten mit harten Drogen wie Heroin und Kokain sondern vor allem mit Cannabis, das in manchen Staaten bereits legalisiert ist.

Morgenjournal, 25.08.2016

Mehr Kontrollen, mehr Anzeigen

33.000 Anzeigen gegen Dealer und Drogen-Konsumenten im Vorjahr, das ist der höchste Wert der letzten zehn Jahre. Aber die Zahl der Anzeigen hat immer auch zu tun damit, wie viel die Polizei kontrolliert, sagt Bundeskriminalamts-Chef Franz Lang bei der Präsentation des Suchtmittelberichts. Außerdem haben sich die Ermittlungsmethoden verbessert. So können durch die Auswertung der Kontaktdaten in den Handys von Dealern ihre Käufer ausgeforscht werden und umgekehrt. Lang spricht aber schon auch von einem leicht gestiegenen Drogenkonsum. Die meisten Angezeigten "sind nach wie vor Österreicher aber bei den Dealern hält es sich beinahe die Waage."

Schwere Delikte: Anstieg um 24 Prozent

Fast die Hälfte der angezeigten Dealer sind also Ausländer. Bei den Anzeigen von schweren Delikten bzw. großen beschlagnahmten Suchtgift-Mengen ist der Polizei sogar ein Anstieg um 24 Prozent gelungen. Auf Platz 1 bei ausländischen Tätern liegen hier Serben - auch im Zusammenhang mit Heroin-Handel. Rechnet man die weniger schweren Delikte und geringeren Suchtgiftmengen dazu, liegen Nigerianer hinter den Österreichern auf Platz 2 bei den Tatverdächtigen, gefolgt von Deutschen, Serben, Türken, Algeriern und Afghanen - letztere mit steigender Tendenz im heurigen Jahr. Franz Lang: "Wir sehen die Gruppe der Asylwerber unter den Tatverdächtigen relativ stark. Ich muss aber auch sagen, dass sich die Zahl der Asylwerber vervierfacht hat und dass sich mit Abschluss zehntausender Verfahren die Gruppe derer, die zurückkehren sollten, es aus gewissen Gründen aber nicht tun, auch stark erhöhen wird."

Nigerianer: Cannabis statt Heroin

Laut Lang droht das Abgleiten in die Kriminalität, wenn Asylwerber nach 7 bis 12 Monaten in Österreich keine Chance auf Asyl sehen aber finanziell unter Druck stehen - etwa weil Schlepper oder die Familie Zahlungen erwarten. Allerdings sagt Drogen-Chefermittler Gerhard Stadler: "Bei den angezeigten Tatverdächtigen aus Afghanistan haben wir primär Cannabis-Produkte festgestellt." Auch Nigerianer fallen nicht mehr primär als Heroin- sondern als Cannabis-Dealer auf.

Drogenkonsumenten nicht automatisch angezeigt

Und was sagt der Bundeskriminalamts-Chef zur Legalisierung von Drogen und speziell von Cannabis in mehreren Staaten? "Natürlich muss man die Entwicklungen in Uruguay, Colorado und Portugal langfristig beobachten. Und die Betonung liegt auf langfristig. Wenn es Lösungen diesbezüglich geben muss, dann muss es europäische Lösungen geben, weil Lösungen einzelner Länder - so wie in den Niederlanden - haben immer zu massiven Drogentourismus und Wanderungsbewegungen geführt." In Österreich gibt es seit heuer insofern eine Änderung als erwischte Drogenkonsumenten nicht automatisch bei der Staatsanwalt angezeigt werden. Es erfolgt stattdessen eine Meldung an die Gesundheitsbehörden.