Mit großer Affinität zum Spielfilm

Erik Etschel, Film-Regie

Dass er Filme machen will, wusste er schon als Kind: Erik Etschel, gebürtiger Münchner, Jahrgang 1976, der an der Filmakademie Regie und Drehbuch studiert. Mit "Facetten", seinem Diplomfilm in Spielfilmlänge, wird er nun das Regie-Studium abschließen.

"Ich habe eigentlich schon als Kind begonnen, mit der Super-8-Kamera meiner Eltern 'Winnetou'-Filme nachzudrehen. So habe ich in Abu Dhabi, wo meine Eltern damals lebten, meine Schulkameraden mit Indianerkostümen durch die Wüste geschickt, und sie abgefilmt. Ich hatte keinen anderen Berufswunsch, als etwas zu machen, was mit Film zu tun hat. Kurze Zeit wollte ich zwar Schauspieler werden, seit meinem achten Lebensjahr war mir aber klar, dass ich Regisseur werden will", erzählt Erik Etschel, gebürtiger Münchner, Jahrgang 1976, der seit 1998 an der Wiener Filmakademie Regie bei Peter Patzak und Michael Haneke studiert und bis Sommer 2007 abschließen wird.

Seit 1999 studiert der vielseitige Nachwuchsfilmer, der zum Teil in Abu Dhabi und in New York aufgewachsen ist, auch noch Buch und Dramaturgie an der Filmakademie bei Walter Wippersberg.

Das kommt aus den Anfängen, als wir Kurzfilme gemacht und auch immer das Drehbuch dazu geschrieben haben. Ich lasse dieses Studium aber derzeit ein wenig ruhen, da ich aufgehört habe, selber Bücher zu schreiben. Ich lege zwar Wert darauf, dass die Grundidee von mir kommt, arbeite aber sehr gerne mit Autoren zusammen. Denn es ist wichtig, dass ein Film durch mindestens zwei Köpfe geht. Dann entsteht ein homogenes Buch."

Entscheidung für Wien

Warum er sich für Wien entschied? "Kurz vor der Matura habe ich in München einen Freund gefunden, mit dem ich viele Filme gemacht habe. Und mit Thomas Schwendemann habe ich dann das Regie-Kombinat 'trois points à la line' gegründet, das bis heute besteht. Wir beschlossen damals, eine Filmschule zu besuchen, um das Handwerk von der Pike auf zu erlernen. Die Münchner Filmhochschule sagte uns aber nicht zu. So standen Berlin und Wien zur Auswahl. Hier war aber die Aufnahmeprüfung früher - und außerdem wurden wir gemeinsam, was unsere Bedingung war, aufgenommen", berichtet Etschel.

Den Blick des Betrachters lenken

"Der Film ist das Medium, mit dem ich meine Gefühle ausdrücken kann, mit dem ich sehr viel verarbeite. Besonders fasziniert mich daran, dass ich bestimmen kann, wohin der Betrachter schaut. Ich bin ein großer Fan von Theater und Theater-Regie, aber dort ist es wesentlich schwieriger, den Blick des Betrachters zu lenken", beschreibt Erik Etschel seine Intentionen.

Eindeutige Affinität zum Spielfilm

"Ich bin unbedingt ein Spielfilm-Regisseur. Im Laufe meiner Ausbildung an der Filmakademie musste ich auch Dokumentarfilme drehen, was mir nicht so liegt. Denn ich bin ein Regisseur, der bestimmen will, was im Film passiert - und werde daher nervös, wenn ich nicht eingreifen kann", so der junge Regisseur.

Ein "absoluter Set Junkie"

"Die Filme, die ich jetzt drehe - abgesehen von Werbe- und Imageproduktionen - sind Low-Budget-Filme. So ist man gezwungen, viele zusätzliche Funktionen zu übernehmen. Das sind jene Grauzonen, die ich nicht mag. Ich liebe es, mit einem Autor ein Drehbuch zu erarbeiten, ich liebe die Dreharbeiten und bin ein absoluter Set Junkie, das macht mich glücklich. Alles, was mit Produktion zusammenhängt, liebe ich nicht so, weil ich mich hier kreativ nicht gefordert fühle", erläutert Etschel.

"Ich habe mich lange dagegen gewehrt, auch Werbe- , Imagefilme und Infotainment zu machen - aber ohne diese Arbeiten kommt man nicht durch. Für einen Regisseur ist es sehr schwierig, sich einen Namen zu machen. Ich habe jetzt das Gefühl, dass ich die schweren Zeiten hinter mir lasse. Wichtig ist die Ausdauer."

"Facetten" - Diplomarbeit in Spielfilmlänge

"Mein Diplomfilm 'Facetten' ist ein abendfüllender Spielfilm, was für die Filmakademie eher ungewöhnlich ist. Dafür habe ich sehr lange gekämpft. Es ist ein Thriller, der davon handelt, dass eine junge Schauspielerin, die in einem TV-Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht, die Frau eines Serienmörders spielen soll. Bei der Recherche für ihre Rolle trifft sie die Frau des wirklichen Mörders – und gerät langsam in deren Welt.

"Gedreht wurde bereits 2005, allerdings wurde der Film erst jetzt fertig, weil er eine sehr lange Postproduktionsphase hatte, da er auf sehr vielen verschiedenen Eben funktioniert. Und die Freude an diesem Film wurde sehr getrübt, da meine Cutterin im letzten Februar starb. Daher benötigte ich längere Zeit, um mich wieder auf diese Arbeit einlassen zu können. Derzeit wird er bei verschiedenen Festivals eingereicht, danach wird die Österreich-Premiere stattfinden."

Bisher etwa 30 Filme

Der junge Nachwuchsregisseur, der vielfältige Erfahrungen als Regieassistent für Spiel- und Werbefilme, als 2. Regisseur für Spielfilme sowie als Regieassistent für österreichische und deutsche Werbefilme sammeln konnte, hat bisher rund 30 Filme und etwa 13 Werbe-Filme gedreht: so unter anderen "Johnnie & Kull" und "Horst`s Versteinerung" (beide mit Thomas Schwendemann, 1998), "Die Flie(ß)senleger" (1999), "Hesekiel`s Schwester", "Gott und die Neinsagerin" (2000), "Gaggel Gaggel" (vier Comedy-Folgen, 2004), "Brave New Generation 2K" (2004) sowie "Solange wie ein Leben" (2006).

Der Film "Armer kleiner Mörder", den er 2003 produzierte, stellt eine Vorstufe zu Etschels Diplomfilm "Facetten" dar: "Bei dieser Arbeit wollte ich einmal austesten, was an der Filmakademie technisch möglich ist. Wir haben damals versucht, auch ästhetisch auszuloten, was wir können."

In "aus.schluss" (2002), zeichnete er das Sozialdrama eines Muskelschwund-Behinderten, der seine Pflegerin und seinen Zivildiener Bernd liebt.

Fortsetzung "Brave New Generation" und "Traumprojekt"

Derzeit arbeitet Etschel an einer weiteren Fortsetzung von "Brave New Generation": "Dieser 1993 gedrehte Film beleuchtet die Gefühle der Grunge Generation. 2000 habe ich dann eine Fortsetzung gedreht, was aus den Jugendlichen dieser Generation wurde. Ich habe mir vorgenommen, alle sieben Jahre einen Film über die Jugend von damals zu machen."

Und mit seiner Drehbuch-Autorin Selma Mahlknecht, ebenfalls Absolventin der Filmakademie, versucht Etschel sein großes "Traum"-Projekt "Die Steinernen" zu realisieren: "Die Geschichte handelt von der Mussolini-Zeit in Südtirol. Dieses Großprojekt, das eine italienisch-österreichische Koproduktion werden soll, ist als Spielfilm und als TV-Zweiteiler gedacht. Wir haben bisher sehr um Förderungen gekämpft, sind aber guter Hoffnung". Weiters arbeitet er mit seinem Regie-Partner Thomas Schwendemann an einer Comedy-TV-Serie für das deutsche Fernsehen.

Filme mit Stammteam drehen

Und wie lauten die beruflichen Zukunftswünsche des vielseitigen Nachwuchsregisseurs?

"Ich möchte meine Kunst ausüben und Filme drehen dürfen. Ich bin aber auch ein Teamarbeiter und daher träume ich davon, mit jenen Menschen arbeiten zu können, mit denen ich es will. Denn damit habe ich beste Erfahrungen gemacht", so Erik Etschel.