Ödön von Horvath am Wiener Volkstheater
Glaube, Liebe, Hoffnung
Am Wiener Volkstheater hatte Ödön von Horváths "Glaube, Liebe, Hoffnung", die stets aktuelle Geschichte der arbeitslosen Elisabeth, die ums nackte Überleben kämpft, Premiere. Einen "kleinen Totentanz in fünf Bildern" nannte Horváth sein 1936 in Wien uraufgeführtes Stück.
8. April 2017, 21:58
Einen "kleinen Totentanz in fünf Bildern" nannte Ödön von Horvath sein 1936 in Wien uraufgeführtes Stück "Glaube, Liebe, Hoffnung". Am Wiener Volkstheater hatte die immer aktuelle Geschichte der arbeitslosen Elisabeth, die ums nackte Überleben kämpft, Premiere.
Die Presse
Könnten sich die Theaterdirektoren wieder entschließen, kleine Stücke in kleinen Räumen zu spielen und große in großen, würde das den Ausführenden manche Mühe ersparen. So sind sie gezwungen, wie in der Schauspielschule ("Gib mir ein Ä wie in zäh, nein nicht E wie Emil!!!") jedes Wort pedantisch zu betonen. Dialekt mag bei Horvath entbehrlich sein, bedeutungsvolle Hochsprache ist aber ganz verkehrt. Damit auch ja jeder kapiert, was hier gespielt wird, legt man reichlich Pausen ein.
19. Februar 2007
Der Standard
Und so ist man zwar erschüttert, mit welchen Horváth-Misstönen große Teile des Volkstheater-Ensembles immer wieder aufwarten: Als wären sie allesamt Sprecher eines nach Oberbayern hinübergequetschten Strindberg-Traumspiels: wackere Paragrafenreiter aus schartigem Typenholz und weinerlich unterlegte Gemütsschuftikusse mit Taubenfütterungsbedürfnis (Rainer Frieb als Präparator). Einzig Beatrice Frey im giftgrünen Wollkostüm spreizt als "Frau Amtsgerichtsrat" eine grandiose Salonviper in den Container, wo sie bei Vera Borek (als Wäschegrossistin Prantl) immerhin auf ein mutmaßlich mit Likör betriebenes Matronatskraftwerk angewandter Menschenausbeutung stößt. 19. Februar 2007
Kleine Zeitung
Die junge Patrycia Ziolkowska, vom Schauspielhaus Bonn ans Volkstheater gewechselt, gibt als Elisabeth ein viel versprechendes Debüt in Wien. Sie staunt mit naiv-kindlichem Blick über die gesellschaftliche Maschinerie, in der für ein individuelles Wesen kein Platz ist. Till Firits Alfons wünscht man noch eine kräftige Portion Abgefeimtheit. Grandios Vera Borek als Irene Prantl bei ihrem Volkstheater-Comeback sowie Beatrice Frey als Frau Amtsgerichtsrat.
18. Februar 2007
Kurier
Ödön von Horváths "Kleiner Totentanz" gilt auch als kleines Stück. Viel passiert ja auch nicht in diesen fünf Bildern. Elisabeth, ein typisches Horvath'sches "Fräulein", kämpft einen von Anfang an aussichtslosen Kampf um Selbstbestimmung. Sie zerbricht am Desinteresse ihrer Mitmenschen, an der biederen kleinbürgerlichen Bosheit und Feigheit, an einer mitleidlosen Bürokratie. Das Stück, 1932 geschrieben, porträtiert eine vom Existenzkampf ausgehöhlte Gesellschaft, in der weder Glaube noch Liebe noch Hoffnung viel zählen, eine Gesellschaft, die nicht mehr viel anderes tun kann, als auf Hitler zu warten. Das Böse wächst hier aus der Müdigkeit.
18. Februar 2007
Kronen Zeitung
Regisseur Antoine Uitdehaag bemüht sich dabei redlich um Vorwinter-Stimmung, will wohl alle Menschennöte betrachten. Doch in langsamen eineinhalb Stunden ist das Leiden, Lieben und Sterben des Fräuleins im Volkstheater vorbei.
18. Februar 2007
Veranstaltungs-Tipp
Ödön von Horváth, "Glaube, Liebe, Hoffnung", ab 16. Februar 2007, 19:30 Uhr, Volkstheater
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Volkstheater - Glaube, Liebe, Hoffnung
Die Presse - Liebe Theater-Tote, immer deutlich sprechen!
Der Standard - Täubchen mit Ertaubten
Kleine Zeitung
Kurier
Kronenzeitung