Der wichtigste Rohstoff der Welt

Erdöl

Erdöl wurde in den letzten 150 Jahren zur Grundlage des menschlichen Wirtschaftens, zur Basis aller Produktion von Waren, Gütern und Dienstleistungen. Mit der nötigen Energie kann man alles machen. Ohne Energie kann man gar nichts machen.

Wie kein anderer Rohstoff wurde Erdöl in den letzten 150 Jahren zur Grundlage des menschlichen Wirtschaftens, zur Basis aller Produktion von Waren, Gütern und Dienstleistungen. Dank der unverrückbaren Naturgesetze, dank des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, in seiner heute gültigen Form entdeckte, gilt für alles menschliche Tun: Mit der nötigen Energie kann man letztlich alles machen. Ohne Energie kann man gar nichts machen. Erdöl und sein Verwandter, das Erdgas, sind die konkurrenzlos billigste Energiequelle der Menschheit.

Augenscheinlicher Effekt: Die größten Konzerne wie auch die reichsten Staaten der Welt beziehen ihre Größe und ihren Reichtum aus dem Öl.

Seit 4.000 Jahren genutzt

Genutzt wurde das klebrige Gemisch aus dem Boden bereits vor 4.000 Jahren im alten Mesopotamien, dem heutigen Irak, wo es ja immer noch reichlich vorkommt: Der babylonische König Hamurabi ließ die Straßen seines Reiches mit einem Gemisch aus Erdöl und Sand asphaltieren - nicht anders, als es heute noch üblich ist.

Es dauerte dann bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, bis die Menschheit lernte, auch den Energiegehalt des "schwarzen Goldes" zu nutzen. 1859 baute Edwin Drake in den USA die erste Raffinerie der Welt, um das zu Beleuchtungszwecken damals bevorzugte Tranöl der Wale durch billigeres "Petroleum" ( "Steinöl") zu ersetzen. Die Petroleumlampe war geboren. Seither sind Raffinerien schon wegen ihrer unübersehbaren Dimensionen aus den Landschaften der Industriestaaten nicht mehr wegzudenken. In ihnen wird das zähflüssige Gemisch aus Kohlenwasserstoffen in verwertbare Formen aufgespalten: in Heizöl, Diesel, Benzin, Kerosin.

Die Standard Oil Company

Nach Drakes Pionierleistung begann bald der Siegeszug des Erdöls, der untrennbar mit dem Namen John D. Rockefeller verbunden ist. Um 1900 kontrollierte er mit seiner Firma, der Standard Oil Company, das expandierende Ölgeschäft, von der Förderung über die Raffinierung und den Transport bis zum Verkauf an die Verbraucher.

1911 verurteilte der Oberste Gerichtshof der USA in einem "Jahrhundertprozess" die Standard Oil Company wegen ihrer Geschäftspraktiken, unter denen sich neben erpresserischen Kreditgeschäften und Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht auch Brandstiftung und blanke Sabotage fanden.

Das Gericht ordnete die Zerschlagung des monopolistisch zusammengerafften Unternehmens in insgesamt 34 Einzelfirmen an. Alle heutigen großen Ölkonzerne haben in der einen oder anderen Weise darin ihren Ursprung.

Wann wird das schwarze Gold versiegen?

In jüngerer Zeit kam das Erdöl noch weiter in Verruf: Es sei der Grund für Kriege und Bürgerkriege. Es sei die Ursache von Umweltproblemen. Vor allem aber: Es sei nur begrenzt vorhanden. 1975 veröffentlichte der bekannte Club Of Rome seinen berühmten ersten Bericht. Darin wurde das Versiegen der Ölquellen für das Jahr 1995 vorausgesagt.

Die "wissenschaftliche" Prognose erfüllte sich nicht - ebenso wenig wie manch andere. Und alle solchen Prophezeiungen in Bezug auf das Öl relativieren sich, wenn man weiß, dass mit heutigen Fördertechniken nur zehn Prozent der weltweiten Vorkommen überhaupt verwertbar sind.

Wahr ist indes: Dieser leicht förderbare Anteil des schwarzen Goldes wird in wenigen Jahrzehnten verbraucht sein. Und wahr ist, dass neue Verfahren zur Gewinnung des großen Rests teuer und immer teurer werden.

Teure Ölförderung

In Zahlen: Öl aus den großen Lagerstätten am Persischen Golf kostet um die fünf Dollar je Barrel. Öl aus "Offshore"-Bohrungen in der Nordsee kommt auf 15 bis 20 Dollar. An die 50 Dollar je Barrel kostet die Ausbeutung von Ölsanden. Und die Verwertung von Ölschiefern, die 70 Prozent der globalen Reserven darstellen, wird die 100-Dollar-Marke überschreiten.

Das Öl wird also nicht ausgehen, aber sein Preis wird unaufhaltsam steigen - eine Entwicklung, die bereits im Gang ist. Das muss indes keine Katastrophe sein: Im Gegenzug werden alternative Energiequellen konkurrenzfähig. Man kann hoffen, dass die Menschheit Mittel und Wege finden wird, ihren Energiebedarf daraus zu decken.

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Hör-Tipp
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Buch-Tipp
Donella H. Meadows, Dennis L. Meadows und Joergen Randers, "Grenzen des Wachstums - Das 30-Jahre-Update. Signal zum Kurswechsel", aus dem Englischen von Andreas Held, Hirzel Verlag, ISBN 3777613843

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