Kabarett der Nachkriegszeit

Louise Martini wird 80

Im Wien der späten 1950er Jahre kannte man sie als Rosa Gundlmoser, als Elfi von Hernals, als Cover- und Chesterfield-Girl: Louise Martini. Was Louise Martini am Kabarett besonders faszinierte, war die Vielseitigkeit. Am 10. November 2011 wird sie 80.

"Man realisiert ja gar nicht, dass man plötzlich 80 wird. Ich habe aber niemals an meinem Alter herumgemogelt. Das finde ich idiotisch." Man glaubt es tatsächlich nicht: Das Chesterfield-Girl der 1950er Jahre, die Irma La Douce der 1960er Jahre, die Moderatorin des legendären "Ö3-Mittagsmartini" der 1970er und 1980er Jahre, die Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin Louise Martini feiert am 10. November 2011 ihren 80. Geburtstag. An diesem Tag vor fünf Jahren wurde ihr auch das Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien überreicht.

Mit Qualtinger auf der Bühne

Begonnen hatte alles zunächst mit Schauspielunterricht am Wiener Reinhardt-Seminar, mit Radioauftritten beim Sender Rot-Weiß-Rot, und schließlich mit einem Engagement als Pratermädchen Elli in "Kasimir & Karoline" im Kleinen Konzerthaustheater in der Regie von Michael Kehlmann. Bald darauf stieß sie zum legendären Kabarett-Team um Helmut Qualtinger.

Als Covergirl, als "Traumköchin", "Chesterfieldgirl", als Elfi von Hernals und als Rosa Gundlmoser wollten sie ihre männlichen Kabarett-Kollegen Helmut Qualtinger, Georg Kreisler, Peter Wehle und Gerhard Bronner auf der Bühne des Theaters in der Liliengasse sehen und hören: Fünf Saisonen von 1956 bis 1961 war Louise Martini die Frontfrau in den legendären Kabarettprogrammen wie "Blattl vorm Mund", "Brettl vor'm Klavier" oder "Glasl vor'm Aug".

"Ich bin für jene Texte engagiert worden, die ein Mann nicht sagen konnte. Das Bild der Frau war, dass sie auch keine politischen Aussagen auf der Bühne zu tätigen hatte. Ich habe damals gar nicht so gemerkt, wie wichtig die 1950er Jahre waren. Ich saß dabei, wenn der Helmut mit den anderen Künstlern, Politikern und Schriftstellern beisammen war, hörte viel und redete wenig. Damals war ich gar nicht politisch. Eigentlich setzte meine Politisierung erst ein, als ich Wien verließ."

Legendäre Ö3-Sendungen

1962 verließ Louise Martini Wien für mehr als 30 Jahre: Sie spielte in München die Irma La Douce, wurde fürs Musical entdeckt und avancierte im deutschen Fernsehen zum Publikumsliebling. Beim WDR in Köln schließlich lernte sie ihren Ehemann Heinz Wilhelm Schwarz kennen und zog für einige Jahre nach Köln. Österreich verlor die Künstlerin zeitweise aus den Augen:

"Ich hatte in Köln geheiratet, arbeitete dort und war in Deutschland als Schauspielerin gefragt. In Österreich nicht. Warum sollte ich da Heimweh haben?"

1968 versuchte man, Louise Martini wenigstens für das Radio wieder nach Österreich zu holen: Für den neuen Sender Ö3 produzierte sie 17 Jahre lang die Sendungen "Martini-Cocktail" und "Mittags-Martini", aber auch für Hörspiele wurde sie immer wieder engagiert.

Zurück zu Qualtinger

Hörspiel, Musical, Fernsehen, Theater - das war lange Zeit die Welt der Louise Martini. Das Kabarett und die Satire bekamen erst relativ spät wieder Bedeutung für sie, denn eigentlich sah sich Louse Martini nie als Kabarettistin. "Die Lore Lorentz, das ist eine richtige Kabrettistin, die hat selbst geschrieben. Ich habe die Texte ja immer von Bronner oder Wehle in die Hand gedrückt bekommen und habe sie interpretiert."

Im Zuge der Herausgabe der Gesamtausgabe von Helmut Qualtingers Werken ein Jahr nach dem Tod des Künstlers 1987 las sie aus den Texten ihres ehemaligen Kollegen und Freundes. Damit entdeckte sie aber auch eine weitere Facette ihre Berufs: das Lesen vor Publikum. Diese Qualtinger-Lesungen waren für Louise Martini aber auch Anlass, sich noch einmal mit den legendären 1950er Jahren auseinander zu setzen und auf wiederholte Anfrage des Deuticke-Verlages unter die Schreibenden zu gehen. So entstand das Buch "Ein O für Louise. Nylons, Jazz & Chesterfield", Louise Martinis ganz persönliche Erinnerungen an diese für sie nachträglich so wichtige Zeit.

Service

Das Theater in der Josefstadt hat am 20. November um 11:00 Uhr unter dem Titel "Theaterlieben" eine Matinee zu Ehren der Künstlerin angesetzt. Louise Martini und Peter Turrini werden gemeinsam aus Turrini-Stücken, darunter "Josef und Maria" und "Silvester", lesen.

Am 28. November wird Louise Martini im Rahmen der Veranstaltung zum Österreichischen Kabarettpreis im Porgy & Bess in der Riemergasse 11 im ersten Bezirk in Wien für ihr satirisches Gesamtwerk ausgezeichnet.

Buch: Louise Martini, "Ein O für Louise. Wien in den 50er Jahren", Deuticke Verlag