Umstrittenes Museum über Ungarns Zeitgeschichte

Das Haus des Terrors in Budapest

Ein Haus in Budapest, in dem sowohl die Faschisten wie auch die Stalinisten ihre Gegner gequält haben, wurde zum "Museum des Terrors". Historiker zeigen sich skeptisch. Hier werde einseitig Politik gemacht, argumentieren sie.

Gábor Tallai über Museum und Publikumsreaktionen

Seit vier Jahren gibt es das Museum "Haus des Terrors" in Budapest. Die ungarischen Faschisten und anschließend die Kommunisten wählten für ihre brutalen Verhöre ein- und dasselbe Gebäude, das nun als Gedenkstätte die Diskussionen anheizt.

Außenansichten - Innenansichten

In der Budapester Andrássy ut 60 gibt es ein Neo-Renaissance-Palais, dessen Vergangenheit seit nunmehr vier Jahren im Mittelpunkt politischer und historischer Auseinandersetzungen steht. Das ehemalige jüdische Bürgerhaus der Familie Perlmutter wurde Ende der 1930er Jahre von den Pfeilkreuzlern, den ungarischen Nazis unter Ferenc Szálasi, als Hauptquartier eingerichtet. Der Kellertrakt wurde dabei zu Folterkammern umfunktioniert.

Nach der Machtübernahme der Kommunisten eignete sich der Staatssicherheitsdienst AVO bzw. AVH die Räumlichkeiten an und ließ zwischen 1945 bis 1956 das Untergeschoß für brutale Verhöre ausbauen. Nach dem ungarischen Volksaufstand verschwanden die grausamen Spuren. Das Haus diente als Bürogebäude und als Jugendklub.

Sprache und Lesart des Museums

Unter der konservativen Regierung Viktor Orbán entstand 2002 ein Museum unter der Leitung der Direktorin Maria Schmidt. Auf drei Stockwerke verteilt, präsentieren aufwändig gestaltete Räume überwiegend die Auswirkungen des kommunistischen Regimes.

Zeitzeugen kommen zu Wort, Tondokumente und Filmausschnitte führen die Besucher auf einem Pfad durch die Ausstellungsräumlichkeiten. Höhepunkt ist das Untergeschoß, dessen nachgebaute Zellen und Folterkammern das Ausmaß des Terrorhauses nachwirken lassen.

Viele Fragen ohne sichtbare Antworten

Obwohl die Geschichte des Gebäudes vom Programmdirektor Gábor Tallai und von der Museumsdirektorin Maria Schmidt immer wieder als inhaltlicher Schwerpunkt des Museums genannt wird, erweitern Themen ferne und mitunter unverständliche Installationen die Ausstellung. Den Besuchern bleibt ein "merkwürdiger“ Eindruck des Gezeigten zurück.

2004 bescherte die Machart des Museums den Verantwortlichen die Auszeichnung "Museum des Jahres“. Für eine Reihe von Historikern gibt diese Form der Vergangenheitsbetrachtung Anlass zur Kritik. Die Gleichstellung des stalinistischen Regimes mit dem faschistischen wird genauso beanstandet wie letztlich die Aussage: Ungarn war immer Opfer.

Hör-Tipp
Journal-Panorama, Montag, 23. Oktober 2006, 18:25 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonenntInnen können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Link
Terror Háza - Haus des Terrors (ung.)