Fast der Letzte seiner Art

Kunstdrucker Kurt Zein

Er ist 61 Jahre alt, gilt als der Meister seines Faches, sein Name wird mit Ehrfurcht ausgesprochen und für die, die ihn kennen, steht sein Name für Perfektion auf einem ganz speziellen Gebiet: Kurt Zein druckt Kunstwerke bedeutender Künstler.

Sich selbst beschreibt Kurt Zein so: "Ich habe 1971 in Wien eine 'Werkstatt für handgedruckte Originalgrafik' gegründet, mit vielen, auch internationalen Künstlern gearbeitet und bin bis heute erfolgreich tätig. Meine Hauptgebiete sind: manueller Tiefdruck, also alle Formen der Radierung, fotografische Edeldrucktechniken wie z. B. Heliogravure, Bromölumdruck usw., sowie Holz- und Linolschnitte und experimentelle Druckgrafik, sozusagen alles, was man einfärben und durch die Presse ziehen kann."

Drucken ist für Zein eine ausgesprochen sinnliche Angelegenheit. "Wenn ich neues Papier bekomme, dann beiße ich hinein. Wenn ich durch den Baumarkt gehe, sehe ich manchmal Dinge, wo ich mir denke, das könnte man zum Drucken verwenden. Ich kann auf alles drucken, bis auf Steine." Von jedem Druck hebt sich Zein ein Belegexemplar auf, und dokumentiert so sein Lebenswerk.

"Der Beruf ist eine Zweisamkeit, zwei aus verschiedenen Wirklichkeiten arbeiten an einer Idee. Ich arbeite gerade an einem Tryptichon mit Hermann Nitsch, das wird das grafische Hauptwerk, glaube ich."

Von Gewalt geprägte Kindheit

Kurt Zeins Kindheit war ein ziemliches Desaster. 1945 geboren, seine Mutter beging Selbstmord, als er zehn Monate alt war, sein Vater überließ ihn der Großmutter. "Ich war ein sehr verschrecktes Kind."

Die extreme Kurzsichtigkeit hat dazu geführt, dass er sich früh in Büchern verkrochen hat. Die Zeit in der Klosterschule war die Hölle. Die gesamte Kindheit und Jugend steht für Kurt Zein - gelinde gesagt - unter "keinem guten Stern". Es ist eine Kindheit, die geprägt ist von Angst, Gewalt und Flucht.

Die ersten Künstler

Kurt Zeins Vater betrieb eine Firma für Werbemittlung und wollte, dass sein Sohn eine grafische Ausbildung macht, um bei ihm zu arbeiten zu können. "Drei Monate haben sie mich ausgehalten." Der Besuch in einer Kunstdruckerei legt sein Berufsziel fest, das er ab nun mit allen Mitteln verfolgt.

Anfang der 1970er Jahren schließlich gründet er seine eigene Druckerei. "Dort war ich mein Herr." Die ersten Künstler sind gekommen, Pongratz, Ringel, Ernst Fuchs, Wiener Schule, "dort war die Wurzel von dem Ganzen, was sich heute abspielt."

Kurt Zein hat es geschafft. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet er mit Künstlern zusammen. Seine Druckgrafiken entstehen immer - wie er auch selbst sagt und schreibt - "im Zusammenwirken von künstlerischem Schaffen und handwerklichem Können".

Zusammenarbeit mit Jim Dine

Jim Dine, der zur Künstlergruppe um Robert Rauschenberg, Claes Oldenburg und Roy Lichtenstein gehörte und einer der Begründer der "Pop Art" ist, wird zu den größten Zeichnern seiner Generation gezählt. Jim Dine beschäftigte sich auch sehr intensiv mit der Druckgrafik und der Typografie. Er kam auf Empfehlung zu Kurt Zein. Im Katalog, der anlässlich der Ausstellung in der Galerie im Traklhaus in Salzburg "Me and Zein. Zein und Ich. Jim Dine. Radierungen und Holzschnitte. 1987-1996" erschienen ist, schreibt Jim Dine:

In den späten 80er Jahren fuhr ich nach Wien, um Zein zu treffen. Er bellte mich an und beschnüffelte mich von allen Seiten, und dann lud er mich in seinen Bau ein. (...) Er ist auch sehr tapfer. Er erlaubt mir, gefährliche Werkzeuge in seine Werkstatt zu bringen und ohne Einschränkung zu benützen.

Eines dieser gefährlichen Werkzeuge war eine Kettensäge, die Jim Dine benutze, um Holzplatten zu bearbeiten. Kurt Zein musste wegen des vielen Staubs alle seine Laden mit den vielen Belegexemplaren zukleben.

Ein aussterbendes Metier

Als Profiberuf wird das Drucken aussterben, befürchtet Zein. "Es gibt so viele neue Techniken, die von Künstlern benutzt werden. Nur die handgedruckte Originalgrafik wird als Hobby überleben", befürchtet er.

Kurt Zein hat es - um es ein wenig marktschreierisch auszudrücken - "geschafft". Er ist in seinem Metier der Gefragteste und Anerkannteste. Ist es nun Schicksal oder Zufall, dass es so gekommen ist? "Ich bin nicht kismetgläubig, habe aber schon einige Fäden erlebt, die nicht erklärbar sind. Magisch? Wenn ich mich mit einem Künstler verzahne, das läuft nur über den Kopf ab, Sprache ist da nicht genug."

Verschmelzung von Kunst und Handwerk

Die Arbeit, die der 61-jährige Kurt Zein macht, das Drucken von Radierungen und vielen anderen Ausdrucksformen grafischer Techniken, ist eine hohe Form der Verschmelzung von Kunst und Handwerk, und immer manifestiert sich der Versuch, das klassische Handwerk der Vervielfältigung mit neuen künstlerischen Ideen zu verbinden.

Aber er selbst - Kurt Zein - ist nicht "kopierbar", in seinem Metier scheint er ein Unikat zu bleiben. "Ich vermute, ich kann das nicht an künftige Generationen weitergeben. Die Computer-Knöpfe-Drücker-Generation ist nicht in der Lage, ein Handwerk gewissenhaft auszuführen, da gehört völlig anderes Wissen dazu."