Mit Calling Mozart durch die Stadt

Auf den Spuren der Familie Weber

Heute hat Mozart-Musical "Die Weberischen" Premiere. Felix Mitterer und Martyn Jacques nähern sich dem Phänomen Mozart aus der Sicht der Frauen, die ihn umgeben haben. Auf die Spuren der Weberischen kann man auch mit dem Audioprojekt "Calling Mozart" begeben.

Am Montag, dem 28. August 2006, startet im Wiener Museumsquartier, die musikalische Komödie "Die Weberischen", Die Co-Produktion der Vereinigten Bühnen Wien und dem Wiener Mozartjahr 2006 ist ein Auftragswerk an den in Irland lebenden österreichischen Autor Felix Mitterer (Buch) und Martyn Jacques und die Tiger Lillies (Musik).

Die Geschichte ist die der Weberischen, von Mozarts Frau Konstanze Weber, ihrer Mutter und ihrer drei Schwestern und ihren Beziehungen untereinander, zum Künstler Wolfgang Amadeus Mozart, zum Mann Wolfgang Amadeus Mozart und zu anderen Männern.

Österreich 1 und das Wiener Mozartjahr 2006 haben in ihrem Projekt Calling Mozart für 50 Orte in Wien, die in direkter Beziehung zu Mozart stehen, Audiostationen entwickelt, die mittels Telefon, Audioguide oder online - vor Ort, oder wo auch immer Sie sich gerade befinden - abgehört werden können.

Jugendliche Revolte

Wien, 1781. Es ist die Zeit von Mozarts Aufbruch in die Unabhängigkeit, doch ganz ins kalte Wasser will der 25-Jährige doch nicht. (Calling Mozart, Station 17) Als er mitten in den Auseinandersetzungen mit dem Salzburger Erzbischof dessen Quartier im Deutschordenshaus verlassen muss, zieht er zu alten Bekannten, der Mannheimer Familie Weber. "die alte Mad.mme Weber war so gütig mir ihr haus zu offrieren - da habe ich mein hüpsches Zimmer; bin bey dienstfertigen leuten, die mir in allen, was man oft geschwind braucht, und wenn man allein ist nicht haben kann an die hand gehen", schreibt Wolfgang Amadé Mozart am 9. Mai 1781 dem Vater nach Salzburg. (Calling Mozart, Station 18)

Der Vater hat keine besonders hohe Meinung von der Mannheimer Schauspielerfamilie, mit der seinen Sohn schon eine, gescheiterte, Liebschaft verbindet - die zu seiner späteren Schwägerin Aloysia Lange. Wolfgang hat sie auf seiner Parisreise 1777 kennen und lieben gelernt, bis ihm ihre Zurückweisung beinahe das Herz gebrochen hat. (Calling Mozart, Station 36) Aloysia ist mittlerweile eine der besten Sängerinnen in Wien und hat den Schauspieler Joseph Lange geheiratet.

Falsche Versprechungen
Mozart beruhig seinen Vater, wenn auch zweifelhaft: "bey der Langin war ich ein Narr, das ist wahr, aber was ist man nicht wenn man verliebt ist! Ich liebte sie aber in der Thtat, und fühle dass es mir noch nicht gleichgültig ist! - und ein glück für mich, dass ihr Mann ein Eyfersichtiger Narr ist, und sie nirgends hinlässt, und ich sie also selten zu sehen bekomme." Der Verdacht ist nicht ganz unbegründet, dass Mozarts spätere Frau Constanze, eine der beiden jüngeren Schwestern Aloysias, für Wolfgang ursprünglich ein Ersatzobjekt für die unerreichbare Geliebte darstellt. Noch seinen letzten Auftritt als Klaviervirtuose bestreitet Mozart im März 1791 gemeinsam mit Aloysia Lange, die zu der Zeit auf den Ankündigungszetteln schon den größeren Namen hat. (Calling Mozart, Station 41)

Zurück ins Jahr 1782. Leopold Mozart hat ganz offensichtlich Informanten in Wien, die ihn darüber auf dem Laufenden halten, dass Wolfgang zwar auf Distanz zu Aloysia gehen mag, aber längst Gefallen an deren jüngerer Schwester Constanze gefunden hat. Der Vater dringt darauf, dass Wolfgang ein anderes Quartier nehmen möge, um dem Tratsch Einhalt zu gebieten. Der Sohn gehorcht und zieht auf den Graben. Er gehorcht zähneknirschend. Ein letztes Mal: „vielle Commoditeten werden mir doch abgehen in meinem neuen logement, - besonders wegen dem Essen.“ (Calling Mozart, Station 19)

Hastige Hochzeit

Die Julitage bereiten Wolfgang Amadeus Mozart ein Wechselbad der Gefühle. Während er noch um die Einwilligung seines Vaters in die geplante Hochzeit mit Constanze Weber ringt, verspricht seine Oper "Die Entführung aus dem Serail" ein Publikumsrenner zu werden. (Calling Mozart, Station 23).

Die Tage vor der Heirat von Wolfgang und Constanze am 4. August 1782 sind von großer Anspannung gekennzeichnet. Seit Monaten schon ringt Wolfgang Amadé Mozart um die Einwilligung des Vaters in seine geplante Heirat mit Constanze Weber.

Unmittelbar vor der Hochzeit nötigt Constanzes Vormund, der später in einen Betrugsskandal verwickelte Kassenwart des Burgtheaters, Johann Thorwart, Wolfgang ein Heiratsversprechen und einen Ehevertrag ab. Mutter Weber droht, Constanze mit der Sitttenpolizei aus der Mozartschen Wohnung am Graben abführen zu lassen. Schließlich die Heirat im aller engsten Kreis: "Als wir zusamm verbunden wurden fieng meine frau als ich an zu weinen; - davon wurden alle sogar der Priester gerührt. Und alle weinten, da sie zeuge unserer gerührten herzen waren." Nur (Calling Mozart, Station 21)

Nach der Hochzeit, Anfang August 1782, zieht das Ehepaar Mozart in das Haus in die Wipplingerstraße 19, wo der 6-Jährige Mozart das Jahr 1768 verbracht hat. Dort erlebt der Komponist auch den Siegeszug seiner Oper "Die Entführung aus dem Serail". Die Mozarts wohnen im zweiten Stock. Ende des Jahres übersiedeln Wolfgang und Constance Mozart in die Wohnung in der Wipplingerstraße 14. (Calling Mozart, Station 22)

Pralles Leben

Das junge Ehepaar genießt sein Leben in vollen Zügen. Er ist 26 Jahre alt, sie ist 20. Und das Beste: beide haben sich so gut als möglich von den Eltern befreit. Im Weberischen Fall klingt das aus Mozarts Mund so: "Ich habe in der that die Meinige nicht so bald geheyrathet um im verdruß und Zank zu leben, sondern um Ruhe und vergnügen zu genüssen. Und das konnte auf keine andere art geschen als sich von diesem hause loszumachen."

Im April 1783 übersiedeln Wolfgang Amadé Mozart und seine schwangere Frau Constance vom Kohlmarkt ins Haus zur Mutter Gottes Ecke Kurrentgasse und Judenplatz. Dort kommt am 17. Juni das erste der insgesamt sechs Kinder des Paars zur Welt. Nur zwei davon werden das Erwachsenenalter erreichen, Carl Thomas und Franz Xaver. (Calling Mozart, Station 26 und Station 48)

Über das Verhältnis von Wolfgang und Constanze ist heftig spekuliert worden. Viele Briefe im letzten Jahr sind von großer Zuneigung geprägt. Constanze weilt oft in Baden zur Kur. Mozartschüler Franz Xaver Süßmayer ist häufig mit von der Partie. Manche der Briefe sind von wechselseitiger Eifersucht geprägt. Es gibt auch Vermutungen, dass Süßmayer der Vater des 1791 geborenen Franz Xaver Wolfgang ist. Über Jahre hinweg führen die beiden jedenfalls eine genussfreudige und sinnenfrohe Beziehung. Dass es auch im achten Ehejahr wenigstens bei Mozart noch knistert, belegen gerade seine Briefe von der Deutschlandreise des Jahres 1789, wenn er etwa schreibt "richte dein liebes schönstes nest recht sauber her, denn mein bübderl verdient es in der that, er hat sich recht gut aufgeführt und wünscht sich nicht als dein schönstes … zu besitzen". (Calling Mozart, Station 39)

Zauberhafter Triumph
Übrigens ist auch die älteste der Weber-Schwestern, Josepha, Sängerin und mit Mozart verbunden. Sie ist seine erste Königin der Nacht und wird diese Rolle bis weit nach Mozarts Tod über 200 Mal singen. In seinen Briefen beschreibt Mozart seiner in Baden zur Kur weilenden Frau auch, wie er mit seiner Schwiegermutter Cäcilia und seinem Sohn Carl eine Aufführung der "Zauberflöte" besucht, bei der auch sein Konkurrent Antonio Salieri anwesend war. (Calling Mozart, Station 42)

Mehr zu Felix Mitterer in Ö1 Inforadio und zu Stephanie Mohr in oe1.ORF.at

Mehr zu den Spuren der Familie Weber in http://www.callingmozart.at
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Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendung "Im Künstlerzimmer" vom Sonntag, dem 27. August 2006, 11:50 Uhr, mit Stephanie Mohr, der Regisseurin von "Die Weberischen" nach Ende der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Veranstaltungs-Tipp
Wiener Mozartjahr 2006, Felix Mitterer/Martyn Jacques, "Die Weberischen", Montag, 28. August 2006 bis Donnerstag, 21. September 2006, 19:30 Uhr, Halle E, Museumsquartier Wien

Links
Wiener Mozartjahr 2006 - Die Weberischen
Vereinigte Bühnen Wien - Die Weberischen
Literaturhaus - Felix Mitterer
The Tiger Lillies
Mozart 2006
Halle E + G