Ein "Großmeister der Wiedergabe"

Zum 25. Todestag von Karl Böhm

Mozart, das war für ihn nicht bloß ein "Lieblingskomponist", er bedeutete für ihn die Basis: Karl Böhm, der am 14. August 1981 starb. So atmeten die Interpretationen des "Großmeisters der Wiedergabe" stets die geniale Leichtigkeit des Salzburger Genies.

Karl Böhm im Interview mit F. Zoglauer (1979)

"Wenn ich im Himmel dem Beethoven begegne, ziehe ich ganz tief den Hut und gehe vorüber! Wenn der Mozart kommt, falle ich auf die Knie und kann nichts sagen." Dieser Ausspruch Karl Böhms kann zwar als Bekenntnis gelten, keinesfalls aber als Eingrenzung seiner künstlerischen Persönlichkeit.

Mozart, das war für ihn nicht bloß ein "Lieblingskomponist", Mozart bedeutete für ihn stets die Basis seines Berufes, seiner Berufung schlechthin. So vermittelten auch Böhms Interpretationen stets die geniale Leichtigkeit des Salzburger Genies, egal ob er nun Wagner oder Richard Strauss, Bruckner, Schubert, Brahms oder auch Verdi dirigierte. Am Dienstag, den 14. August 2006, jährt sich der 25. Todestag von Karl Böhm.

Ein "Großmeister der Wiedergabe"

"Es gibt Dirigenten," schreibt Hans Weigel im Vorwort zu Böhms Memoiren (deren Herausgeber Weigel auch war), "unter ihnen auch große, denen sieht und hört man bewundernd zu und denkt sich dabei: 'Gott, muß das schwer sein!' Und es gibt Dirigenten, unter ihnen nur große, denen sieht und hört man bewundernd zu und denkt dabei: 'Gott, muß das leicht sein!' Karl Böhm ist ein Großmeister der Wiedergabe, angesichts dessen man zu denken geneigt ist: 'Gott, muß das leicht sein!'"

Von Prawy auf den Punkt gebracht

Und Marcel Prawy bringt Böhms unspektakulären Musizierstil auf den Punkt: "Das Vokabular der Beschreibung großer Dirigenten ist bekannt: Sie dirigieren faszinierend, erregend, genial. Karl Böhm dirigiert richtig!"

Karajan über Böhms Künstlertum

Übrigens hat auch Herbert von Karajan Böhms Künstlertum ähnlich charakterisiert, wenn er in seiner Rede zu dessen 85. Geburtstag seinerzeit gemeint hat:

"Richard Strauss hat einmal gesagt, man solle das Orchester streicheln ... Karl Böhm ist aber darüber einen Schritt hinausgegangen. Er ist das Wissen, das Können, das Wollen und das Erreichen in Personalunion ... im Nichtstun liegt das Tun; d. h., dass zuerst alles getan, geprobt sein muss, um ein Musikstück wie selbstverständlich erklingen zu lassen. Wer darin so weit gekommen ist wie Karl Böhm, der bekommt von dem allem, was er gibt, das zurück, was eigentlich ein Lebenselexier ist."

Musik- und Jusstudium in Graz

Geboren wurde Karl Böhm am 28. August 1894 in Graz, und obwohl es für ihn schon von Kindheit an feststand, Musiker zu werden, respektierte er doch den Wunsch seines Vaters nach einem bürgerlichen Beruf und absolvierte daher parallel zu seinem Musik- auch ein Jusstudium.

Doch bereits zwei Jahre vor seiner Promotion zum Dr. juris im Jahre 1919 erfolgte schon sein Debüt als Dirigent am Opernhaus seiner Heimatstadt Graz. 1921 holte ihn schließlich Bruno Walter nach München, 1927 wurde er Generalmusikdirektor in Darmstadt, 1931 Opernchef in Hamburg und am 28. März 1933 dirigiert er erstmals an der Wiener Staatsoper.

1933 Dresdner Opernchef

Keine zwei Monate später erfolgt bereits seine Ernennung zum Direktor der Staatsoper in Dresden, wo die soeben zur Macht gekommenen Nazis gerade Fritz Busch ziemlich rüde aus seinem Amt vertrieben hatten.

Und hier beginnt auch Böhms nie ganz geklärte Verstrickung in das politische System des "Tausendjährigen Reiches", wenn er alle diesbezüglichen Vorwürfe auch stets zurückgewiesen hat, namentlich jede Beteiligung an dem Putsch gegen seinen Kollegen Fritz Busch.

Opportunismus gegenüber Nazi-Regime

Ein gewisser Opportunismus in seiner Haltung dem Regime gegenüber ist ihm aber kaum abzusprechen, selbst wenn er sich in künstlerischen Fragen gelegentlich mit den herrschenden Kulturbonzen angelegt hat. Was diese allerdings nicht hinderte, ihm ab 1943 die Leitung der Wiener Staatsoper anzuvertrauen.

Zweite Wiener Direktions-Ära 1954-1956

Scheiterte diese Aufgabe nach kurzer Zeit an den Folgen des totalen Krieges, war auch der zweiten Direktion-Ära Böhms an der Staatsoper kein langes Leben bestimmt.

Der glanzvollen Wiedereröffnung des Hauses am Ring im November 1955 folgte im Handumdrehen der (un)künstlerische Alltag. Auf der anderen Seite standen die Verlockungen einer sich gerade anbahnenden, multimedialen internationalen Karriere, die ihn tatsächlich auch rasch in die allererste Riege der großen Pultstars katapultieren sollte. Böhm demissionierte schließlich im Wissen, dass Karajan bereits "ante portas" stand.

Letzte Staatsopern-Vorstellung 1981

Karl Böhm kehrte als Dirigent aber bald wieder an die Staatsoper zurück, wo seine Laufbahn ein Vierteljahrhundert später dann auch ihren Abschluss fand:

Am 12. März 1981 musizierte der greise Maestro in einer "Figaro"-Vorstellung das letzte Mal vor Publikum, am 14. August desselben Jahres starb Karl Böhm in Salzburg.