Interesse an Rollen, die nach Leben schreien

Magdalena Kronschläger, Schauspielerin

Die Hintergründe menschlichen Handelns faszinieren sie: Magdalena Kronschläger, 23, die seit 2003 am Reinhardt Seminar Wien Schauspiel studiert. Zurzeit probt sie für einen musikalischen Abend, im August ist sie im Ö1 Hörspiel "Stilübungen" zu hören.

"Mich hat das Schauspielen, das Beschäftigen mit menschlichen Vorgängen, wie und warum jemand so oder anders handelt, immer schon fasziniert. Mit 17 kam ich durch einen Zufall durch einen Klassenkollegen zu einem Theater-Workshop - und habe schätzen gelernt, was das für ein toller Beruf ist. Ich wollte aber mehr wissen, noch mehr erfahren. Und dann stand für mich fest: Ich will Schauspielerin werden", erzählt Magdalena Kronschläger, gebürtige Oberösterreicherin aus Wels, 23 Jahre alt, die seit Herbst 2003 am Wiener Max Reinhardt Seminar Schauspiel bei Ulli Maier studierte und nun bei Barbara Petritsch ist.

Was die Nachwuchsschauspielerin besonders an ihrem Beruf reizt? "Die Menschen sollen etwas erleben, wenn sie zusehen. Es hat einen ganz besonderen Reiz, wenn eine Rolle durch die Beschäftigung immer stärker zu mir kommt. Ich lerne ja dadurch auch sehr viel für das Leben - und verstehe andere Menschen besser. Denn es sind Erlebnisse, die ich als Privatperson kaum hätte - ich würde z.B. nie einen anderen Menschen ermorden", schildert Kronschläger, die derzeit im sechsten Semester ist und im Juni nächsten Jahres abschließen wird.

Farbenreiche Darstellung

"Das Schauspielen soll keine Selbstdarstellung, keine Selbsttherapie sein - und trotzdem sehr farbenreich. Ich kann ja nur mit dem arbeiten, was ich bin. Aber trotzdem soll jede Figur, die ich spiele, ihre eigene Farbe, ihr eigenes Sein haben. Das ist es letztlich auch, was am Meisten Spaß macht", beschreibt die junge Schauspielerin ihren Zugang.

Rollen, die nach Leben schreien

"Am spannendsten sie jene Charaktere, bei denen man nicht gleich auf den ersten Blick sieht, was alles dahintersteckt und erst langsam die Fassade abbröckelt. Ich mag gerne jene Rollen, die nach Leben schreien, durchbrechen - oder aus einem bestimmten Grund eben nicht durchbrechen können", beschreibt Magdalena Kronschläger ihre Herausforderungen.

"Zum Beispiel die Marie im "Woyzeck", die mit dem Soldaten etwas anfängt, weil sie zu Hause nicht jene Befriedigung bekommt, die sie braucht. Und merkt, dass es noch mehr im Leben geben muss, als sie hat. Oder Johanna von Orleans, deren Weltbild auf einmal zusammenbricht, als sie diesen Mann trifft und ihn nicht töten kann. Die Gedanken, die Werte müssen neu abgeklärt und die Grenzen neu gezogen werden."

Von Schiller bis Genet

Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte die Nachwuchsschauspielerin, noch bevor sie ans Reinhardt Seminar kam. 2003 in "Amnesty" am dietheater Künstlerhaus. "Es war keine klassische Bühnenarbeit, sondern eine Produktion in Zusammenarbeit mit amnesty international, wo es um Menschenrechte und Misshandlungen ging". Am Reinhardt Seminar erarbeitete sie mit Ulli Maier Zweier-Szenen aus Martin Sperrs "Jagdszenen aus Niederbayern", aus Marivaux' "Der Streit" sowie die Marie aus Büchners "Woyzeck". Mit Barbara Petritsch, ihrer derzeitigen Rollenlehrerin, studierte sie vor allem Monologe, darunter aus Kroetz' "Reise ins Glück"; die Eboli aus Schillers "Don Carlos", die Johanna aus der "Jungfrau von Orleans", die Viola aus Shakespeares "Was ihr wollt" sowie aus Jon Fosses "Die Nacht singt ihre Lieder".

Im Vorjahr wirkte Kronschläger in den Reinhardt-Seminar-Produktionen von Shakespeares "Richard III." als Elisabeth sowie in Jean Genets "Die Wände" mit. Im Jänner dieses Jahres spielte sie die Valery in Ostermaiers "Death Valley Junction" und derzeit probt sie im Rahmen des musikalischen Rollenstudiums für den Abend "Galgenlieder", der am 21. Juni Premiere hat. "Anfänglich war es spannend und zugleich schwierig, das, was ich als Person erzähle, mit der Musik zu verbinden. Aber mittlerweile macht es Spaß und bekommt durch die Musik zusätzlichen Drive", erzählt Kronschläger.

Auch am Film interessiert

"Bei dem Works-Shop, den ich bei Michaela Rosen besucht habe, lernte ich die Arbeit vor der Kamera schätzen. Es ist eine sehr intime Arbeit, man ist sehr stark mit dem Partner verbunden. Ich würde gerne Theater und Film kombinieren können, das wäre sehr interessant", stellt Kronschläger Fest.

In Ö1 Hörspiel "Stilübungen"

Und ein Genre, das sie ebenfalls reizt, ist das Hörspiel: "Im Rahmen meines Studiums durfte ich in Zusammenarbeit mit Ö1 in Raymond Queneaus 'Stilübungen' in der Regie von Harald Krewer mitwirken", berichtet Kronschläger begeistert von dieser neuen Erfahrung.

Krewer hat Teile dieses grandiosen Wortspiels des französischen Humoristen mit Schauspielstudenten des Reinhardt Seminars gestaltet, das am 26. Juni im RadioKulturhaus um 20:00 Uhr als Voraufführung mit einem Werkstattgespräch präsentiert wird. Das Hörspiel sendet Ö1 am 22. August.

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In einem interessanten Ensemble spielen

Und demnächst ist Magdalena Kronschläger in einer Reinhardt-Seminar-Produktion von Elfriede Jelineks "Bambiland" in der Regie von Philipp Hauß - Premiere ist am 18. Oktober 2006 - im Schlosstheater Schönbrunn zu sehen.

Und wie lauten die Zukunftswünsche der jungen Künstlerin? "An ein Theater mit einem interessanten Ensemble engagiert zu werden, wo ich mit spannenden Regisseuren arbeiten kann. Und die Möglichkeit habe, sowohl Klassiker als auch moderne Stücke spielen zu können", so Magdalena Kronschläger.

Kontakt
Magdalena Kronschläger

Veranstaltungs-Tipp
Elfriede Jelinek, "Bambiland", Produktion des Reinhardt Seminars, Premiere: 18. Oktober 2006, Beginn: 19:30 Uhr, weitere Vorstelllungen am 19., 20. und 21. Oktober 2006, Beginn jeweils 19:30 Uhr

Links
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dietheater Wien
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