Ein Leben in Rot-Grün-Hellschwarz

Günther Nenning 84-jährig gestorben

Der Publizist und Querdenker Günther Nenning starb in der Nacht des 14. Mai in seinem Tiroler Alterssitz, nach "nicht allzu langer, schwerer Krankheit", so die Familie. Mit ihm ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten aus dem Bereich Journalismus und Politik gestorben.

Günther Nenning im Gespräch mit Peter Huemer (1993)

Der in einem sozialdemokratischen Elternhaus am 23. Dezember 1921 in Wien geborene Günther Nenning wurde nach der Matura 1940 in die Deutsche Wehrmacht eingezogen, nach US-Gefangenschaft studierte er in Graz Sprach- und Religionswissenschaften, später auch noch Politikwissenschaften.

Seine journalistische Laufbahn begann er beim steirischen SPÖ-Organ "Neue Zeit", ab 1958 war er Mitherausgeber von Friedrich Torbergs "Forum" in Wien. Das "Forum" übernahm er als Eigentümer 1965 und führte es bis zur Einstellung 1979 als "Neues Forum". Der Doppeldoktor brillierte als Moderator der ORF-Diskussionsreihe "Club 2" und war Autor für den "Spiegel" und "Die Zeit".

Mehr zu Günther Nennings literarischer Arbeit in Ö1 Inforadio

Günther Nenning war bis zuletzt als Kolumnist bei der "Kronen Zeitung" aktiv. Der streitbare Publizist habe an seinem Tiroler Altersitz bis zuletzt geschrieben, "nur im letzten Monat hat er dann kaum mehr gearbeitet", erklärte sein Sohn Leopold Nenning gegenüber der Stadtzeitung "Falter".

Einer der Gründungsväter der Grünbewegung

Der streitbare Querdenker, Brückenbauer zwischen Marxismus und Christentum, bezeichnete sich einmal politisch als "Rot-Grün-Hellschwarzer". Von Altkanzler Bruno Kreisky wurde er einst als "Wurschtl" abqualifizierte. Weder die SPÖ- noch die ÖGB-Granden verziehen ihm sein Engagement gegen das Kraftwerk Hainburg: Partei und Gewerkschaft schlossen den als "Au-Hirsch" verkleideten Umweltaktivisten 1985 aus.

Nenning, der davor schon aktiv gegen den Vietnam-Krieg und das Atomkraftwerk Zwentendorf agitierte und zu den Gründungsvätern der Grünbewegung zählte, war über Jahrzehnte Vorsitzender der Journalistengewerkschaft.

Der Austrokoffer

Zuletzt hatte Nennig mit dem Literaturprojekt "Austrokoffer" für Diskussionen gesorgt. Das Projekt sollte die österreichische Literatur nach 1945 in 18 Bänden beinhalten. Allerdings waren dann 50 österreichische Autoren aus unterschiedlichen Gründen abgesprungen.

Im Krone-Konflikt zwischen Herausgeber Hans Dichand und dem WAZ-Konzern hatte sich Nenning mit dem Titel "Die Krone muss österreichisch bleiben" auf die Seite Dichands geschlagen.

Günther Nenning soll nach seinem letzten Wunsch von der Familie "in aller Stille" außerhalb von Wien beigesetzt werden.

Mehr zu Günther Nenning in Ö1 Inforadio und wien.ORF.at

Link
Literaturhaus - Günther Nenning