Mündlich überliefertes Wissen

Volksmedizin

In den letzten Wochen hat das Ö1 Gesundheitsmagazin seine Hörer und Hörerinnen aufgefordert Ihre, in der Familie überlieferten, Heilmethoden und Hausrezepte an Ö1 zu senden. Hier finden Sie die so entstandene kleine Rezeptsammlung, von Fachleuten kommentiert.

Zur UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Kulturerbes gehört auch die Erhaltung des mündlich überlieferten Wissens der so genannten Volksmedizin. Diese alten Heilmethoden sollen erfasst und in die gängige medizinische Praxis integriert werden.

"Scharf formuliert könnte man sagen: die Hexenverfolgung ist bei uns noch nicht abgeschlossen“, meint Maria Walcher, die Leiterin der Nationalagentur für das immaterielle Kulturerbe in der österreichischen Unesco-Kommission. "Bei uns hat es, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, nie eine Rehabilitierung der abendländischen Medizin gegeben. In Deutschland etwa haben Heilpraktiker einen höheren beruflichen Stellenwert.“

Die Volkskundlerin spielt auf das Misstrauen an, das alternativer Medizin nach wie vor entgegen gebracht wird. "Was auffällt ist, dass der komplementärmedizinische Bereich nicht vernetzt ist. Aufholbedarf besteht in der Wahrnehmung und auch im Wissen um diese Heilmethoden.“

Ein Unesco-Projekt für volksmedizinisches Wissen

Die Nationalagentur der österreichischen Unesco-Kommission möchte Netzwerke in Österreich schaffen und Arbeitskreise zu den drei Schwerpunkten Ausbildung, Fortbildung und Qualitätssicherung, zu Heilmitteln und Heilmethoden sowie zu kulturellen Aspekten aufbauen.

Hintergrund ist, neben dem Gedanken die Schätze des Volkswissens zu heben, diesen komplementärmedizinischen Bereich vom viel geschmähten Esoterik-Eck in seriösere Bahnen zu lenken. Das soll im Austausch mit der Schulmedizin funktionieren.

Pflanzenheilkunde und andere Heilmethoden

Die Ethnobotanikerin Miriam Wiegele bemerkt ein langsames Verschwinden tradierter volksmedizinischer Kenntnisse. Statt der jetzt modernen Aloe Vera verwendete man einst die gerbstoffreiche Braunelle gegen Hautkrankheiten. Wissenschaftlich untersucht ist die hier ansässige Pflanze aber genauso wenig wie etwa der "stinkende Storchschnabel“, bedauert sie. Letzterem wurde im Volksmund nachgesagt, er "säubere das Nest“, wirke also ausleitend bei Schwermetallen und würde bei Empfängnisschwierigkeiten helfen.

Ohne weitere Forschungen befürchtet sie, dass das Wissen um solche Heilpflanzen bald verloren gehen wird. Ob zu recht oder nicht, könne so nie herausgefunden werden.

Erfahrungen eines Landarztes

Das hat auch Gerhard Weintögl, Landarzt im niederösterreichischen Kilb, nach seiner schulmedizinischen Ausbildung erfahren. Nach dem Abschluss des Studiums hatte er plötzlich mit für ihn neuen Heilmethoden zu tun: die Bevölkerung schmierte Verstauchungen oder Zerrungen mit dem Vorlauf von Schnaps ein, verweigerte seine Salben zugunsten Anwendungen mit Beinwell oder hängte sich Krenketten bei Fieber um den Hals.

Viele der Anwendungen hat er übernommen, warnt aber zugleich, sich nur auf die Volksmedizin zu verlassen. "Diese Methoden haben ihren Sinn und ihren Effekt, allerdings muss man als Schulmediziner darauf achten, dass nichts übersehen wird. Das heißt, ich werde nach kurzer Zeit, falls keine Besserung eingetreten ist, schulmedizinische Methoden einsetzen."

Schicken Sie uns Ihre Hausrezepte

Das Ö1 Gesundheitsmagazin sammelt Ihre, von Generation zu Generation weitergegebenen, Heilmethoden. Ob Rettich gegen Husten oder Essigwickel gegen Fieber - schicken Sie uns Ihre Familienrezept.

So soll eine Rezeptsammlung entstehen, die einen Einblick in überliefertes und verborgenes, medizinisches Wissen ermöglicht. Die Rezepte und Tipps werden von Medizinern, Pharmakognosten und Apothekern kommentiert.

  • Wie behandlen Sie eine Erkältung?
  • Was tun Sie bei starkem Husten?
  • Welches Mittel wenden Sie bei Fieber an?
Schreiben Sie an das Ö1 Gesundheitsmagazin, Argentinierstraße 30A, 1040 Wien oder schicken Sie ein E-Mail oder posten Sie hier.

Die eingesandten Rezepte werden von dem Apotheker Ernst Frühmann kommentiert.

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Österreichische UNESCO-Kommission