Neue Perspektiven auf vermeintlich Bekanntes

Robert Freund, Malerei

Er wusste schon früh, dass er Maler werden will: Robert Freund, Jahrgang 1981, Malerei-Student an der Bildenden in Wien. Zuletzt waren Arbeiten des Künstlers, der heuer sein Studium beendet hat, in der Grazer Kunsthaus-Schau "Erzählungen" zu sehen.

"Ich habe schon als Kind sehr viel gezeichnet und wusste relativ früh, dass ich künstlerisch tätig sein will. Daher kam der Entschluss nach der Unterstufe des Gymnasiums, in die Glasfachschule in Kramsach zu wechseln, wo es den Schwerpunkt Entwurfzeichnen und Design gibt. Natürlich wollten die Eltern, dass ich einen Schulabschluss mit Matura habe. Diese Schule, die ich sehr gerne besucht habe, war für mich die Basis für das Kunststudium, denn dort habe ich das Gefühl für Materialien entwickelt und wurde mit dem Handwerklichen konfrontiert. Sofort auf die Akademie zu gehen, wäre für mich damals zu früh gewesen", erzählt Robert Freund, gebürtiger Tiroler, Jahrgang 1981, der seit 2002 an der Wiener Akademie für bildende Kunst bei Hubert Schmalix gegenständliche Malerei studierte und im Februar 2007 abgeschlossen hat.

Warum sich der junge Maler für diese Richtung der Malerei entschieden hat? "Die gegenständliche Malerei ist für mich eine gute Möglichkeit, etwas auszudrücken. Natürlich kommen auch abstrakte Elemente vor, da gibt es Überschneidungen. Aber letztlich war das der für mich einzig gangbare Weg", erklärt Freund.

Mit geistigem Background

Die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte ist dem jungen Maler sehr wichtig: "Ich gehe oft in die Gemäldegalerie der Akademie und betrachte die Werke. Man muss natürlich darauf achten, nicht etwas nur neu aufzukochen, sondern Neues zu schaffen. Retrospektive, Introspektive, Vorausschau und Konfrontation sind Begriffe, die für mich Bedeutung haben und mir wichtig sind."

Und Robert Freund hält auch sein Unbehagen am heutigen Kunstschaffen fest: "Es wird gleich die Gebrauchsanweisung mitgeliefert. Die versuche ich auszusparen, denn Kunst soll ja über die bloße Mitteilung hinausgehen. Und auch der Rezipient soll etwas zur Bedeutung eines Kunstwerks beitragen - wenn er will."

Offenheit in vielfacher Bedeutung

"Es ist immer ein abgeschlossenes System, das mehrere Bedeutungen hat. Es ist eine Unordnung - daraus kann aber wieder etwas entstehen. Vieles, was in den Bildern zu sehen ist, hat auf den ersten Blick nicht immer einen Bezug zueinander. Aber durch das Sickernlassen der Inhalte bekommen die Bilder einen Bezug zueinander. Ich arbeite mit einem Vokabular, das Möglichkeiten eröffnet - und nicht abschließt", so Freund über seine Arbeiten.

"Wichtig ist es, nicht der Versuchung zu unterliegen, den geradesten Weg zu gehen, nicht irgend etwas zu machen. Manchmal bedarf es auch der Umwege, um in einem Werk Bedeutung zu erlangen", lautet Freunds künstlerisches Credo.

Bei "Erzählungen"-Ausstellung in Kunsthalle Graz

"Bei dieser Schau habe ich zwei neue, großformatige Bilder und sechs Tuschezeichnungen gezeigt. Das Kunsthaus Graz fragte im Herbst 2005 bei mir an - und ich habe sofort zugesagt. Ich vermute, das hing mit der REAL-Schau in der Kunsthalle Krems zusammen, für die man mich ausgesucht hatte. Über diese Ausstellung habe ich mich sehr gefreut - zumal auch meine Studienkollegin Caroline Heider, deren Arbeiten ich sehr schätze, ebenfalls hier ausstellte", so Robert Freund zur Gruppen-Schau "Erzählungen -35/65+ - Zwei Generationen", die bis 14. Jänner 2007 zu sehen war.

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Tuschezeichnungen zur "Österreichischen Seele"

"Bei diesen Arbeiten geht es um die Suche nach der Seele. So habe ich z.B. Siegmund Freud in einer fantastischen Welt gezeigt. Es war ein sehr guter Anlass, um einen Einstieg in diese neue Serie zu finden", erzählt Freund, dessen Tuschezeichnungen in der Schau "Die österreichische Seele" im November 2006 im Felsendom der Festung Kufstein gezeigt wurden.

Für Georg Eisler Preis 2006 nominiert

Und 2006 war Robert Freund - als einer der jüngsten Künstler - für den renommierten Georg Eisler Preis, der jährlich im Rahmen des BA-CA-Kunstsponsorings an junge Malerinnen und Maler verliehen wird, nominiert. "Das kam sehr überraschend für mich", freut sich der junge Maler, der zwar den Preis nicht erhielt, über die große Ehre.

Mit "Triebwerkschaden" bei "REAL"-Schau 2005

"Das ist eine Serie, die etwa 2003 Jahren entstanden ist und inzwischen etwa zehn Bilder umfasst. Ich setze mich darin mit Zeichen auseinander und gebe ihnen eine neue Bedeutung. Zeigt man z. B. einen Schraubenschlüssel in einer Größe, die er so in der Realität nicht hat, erhält er eine andere Bedeutung, wird zu einem bildgestaltenden Element", erläutert Robert Freund seine Serie "Triebwerkschaden", aus der fünf Arbeiten im Rahmen der ersten "REAL - Junges Österreich"-Schau 2005 in der Kunsthalle Krems gezeigt wurden.

"Ich verwende hier Farben, die man mit Werbegrafik, mit Plakaten in Verbindung bringt. Wir leben ja in einer mitunter inszenierten Welt. Und meine Bilder stellen Bezüge zu unserer realen Welt her."

Erste Malerei-Präsentation in Odessa

Gezeigt wurden die Arbeiten des jungen Künstlers bereits in zahlreichen Ausstellungen, so u.a. mit Arbeiten auf Papier in der Wiener Young Arts Gallery (2003), bei der Schau "Die blaue Donau und das Schwarze Meer" im Literaturmuseum Odessa/Lanjerovskaja (2003), wo er erstmals seine Malerei zeigte, mit Tuschezeichnungen bei "line-spot" in der Wiener Black Dragon Society und bei der Schau "Exchange" in der Akademie (beide 2004), sowie 2005 bei einer Gruppenschau ebenfalls im Rahmen der Akademie.

Kompromisslos der Malerei verpflichtet

Seine Zukunft sieht der junge Maler, der 2005 mit dem Meisterschulpreis für Gegenständliche Malerei der Akademie der Bildenden Künste ausgezeichnet wurde, als freischaffender Künstler:

"Ich will mich der Malerei widmen - ohne nachdenken zu müssen, wie ich überlebe. Und ich bin davon überzeugt, dass es so sein wird. Die Frage ist nur, wie lange es dauert. Aber ich möchte mir treu bleiben und meinen Weg gehen", stellt Robert Freund nachdrücklich fest.