Bilder als Ausdruck der Gefühlswelt

Jason Neuwersch, Maler

Die Familie hat seine künstlerischen Ambitionen gefördert: Jason Neuwersch, Austro-Mexikaner, Jahrgang 1981, der an der Wiener Bildenden sein Studium absolviert und den Meisterklassenpreis erhalten hat. Derzeit ist er wieder auf dem Weg nach Mexiko.

"Ich habe zuerst die Ortweinschule in Graz besucht, denn ich wollte nicht eine allgemeine Matura machen, sondern eine Ausbildung haben, die meine Talente fördert. Nach meinem Abschluss mit dem Diplom für Grafik und Kommunikations-Design wurde mir aber bewusst, dass ich dies nicht mein künftiger Weg sein würde, weil es etwas mit Manipulation zu tun hat und ich das für mich nicht vertreten könnte. Zum Glück hatte ich durch meine Lehrer und auch durch meine Mutter die nötige Unterstützung bei meiner Persönlichkeitsentwicklung. Schließlich habe ich mich für die Malerei entschieden", erzählt Jason Neuwersch, Österreich-Mexikaner, Jahrgang 1981, der bei Walter Obholzer an der Akademie für bildende Kunst Abstraktion studiert und im Juni 2005 sein Diplom mit dem Meisterklassenpreis abgeschlossen hat.

Der polyglotte junge Künstler mit Doppelstaatsbürgerschaft, der in Mexico City geboren wurde und bis Ende der 1980er Jahre in Mexiko lebte, ist nicht zuletzt durch die beruflichen Umstände seiner Eltern - der Vater war Geologe, die Mutter ist Germanistin - in weltoffener Atmosphäre aufgewachsen. "Wir sind 20 Mal in sechs Jahren umgezogen. Ich habe daher schon in meiner Kindheit sehr viel gesehen, was mich auch geprägt hat und in die Malerei einfließt. Als die Wirtschaftskrise ausbrach, gingen wir nach Österreich. Seit sich meine Eltern getrennt haben, habe ich nun bei meiner Mutter im Burgenland gelebt", erzählt der Nachwuchs-Künstler.

Förderung durch Familie

"Ich beschäftige mich nicht nur mit Malerei, sondern auch mit der Zeichnung und ich fotografiere sehr gerne. Impulse gab es sicher vom mexikanischen Teil meiner Familie, der künstlerisch tätig ist: Meine Tante gestaltet Kinderbücher, mein Vater war Hobby-Kunstfotograf, und meine Großmutter tischlert. Ich hatte also immer Verständnis und Hilfestellung von meiner Familie", .

Die Ausbildung an der Ortweinschule absolvierte er aus praktischen Überlegungen, um für alle Fälle ein Standbein zu haben: "Natürlich war eine gewisse Sicherheit dabei eine Überlegung, falls es mit der Malerei nicht so klappen sollte. Denn ich möchte nicht von einer Galerie versklavt werden und meine Ansprüche verkaufen", betont der junge Maler.

Gestisch-abstrakter Symbol-Figuralismus

"Ich konnte mit dem Begriff im Laufe des Studiums immer weniger mit dem Begriff Abstrakt anfangen - was ist heute noch abstrakt? Dorthin hat uns die Computer-Technologie geführt - ein Kreis ist ein Kreis. Meine Arbeiten sind eine Mischtechnik, wobei ich darin verschiedene Techniken gegeneinander ausspiele, um dann ein Ganzes zu schaffen - das nicht immer ohne Widersprüche ist. Ich würde es gestisch-abstrakten Symbol-Figuralismus nennen", beschreibt Jason Neuwersch seinen Stil.

Festgehaltene Gefühlsmomente

"Ich versuche mich in Gefühle, die ich zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte, wieder hineinzuversetzen. Meine Bilder haben eine collagenartige Formensprache, dadurch manifestieren sich viele Gefühlsmomente darin - Freude, Begeisterung, aber auch Trauer und Angst vor dem Verlassensein. Es ist für mich eine Orientierungssuche zwischen diesen Gefühlen. Manchmal sind es ganz banale Sachen."

"Bei einer meiner Arbeiten habe ich entdeckt, dass ich vielleicht beziehungsunfähig bin - und dass ich mich mit meinen Bildern am Wohlsten fühle, mir damit mein eigenes Universum schaffen kann", versucht Neuwersch seine künstlerische Umsetzung zu erklären.

Ausstellungen

Mit seinen Arbeiten hat Jason Neuwersch u.a. bei der Alternativen Jahresausstellung der Akademie 2003 in der Wiener Galerie Area 53, sowie im Vorjahr bei der SCA - Art "Golden Wave" in der Storchengasse und bei der Schau "Walter Obholzer und Studierende seiner Klasse" in der Galerie 422 in Gmunden.

"Das war eine wichtige Ausstellung, weil man sehen konnte, welche Stellung der Lehrer in der Klasse hat - und wie er unsere Arbeit beeinflusst. Und man konnte sehen, wie Schüler gewisse Sichtweisen des Lehrers mittragen", so Neuwersch zur Gmundner Schau.

Auf dem Weg in die alte Heimat

"Ich habe mich an der Akademie sehr wohl gefühlt und mir auch viele Freiräume geschaffen. Aber es war auch ein Raum, wo man sich immer rechtfertigen musste. Und zuletzt habe gemerkt, dass mich das einengt", resümiert der junge Maler seine Studienzeit. Derzeit bereitet er seine Übersiedelung nach Mexiko vor, wo er sich um eine Assistentenstelle an der Kunstakademie bewerben will. "Lateinamerika ist eher meine Heimat, als der europäische Raum. Ich fühle mich dorthin gezogen."

"Ich wünsche mir den nötigen Freiraum und die passende Umgebung, wo ich gezielt arbeiten und mich als Künstler gut entwickeln kann. Denn ich glaube, dass ich mit meiner Kunst viel bewegen kann", beschreibt Jason Neuwersch seine Ziele.