Motivische Raffinesse

8. April 2017, 21:58

3. Brandenburgisches mit Concentus und Il Giardino

Nikolaus Harnoncourts Aufnahme der sechs Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach Anfang der 80er Jahre (damals noch auf Schallplatte) gehört sicherlich zu seinen Pioniertaten für die historische Aufführungspraxis.

Unterschiedlicher Aufbau

Einen "Musterkatalog seiner Spannweite als Instrumentalkomponist“ liefere Bach dem Widmungsträger dieser sechs Konzerte, dem Markgrafen von Brandenburg, denn - so Harnoncourt - die Unterschiedlichkeit der einzelnen Konzerte könnte größer kaum sein: verschiedene Besetzungen und musikalische Formen wechseln einander ab.

Transparenz

Harnoncourts Aufnahmen versuchen die motivische Raffinesse dieser Konzerte herauszuarbeiten - wie immer durch transparentes Musizieren, vor allem aber durch sehr bewusste und deutliche Unterscheidungen von "lang" und "kurz", von "gebunden" oder "gestoßen".

Besonders wichtig ist die deutliche Artikulation, etwa bei Bachs drittem Brandenburgischen Konzert, das nur für Streicher komponiert ist (drei Violinen, drei Bratschen, drei Celli), wodurch die Konturen der Komposition besonders schwer hörbar sind. (vgl. erstes Beispiel Audiofile). Das war vor über 20 Jahren.

Weiterentwicklung der Aufführungspraxis

Die Aufführungspraxis hat inzwischen ihre eigene Geschichte. Neue, junge Stars in der Folge von (und wie sie alle heißen) sind längst etabliert.

Zu ihnen gehört das Ensemble Il Giardino Armonico, die in ihrer 1997 erschienenen Aufnahme mit einer, gegenüber Harnoncourt, insgesamt härteren Artikulation musizieren. Vieles wird kurz, hart, manchmal sogar geräuschhaft krachend musiziert.

Die Plastizität wird erhöht, die Artikulation aber auch einseitiger, weiche Klänge werden ganz auf die cantablen Passagen reduziert - eine auch allgemein zu beobachtende Tendenz bei jüngeren Spezialensembles für Alte Musik.

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