Grenzenlos

Kulturen in Bewegung

Manou Gallo, Ex-Zap-Mama, gastiert auf dem Weltmusikfest in Wien, ebenso Flamenco-Star Vicente Soto mit seinem Quijote-Programm und andere Hörenswerte. Außerdem in Österreich: Kult-Pianist Gonzalo Rubalcaba und das Samba-Soul-Jazz-Funk-Trio Mocoto.

Manou Gallo mit dem Song "Tout Brule"

Ihre Musik bringt die Menschen zum Staunen, seit sie das erste Mal vor ein Publikum trat: Manou Gallo, die mit geheimnisvollen Kräften Begabte. Sie ist aber nicht das einzige Juwel, das das Wiener Weltmusikfest schmückt, da wären noch Spanier (Vicente Soto), Argentinier (Silvia Iriondo), Äthiopier (Minyeshu & Chewata). Aber glauben Sie bitte nicht, Wien hätte das Monopol auf gute Musik gepachtet: im Linzer Posthof erwartet Sie eine geballte Ladung Brasilien!

Manou Gallo, die Erstaunliche

Sie könnten Manou Gallo kennen: immerhin war sie die Bassistin von Zap Mama. Mittlerweile hat sie sich selbständig gemacht, mit vielen anderen Kollegen musiziert und sich ein unglaubliches Spektrum an Farben aus aller Welt zu eigen gemacht. Was auch für ihre Band gilt, die den Namen ihres Volkes trägt - Djiboi (sprich: dschi’boa) - und aus den besten Musikern besteht, die in der Multikulti-Szene Brüssels herumschwirren.

Erstaunen begleitet ihren musikalischen Lebensweg, seit sie acht Jahre alt war. Damals fiel die versammelte Trauergemeinde von Divo, einer Stadt im zentralen Westen der Elfenbeinküste, fast in Ohnmacht, weil dieser vorlaute Fratz es wagte, sich an die heilige, für Frauen streng verbotene Atombra, die sprechende Trommel, zu setzen - und sie dann auch noch so gut zu spielen, wie es der Beste ihres Stammes nicht gekonnt hätte. Sie erinnert sich:

Das war ein sehr starker Moment in meinem Leben. In meinen Fingerspitzen konnte ich die Kraft meiner Vorfahren spüren. Ich dachte, wenn ich diese Herausforderung, diesen Augenblick meistere, dann wird es in meinem weiteren Leben nichts mehr geben, was mich blockieren kann.

Wie sie das Trommeln gelernt hat? Manou Gallo erklärt sich das so: in den Stunden vor ihrer Geburt starb ihre Urgroßmutter, und sie hat ihr die Gabe des Trommelspiels im Traum überlassen.


Vicente Soto und Don Quijote

Heuer vor 400 Jahren vollendete Miguel de Cervantes den ersten Teil seiner bitteren Abrechnung mit der Gesellschaft des 16. Jahrhunderts: Don Quijote. Was natürlich vor allem in Spanien in zahllosen Festveranstaltungen gefeiert wird. Eines dieser Feste dürfen auch wir in Österreich miterleben: Vicente Soto, einer "der" Flamenco Stars, mit bekanntem "Hang zur Literatur“ (er singt u.a. Texte von Fernando Pessoa, Ruben Dario, Moliere oder Valle Inclan) ist eingetaucht in die Welt des irrenden Ritters und hat aus dem Roman Sonette, Stanzen, Romanzen und schlichte Liedlein zu Soleares, Bamberas oder Colombianas destilliert: ein musikalisches Reise-Abenteuer ins Land des Flamenco. Startpunkt: RadioKulturhaus, 11. Mai 2005, 19:30 Uhr.

Geballte Weltmusik als Fest

Diese Woche weiß man als Weltmusik-Freak gar nicht, wohin man zuerst gehen soll, so viele grandiose Leute gastieren in Wien! Die Stimmakrobatin Maria Joao, die Kap-Verdin Terezinha Araujo mit ihrer weichen, magischen Stimme, die junge Dana Tupinamba, die irisierende Silvia Iriondo aus Argentinien, funky-swinging Minyeshu aus Äthiopien - versäumen Sie so wenig wie möglich!

Trio Mocoto in Linz

In ihrem Namen stecken die elendslangen Beine ("Mocoto“) der wunderschönen brasilianischen Girls. Ihre Musik war schon in ihrer “Gründerzeit“ der absolute Hammer: 1968 haben sie sich im Jogral, dem wichtigsten Nightclub Brasiliens (Sao Paolo) formiert, spielten in der Folge mit Topstars wie Duke Ellington, Oscar Peterson und Earl Hines, wurden zur Begleitband von Jorge Ben und haben sich nach einer Pause von 20 Jahren im Jahr 2000 wieder zusammengefunden. Jetzt spielen sie etwas, das irgendwo zwischen Samba, Soul und Jazz anzusiedeln ist und als geballte Lebensfreude sofort ins Blut schießt. Morgen gastieren sie im Linzer Posthof. Auf keinen Fall versäumen!!!!

Gonzalo Rubalcaba

Wirklich nur Jazz? Gonzalo Rubalcaba im Konzerthaus Er gehört zu den ganz Großen, seine Wurzeln reichen tief ins afrikanische Kuba, und jetzt! jetzt!! jetzt!!! ist er endlich in Wien zu hören! Als Trendsetter mit Kultstatus preist ihn das Konzerthaus, ich schließe mich an. Gehen Sie hin!

CD-Tipps
Manou Gallo, "dida“, Exil 2907-2

Vicente Soto Sordera, “estar alegre”, galileo GMC009

Gonzalo Rubalcaba, “Live in Havana”, messidor 15960

Terezinha Araujo, "Nos Riqueza”, l’empreinte digitale ED13208

Trio Mocoto, “Beleza! Beleza!! Beleza!!!”, crammed ZIR 17

Silvia Iriondo, “tierra que anda”, CARMO/16 986 9142

Veranstaltungs-Tipps
Manou Gallo, "Experience", Dienstag, 10. Mai 2005, 20:00 Uhr, Szene Wien

Maria Joao & Mario Laghina Quartett, Dienstag, 10. Mai bis Samstag, 14. Mai 2005, 21:00 Uhr, Birdland,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (15 Prozent).

Gonzalo Rubalcaba Cuban Quartet, Dienstag 10. Mai 2005, 19:30 Uhr, Wiener Konzerthaus

Vicente Soto, Mittwoch, 11. Mai 2005, 19:30 Uhr, RadioKulturhaus

Terezinha Araujo, Mittwoch, 11. Mai 2005, 20:00 Uhr, Haus der
Musik

Dana Tupinamba, Mittwoch, 11. Mai 2005, 21:00 Uhr, Porgy & Bess,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

Trio Mocoto, Mittwoch, 11. Mai 2005, 20:00 Uhr, Posthof Linz,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (EUR 2.-).

Silvia Iriondo, Donnerstag, 12. Mai 2005, 20:00 Uhr, Sargfabrik,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (EUR 2.-).

Minyeshu & Chewata, Samstag, 14. Mai 2005, ab 15:00 Uhr,
Weltmusikfest im Böhmischen Prater

Links
Exilmusik - Manou Gallo
Szene Wien
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Vicente Soto
Gonzalo Rubalcaba