Innenansichten einer Ayurveda-Kur

Voll im Öl

Ayurveda boomt, kaum ein Wellness-Tempel, der nicht auch Dhara-Behandlungen anbietet. "Ayurveda pur" hingegen verspricht das südindische Hospital Rajah Healthy Acres, abseits von Tourismus. Fotobericht einer Rejuvenation-Kur in die südindischen Tropen.

Pünktlich um sechs Uhr morgens bringt ein freundlicher Herr die Morgenmedizin, eine englischsprachige Zeitung und wartet, bis die braune, bittere Flüssigkeit aus dem Blechbecher ausgetrunken ist. Startschuss für die tägliche Routine in einem seriösen Ayurveda-Institut.

Hier in der großzügigen Nasszelle des Ashoka-Zimmers, wo man sich ausschließlich um sich und sein Befinden zu kümmern hat, wird auch die Morgentoilette zur bewussten, ja fast heilenden, zumindest rituellen Handlung.

Curry-Frühstück

Kurz vor acht macht sich der Hunger schon ziemlich bemerkbar. Ein Blick auf den Diätplan verspricht ein typisches Kerala-Breakfast mit Linsenbrot oder hauchdünnem Ghee-Fladen, Reiskuchen Idli samt scharfer Gemüsesuppe oder Vegetable-Curry. Streng vegan, but we're loving it.

Einige deutsche Kurgäste hingegen sind froh, dass sie auch ihren Toast mit Butter und Marmelade haben können. Passt zwar nicht wirklich zur Entschlackungs-Entgiftungsdiät, ist aber individuell und die Ayurveda-Maxime lautet schließlich: "One should like the food he eats."

Behandlungszeit

Täglich gegen 9:30 Uhr nähern sich vier Männer (drei in grüner Uniform, die Masseure - einer in zivilem bunten Baumwollhemd, der Arzt) dem schlichten Zimmer im abgelegenen Ashoka-Block.

"Hello Sir, treatment-time has come", grüßen sie ausgesucht höflich und bitten ins nebenan gelegene Behandlungszimmer. Dort wartet der massive Holz-Behandlungstisch schon auf den zu entgiftenden Körper und das Öl, das zu Beginn fast jeder Behandlung in die Haut massiert wird. Von der Totalsalbung ausgenommen ist ein kleiner baumwolllendenschurzgeschützter Teil des Unterleibs.

Curry-Lunch

Montag: Reis, Salat, Gemüsecurry. Dienstag: Chapati, Salat, Gemüsecurry. Mittwoch: Zitronenreis, Salat, Gemüse Curry etc. Was hier auf dem Diätplan so eintönig klingt ist beste vegetarische Kost, wenn man südindisches essen mag, das hier natürlich nicht gar so scharf gewürzt wird.

Auch die zwei großen Kräutertabletten vor dem Essen und der bittere Medizin-Digestif zur besseren Verdauung danach stören nach wenigen Tagen nicht mehr. Bei acht Medizinverabreichungen täglich stumpft auch der größte Pillen-Widerstandsgeist ab. Außerdem sind, wie die Ärzte betonen, die in der hospitalseigenen Manufaktur hergestellten Dekokte, Absude und Tabletten garantiert nebenwirkungsfrei.

Fazit

Das Wissen um die Freundlichkeit der Masseure, Ärzte, Kräuterwassermänner oder des Servicepersonals besänftigen aufkommende Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Behandlungen - Zweifel hervorgerufen durch die Frustration über das Weiterbestehen der Schmerzen in verschiedenen Bereichen des Körpers. So mancher versucht seine Konzentration auf einen geregelten Atem zu lenken, wie es in der Morgenmeditation gelehrt wurde. Eine andere wiederum lauscht dem beruhigenden Zwitschern des Geckos im Zimmer und hofft, dass die Mosquitos ihrer heute Nacht gnädig sind.

Download-Tipp
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Links
Rajah Ayurvedic Hospital
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