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Trauer um Josef Mikl

Der bekannte österreichische Maler Josef Mikl ist tot. Mikl starb bereits am 29. März 2008 nach kurzer, schwerer Krebserkrankung in seiner Wiener Wohnung. Das Begräbnis fand gestern am Döblinger Friedhof im engsten Familienkreis statt. Mikl wurde 78 Jahre alt.


Josef Mikl über Begabungen und Talente

Josef Mikl, einer der bedeutendsten österreichischen Maler nach 1945, ist tot. Wie erst heute bekannt gegeben wurde, ist er am vergangenen Samstag im 79. Lebensjahr einem Krebsleiden erlegen. Josef Mikl wurde 1929 in Wien geboren, zählte nach dem Krieg zu den "Abstrakten" aus dem Kreis um die Galerie St. Stephan und wurde einem breiten Publikum vor allem durch die Neugestaltung des Redoutensaals nach dem Hofburgbrand 1992 bekannt.

Die leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottöne sind signifikant für Josef Mikls Bilder. So auch für sein prominentestes Werk, das riesige Deckengemälde und die 22 Wandbilder für den nach dem Hofburgbrand neu ausgebauten Großen Redoutensaal. Damals, meinte er mit dem ihm eigenen Humor und Hang zum Understatement, sei es ihm vor allem darum gegangen, große Formate malen zu können: "Ich habe mir gedacht, Du wirst nie Sport betreiben, dann hüpf und kriech wenigstens auf deinen großen Bildern herum!"

Keine Angst vor dem Tod

Erst in jüngster Zeit drängten sich dunkle Schatten in die leuchtenden Farben von Mikls Bildern. In seiner letzter Ausstellung, die genau einen Monat vor seinem Tod in einer Wiener Galerie eröffnet wurde, mischten sich diese Bilder fast unbemerkt unter die bekannten, Energie ausstrahlenden Großformate, für die er berühmt geworden war.

Josef Mikl wusste um seine Krankheit und dass sie ihn besiegen würde, aber er hatte kein Bedürfnis, dieses Wissen mit anderen zu teilen. So war es auch sein Wunsch, dass die Öffentlichkeit erst nach seiner Beisetzung informiert werden sollte. Vor dem Tod fürchtete er sich bis zuletzt nicht. "Daher", so meinte er noch vor wenigen Monaten, "ist es eigentlich egal, ob es morgen ist oder übermorgen, ziemlich egal. Ich möchte aber in einer bestimmten Ordnung sterben."

So konzentrierte sich Josef Mikl zuletzt darauf, für ihn wichtige Bilder zu vollenden und andere zu vernichten. Um ein Oeuvre zu hinterlassen, das sein Verständnis von Kunst dokumentieren sollte. Einer Kunst, im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, von den frühen Röhrenbildern aus den vierziger Jahre über die intimen Stilleben und Zeichnungen bis zu den Skulpturen und abstrakten Farbkompositionen.

Bewusst tragen diese Bilder oft Titel wie Figur, Büste oder Kopf, denn nur die Dummköpfe würden Abstraktion mit Gegenstandslosigkeit verwechseln, so Mikl. Abstrakt sei jede Malerei, auch Breughel habe seine Figuren konstruiert. "Ohne Konstruktion geht es einfach nicht. Ohne Phantasie kann man nichts erzeugen. Du kannst auch nichts erzeugen ohne Handwerk."

Wegbereiter der abstrakten Avantgarde

Gemeinsam mit Arnulf Rainer, Markus Prachensky und Wolfgang Hollegha bildete Josef Mikl in den fünfziger Jahren die abstrakte Avantgarde, gründete gemeinsam mit Monsignore Otto Mauer und den Künstlerkollegen die Galerie St. Stephan in Wien und erlangte rasch internationales Renommee.

Er war Art-Club-Mitglied, vertrat 1968 Österreich bei der Biennale in Venedig und leitete 27 Jahre lang eine Meisterklasse für Malerei an der Akademie der bildenden Künste. Als kritischer Geist mit unerbittlichem Humor las er mit Vorliebe Karl Kraus und Johann Nestroy und publizierte selbst mehrere satirische Bücher, in denen er genüsslich mit der Zunft der Kritiker abrechnete. Das künstlerische Schaffen in Österreich nach 1945 hat Josef Mikl entscheidend mit geprägt. Sein Werk hat längst einen fixen Platz in der Kunstgeschichte eingenommen.

Trauer um Mikl

Der Künstler trug maßgeblich dazu, der österreichischen Kunst nach dem Krieg wieder einen Zugang zur internationalen Kunstwelt zu verschaffen. Mikl wurde von Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) heute als "Genie" gewürdigt, das "heftige Anfeindungen erfuhr, ehe der Wert seiner Arbeit erkannt wurde."

Schmied betonte in einer Aussendung, dass es Mikl als einem "der bedeutendsten Maler der Nachkriegsgeneration" bei seinen Wand- und Deckenbildern der Redoutensäle gelungen, sei, "imperiale Dekoration mit einem neuen Lebensverständnis zu vereinen." Mit Mikl verliere Österreich "nicht nur einen namhaften Vertreter der österreichischen Kunst nach 1945, sondern auch einen Querdenker, der sich in kein Schema einordnen wollte," äußerte sich Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP). Mikl sei als Maler "den radikalen Visionen seiner Jugend immer treu geblieben und darum nie gealtert", hieß es in einer Reaktion von ÖVP-Kultursprecher Franz Morak. Die "Schlüsselfigur der österreichischen Kunstgeschichte" würdigte auch der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und versicherte, Wien sei "stolz darauf, einige seiner wichtigsten Werke in der eigenen Kunstsammlung zu haben."

Link
artfacts.net - Josef Mikl