Für ein Musiktheater der "offenen Grenzen"
Ein Multitalent mit ungewöhnlicher Karriere
Er ist ein Multitalent mit ungewöhnlicher Karriere: "Klangbogen"-Chef Roland Geyer. Als künftiger "Theater an der Wien"-Intendant stärkt er weiter den Schwerpunkt Musiktheater innerhalb des "Klangbogens". Geyer ist diesmal im "Klassik-Treffpunkt" zu Gast.
8. April 2017, 21:58
Placido Domingo im "Theater an der Wien" mit Carlo Menottis Oper "Goya", Bedrich Smetanas "Dalibor" und die John Caskens "God's Liar", dazu noch zwei konzertante Aufführungen von Mozart Opern. Intendant Roland Geyer stärkt die Positionierung des "Klangbogens Wien", seit heuer eingliedert in die "Vereinigten Bühnen Wien", weiter als Festival mit Schwerpunkt Musiktheater. Stars wie Kurt Streit, Michael Heltau, Rudolf Buchbinder und Valery Gergiev sind darüber hinaus in Orchester- und Kammermusikkonzerten zu hören. Das Festival steht unter dem Thema "Freiheit".
Prestigeprojekt des diesjährigen "Kllangbogen"-Festivals (19. Juli bis 19. August) ist aber eindeutig Kasper Bech Holtens Inszenierung von Menottis Oper "Goya" mit Domingo in der Titelpartie und Emmanuel Villaume am Pult, die am 19. Juli Premiere hat und am 23. Juli in Ö1 in einer Aufzeichnung zu hören ist. Roland Geyer, designierter Intendant des "Theaters an der Wien" ab 2007, ist diesmal bei Haide Tenner im Ö1 "Klassik-Treffpunkt" im KulturCafe des RadioKulturhauses zu Gast.
"Goya" als österreichische Erstaufführung
Der in Italien geborene amerikanische Komponist Menotti hat die 1986 uraufgeführte Oper dem spanischen Startenor auf den Leib geschrieben. Für die österreichische Erstaufführung sind bereits jetzt nur noch Restkarten verfügbar. Mit Caskens "God's Liar", basierend auf Leo Tolstois Kurzgeschichte "Vater Sergius", bringt der "Klangbogen" eine weitere österreichische Erstaufführung (Premiere 2. August).
"Ich bin inzwischen dafür bekannt, Werke, die hier noch nie oder seit Jahrzehnten nicht mehr aufgeführt wurden, zu Gehör zu bringen", so Intendant Geyer. Überdies will er mit den beiden "eher unbekannten" Mozart-Opern "Il Sogno di Scipione" (27. Juli) und "Il Re Pastore" (9. August) sowie "einem kleinen Mozart-Zyklus" mit den Wiener Virtuosen (1. August), Julian Rachlin (29. Juli) und Rudolf Buchbinder (18. August), der die drei letzten Klavierkonzerte Mozarts mit dem Wiener Kammer Orchester spielen wird, bereits heuer einen Ausblick auf das Mozart-Jahr 2006 bieten.
Ein Multitalent als Intendant
Im Oktober des Vorjahres wurde Roland Geyer (51) als Intendant des "Theaters an der Wien" ab 2007 vorgestellt. Geyer ist ein Multitalent mit ungewöhnlicher Karriere: Wirtschaftsmathematiker, Sportwissenschafter, Kulturmanager und Festival-Macher. Anfangs herb kritisiert, verhalf er dem Wiener "KlangBogen" und den von ihm konzipierten und ins Leben gerufenen "OsterKlang" in den vergangenen Jahren zu großer Anerkennung.
Ins "Theater an der Wien" statt an Grazer Oper
In einem APA-Interview sagte Geyer einmal in Hinblick auf die Umwidmung des "Theaters an der Wien" zur Opern- und Klassikspielstätte: "Wien verkraftet drei Opernhäuser nur, wenn es eine kluge Positionierung gibt". Er sprach sich für Spielplan-Absprachen zwischen Staatsoper, Volksoper und "Theater an der Wien" aus. Das "Theater an der Wien" werde ab 2007 zu einem Musiktheater "offener Grenzen" werden, welches in seinem Spektrum zeitgenössische Besonderheiten ebenso berücksichtigen werde wie barocke Meisterwerke und klassische Raritäten.
In den Monaten davor hatte er Interesse daran bekundet, ein ehrenvolles Angebot aus Graz anzunehmen. Doch die Verhandlungen mit der Mur-Metropole, wo man ihn ab September dieses Jahres als Geschäftsführer der neuen Opern-Gesellschaft verpflichten wollte, brach Geyer schließlich von sich aus ab.
Wiener Musikintendant seit 1996
Geyer trat 1996 trat seine Stelle als Wiener Musikintendant an, sein Vertrag hatte sich im Sommer des Vorjahres automatisch bis 2006 verlängert. Als Wiener Musikintendant ist Geyer für jährlich rund 70 Veranstaltungen (Konzerte und Musiktheater-Produktionen) verantwortlich. Außerdem fungiert er als Vorstandsmitglied beim Festival "Wien Modern", bei den "Wiener Symphonikern" und beim "Gustav Mahler Jugendorchester".
Alleingeschäftsführer der "Jeunesse"
Von 1987 bis 1996 war Geyer als alleiniger Geschäftsführer bzw. Generalsekretär der "Jeunesse Musicale Österreich" tätig und organisierte in dieser Zeit mit seinen rund 60 Mitarbeitern etwa 3.500 Konzerte mit über einer Million Besuchern österreichweit.
1987 gründete er gemeinsam mit dem Dirigenten Manfred Honeck das "Wiener Jeunesse Orchester". 1990 rief Geyer das jährliche internationale Herbstfestival der "Jeunesse" in Wien ins Leben. Daneben war er als Kuratoriumsmitglied in den "Internationalen Jeunesse Musicales" tätig, von 1995 bis 1997 auch als Präsident des "Jeunesse Weltorchesters".
Eine umfassende Ausbildung
Am 29. 12. 1952 in Wien geboren, studierte Geyer nach der Matura (1971) Wirtschaftsmathematik an der TU Wien, Sportwissenschaften an der Universität Wien sowie Kulturmanagement an der Wiener Musikhochschule und schrieb vier Lehrbücher über Software-Design und Programmierung. Ab 1977 war er fünf Jahre lang als EDV-Analytiker in einer Computerfirma und als EDV-Ausbilder am Wirtschaftsförderungsinstitut Wien tätig.
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