Dunkle, sonore Pracht

Sinnlich-erotischer Don Giovanni

Seine dunkle, sonore Stimme gilt als Ideal eines italienischen Bassisten, sein Don Giovanni als Inbegriff sinnlich-erotischer Darstellung auf der Opernbühne. Ezio Pinzas Leben liest sich wie ein Roman und spart tragische Facetten nicht aus.

Pinza als Don Giovanni und Philip

"Wer Ezio Pinza nie gehört hat" schreibt der deutsche Stimmenpapst und Ex-Stern-Redakteur Jürgen Kesting in seinen 1986 erschienenen Betrachtungen über "Große Sänger", "weiß nichts von der dunklen, sonoren Pracht einer perfekt geführten italienischen Bass-Stimme. Sie strömte nicht nur dunkel-sonor dahin, sondern besaß eine schmimmernd-schöne Klangqualität und, durch ihre metallische Beimengung, große Brillanz. Die bis zum Fis reichende Skala war vollkommen ausgeglichen, und die dynamischen Schattierungen gingen bis zu einem hauchfeinen, aber immer sonoren Pianissimo. Vor allem blieb die Stimme in jeder Lage und Dynamik leicht führbar."

Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen

Geboren in Rom, am 18. Mai 1892, lautete sein eigentlicher Name Fortunato Pinza, denn der Pfarrer bei der Taufe verweigerte den seiner Meinung nach heidnischen Namen Ezio. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, wollte er zunächst Radrennfahrer werden, hat sich dann aber doch zu einer musikalischen Laufbahn entschlossen und in Ravenna und Bologna Gesang studiert.

1914 hat Pinza in Soncino, in der Nähe von Mailand, im Rahmen einer Stagione als Oroveso in Bellinis "Norma" debütiert. Der Krieg machte dann weitere Karriereschritte vorerst unmöglich und so konnte er - von einem kleinen Intermezzo am Mailänder Teatro dal Verme abgesehen - erst 1919 seine eigentliche Laufbahn beginnen. Zunächst am Teatro Verdi von Florenz, bald darauf am Constanzi von Rom.

Startschuss für eine Weltkarriere

1921 kam es zu einer schicksalshaften Begegnung mit dem in Sängerfragen äußerst kompetenten Dirigenten Tullio Serafin, der rasch eine Berufung an die Scala folgte, die zu dieser Zeit unter der Leitung von Arturo Toscanini stand. Das war sozusagen der Startschuss für die sich nun anbahnende Weltkarriere, die Pinza zu einer bis heute nicht verblassten Legende gemacht hat.

Ab 1926 war Pinza an der Metropolitan Opera in New York engagiert, sang in den kommenden mehr als zwei Jahrzehnten dort an die 900 Vorstellungen und über 50 Rollen, um sich anschließend dem Film und dem Musical zuzuwenden und damit ein neues Publikum zu begeistern. Vor 50 Jahren, am 9. Mai 1957, ist Ezio Pinza nach einigen Schlaganfällen in Stamford, Connecticut, gestorben.

Paraderolle Don Giovanni

Als Pinzas berühmteste Partie gilt zweifellos der Don Giovanni in der gleichnamigen Mozart-Oper. In dieser Leib- und Magenrolle war er in den 30er Jahren auch bei den Salzburger Festspielen ein gefeierter Mittelpunkt.

Bruno Walter, schon lange auf der Suche nach einem stimmlich wie darstellerisch gleichermaßen faszinierenden Don Giovanni hat ihn nach Salzburg geholt und seine erste Begegnung mit ihm später so beschrieben:

Wir hatten unsere böhmische Köchin nach New York mitgenommen, eine tüchtige, aber schwunglos nüchterne und nicht mehr junge Person. Ich rief Pinza an, drückte ihm telefonisch meinen Wunsch aus, ihn kennen zu lernen, und er bot mir freundlich an, mich zu besuchen. Es klingelte und Anita ging die Tür zu öffnen. Sogleich aber stürzte sie zurück zu uns und verwirrt, erregt und mit rotem Kopf flüsterte sie meiner Frau zu: 'Gnä Frau, a so a schöner Mann is draußen.' Da sagte ich zu meiner Frau: 'Mir scheint, ich habe meinen Don Giovanni für Salzburg!'"

Tragische Verwicklungen

Leider hat Pinzas große Wirkung auf Frauen dann auch noch eine äußerst tragische Facette in die Beziehung zwischen ihm und Bruno Walter gebracht, denn Pinza und Bruno Walters Tochter Greta haben sich in Salzburg ineinander verliebt, waren allerdings beide noch anderweitig gebunden. Greta lebte mit ihrem Mann, einem deutschen Architekten, in Zürich, und dorthin fuhr sie auch zu einer letzten Aussprache mit ihm, die jedoch letal endete. Ihr Mann erschoss zuerst sie und anschließend sich selbst.

Toscaninis Tochter Wally hat Pinza die furchtbare Nachricht telefonisch mitgeteilt, der sich daraufhin sofort ins Auto setzte, nach Zürich raste, um den entsetzten Eltern beizustehen.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 8. Mai 2007, 15:06 Uhr