Krankheit der Armen

Wangenbrand Noma

Noma ist eine Krankheit, die vor allem in den Ländern Niger, Nigeria und Mali auftritt. Die bakterielle Infektion befällt hauptsächlich unterernährte Kinder und hinterlässt schwere Defekte in deren Gesichtern. Plastische Chirurgen aus Europa versuchen zu helfen.

Als Krankheit der Armut wird Noma häufig bezeichnet, denn gesunde, gut ernährte Kinder, deren Eltern sich eine ärztliche Betreuung leisten können, erkranken nicht an Noma. Es ist eine bakterielle Infektion, die in Europa auch als Wangenbrand oder Mundkrebs bezeichnet wird. Die Erkrankung beginnt meist an der Wangenschleimhaut mit der Bildung von Geschwüren und zerstört schrittweise das Gewebe.

Physisch aber auch psychisch stark angegriffen

Betroffen sind fast ausschließlich unterernährte Kinder in Entwicklungsländern im Alter von zwei bis sechs Jahren. Am häufigsten tritt Noma in der Sahelzone auf, in der semiariden Übergangszone von der Sahara zu den Trocken- und Feuchtsavannen weiter im Süden. Betroffen sind vor allem Länder wie Niger, Nigeria und Mali.

Weltweit gibt es nach Expertenangaben mindestens 100.000 Noma-Fälle pro Jahr, die meisten Patienten sterben infolge der Infektion an einer Sepsis. Soferne die Kinder die Erkrankung überleben, bleiben zumeist schwere Defekte zurück. Manche Kinder haben richtige Löcher im Gesicht, weil Backenknochen, die Nase, die Lippen oder Teile des Kiefers von Noma weg gebrannt wurden. Zum physischen Leiden kommt noch das psychische, denn durch Noma entstellte Kinder werden häufig sozial ausgegrenzt.

Gesichtsrekonstruktion durch plastische Chirurgie

Hilfe kommt seit einigen Jahren aus Europa. Plastische Chirurgen operieren im Rahmen verschiedener Hilfsorganisationen Kinder in Afrika. Die Ärzte stellen ihre Zeit und Expertise entgeltlos zur Verfügung. Mehrmals pro Jahr fliegen Ärzteteams für zirka eine Woche nach Afrika, um chirurgische Eingriffe vorzunehmen. Die Flug- und Aufenthaltskosten der Ärzte sowie die Kosten für Medikamente und Equipment werden mit Spendengeldern bezahlt.

Die Wiederherstellungschirurgie ist sehr aufwendig, dank der Mikrochirurgie haben sich aber wichtige neue Möglichkeiten eröffnet. Unter Verwendung spezieller optischer Hilfsmittel können feinste anatomische Strukturen, etwa 1mm-dünne Gefäße, bearbeitet werden.

Nach Europa, unter anderem auch nach Österreich, werden Kinder heute nur mehr geholt, wenn die durch Noma verursachten Defekte nicht in einem Operationsschritt wieder hergestellt werden können und eine Reihe von Eingriffen erforderlich ist. Dazu gehört beispielsweise die komplette Rekonstruktion der Nase, für die der österreichische plastische Chirurg Jürgen Holle ein spezielles Verfahren entwickelt hat.

Vermeidung nur durch Aufklärung
Ebenso wichtig wie die Behandlung von Noma-Patienten sind Aufklärung und Prophylaxe sowie die Schaffung nachhaltiger Strukturen vor Ort. Unter besseren Bedingungen müsste kein einziges Kind an Noma sterben und auch kein Kind schwere Defekte davon tragen.

Hör-Tipp
Dimensionen, Dienstag, 22. Mai 2007, 19:05 Uhr

Links
HIlfsaktion noma e.V.
Noma-Hilfe Schweiz