9dlinger & die geringfügig Beschäftigten

Reflexionen

Beatrix Neundlinger und ihre Band "9dlinger & die geringfügig Beschäftigten" präsentieren am Freitagabend ihre erste CD. Mit "Reflexionen" dokumentiert die Musikerin auch den Schritt aus dem Schatten des langjährigen Partners Willi Resetarits.

Beatrix Neundlinger über "Schattentanz"

"In den Siebzigern haben wir gehofft, die ganze Welt zu verändern, heute möchte ich versuchen, die Welt im Kleinen zu verändern", sagt Beatrix Neundlinger. Mit 60 und mittlerweile schlohweißem Haar wirkt die Musikerin heute noch genauso so apart wie vor dreißig Jahren, als sie mit der Gruppe "Schmetterlinge" beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson" gegen die Plattenindustrie und andere Missstände ansang.

Der Wille, Dinge global zu verändern, sei ungebrochen, betont Beatrix Neundlinger heute - ihren Wirkungsradius hat sie allerdings eingeschränkt: Sie konzentriert sich lieber auf ihr unmittelbares Umfeld, arbeitet als Begleiterin für Migranten und Migrantinnen, betreut langzeitarbeitslose Jugendliche und hält Seminare für Selbst-Präsentation.

Texte von Heinz R. Unger

Vor vier Jahren hat Beatrix Neundlinger, wie sie sagt, etwas Entscheidendes für ihr eigenes Wohl getan. Sie gründete nach langen Jahren der Arbeit mit dem "Schmetterlinge-Kindertheater" die Gruppe "9dlinger & die geringfügig Beschäftigten". Die Texte zu diesem Projekt stammen sämtlich aus der Feder des Schriftstellers Heinz R. Unger, der für die "Schmetterlinge" 1976 bereits die "Proletenpassion" geschrieben hatte.

Am Freitagabend wird in der Wiener Kulisse die erste CD "Reflexionen" präsentiert.

Den Mund wieder aufmachen

"Ich habe lange Zeit keine Konzerte für Erwachsene gegeben, weil ich Musikern finanziell nichts zu bieten hatte", erzählt Neundlinger. "2002 hab ich dann die Burschen gefunden, die auch alle den Wunsch hatten, wieder den Mund aufzumachen."

Peter Marnul, Adula Ibn Quadr, Alfred Stütz und Peter Rosmanith heißen diese "Burschen", die Musiker der jungen Band. Reflektiert werden auf der neuen CD Schicksale von sogenannten Globalisierungsverlierern, "prekäre" Lebensläufe in einer neoliberalen Welt und falsche Versprechungen von einem "gelobten Land", wie sie etwa Immigranten und Immigrantinnen aus dem Osten gemacht werden.

"Flüchtlinge haben ja meist keine Vorstellung, was sie im Westen erwartet", so Neundlinger. "Im Osten wird Mädchen oft das Paradies des Westens versprochen, was sie hier erleben ist, keinen Pass zu haben und in der Prostitution zu landen."

Wir bauen eine Insel im Meer

"Das Besondere an unserer Arbeit ist, dass es so etwas im gesamten deutschen Sprachraum derzeit nicht gibt", betont Heinz R. Unger: "Mit unseren politischen Liedern steuern wir gleichsam ins Meer hinaus und bauen uns eine eigene Insel."

Apropos Veränderung: Vor einiger Zeit hat Beatrix Neundlinger auch ihre private Welt tief greifend verändert. Mit ihrer Trennung von Willi Resetarits hat die Musikerin den Schritt aus dem Schatten des langjährigen Partners vollzogen, im Lied "Schattentanz" hat sie diese Entwicklung eindrucksvoll vertont.

Hör-Tipp
Leporello, Donnerstag, 31. Mai 2007, 07:52 Uhr

CD-Tipp
9dlinger & die geringfügig Beschäftigten, "Reflexionen", Extraplatte, EX 693-2

Veranstaltungs-Tipp
"Reflexionen", CD-Präsentation, Freitag, 1. Juni, 20:00 Uhr, Wiener Kulisse

Links
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