Kommunikation und Information im 18. Jahrhundert

In der Morgenröte der Aufklärung

Das heutige Selbstverständnis von Publizieren und Verbreiten von Information hat ihren Ursprung in der Zeit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Wissen sollte alle Bevölkerungsschichten erreichen und so wurde der Buchhandel neu organisiert.

Die Zeit der Aufklärung bedeutete vor allem eine neue, säkulare Sicht auf Wissen und Bildung. Parallel dazu kam es zu ganz neuen Entwicklungen im Buchwesen.

Was wir heute als "Aufklärung" bezeichnen, wollte, unter dem Ideal von Fortschritt und Vernunft, die Eigenständigkeit des Einzelnen mit dem Gemeinwohl vereinen. Wissen sollte nicht mehr Privileg einiger Weniger sein, sondern auch die breiten bürgerlichen Bevölkerungsschichten erreichen.

"Gebremste" Aufklärung in der Habsburgermonarchie

Das besondere Problem bei der Verbreitung aufklärerischer Schriften in der Habsburgermonarchie war die katholische Gegenreformation. Sie hat - anders als im protestantischen Deutschland - die Entwicklung erheblich verzögert.

Erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auch in Österreich Literaturpolitik zwecks Bildungsförderung forciert - zunächst aber immer noch unter dem Primat des Katholizismus. Im Wesentlichen wollten Maria Theresia und ihr Sohn, Joseph II., den gesamten Staatsapparat neu strukturieren, um die zentralistische Verwaltung durch funktionierende Informationsflüsse zu stärken.

Eine der Voraussetzungen dafür war eine Neuorganisation des Buchhandels: Hauptumschlagplätze für deutschsprachige Bücher im 18. Jahrhundert waren die großen Messen in Frankfurt und Leipzig. Die Bücher, mit denen dort zweimal im Jahr gehandelt wurde, sahen aber ganz anders aus als heute: Sie waren nicht gebunden, sondern wurden als Ballen in Fässern geliefert und nach Bogenzahl getauscht - ohne Berücksichtigung des Inhaltes. Bis der protestantische norddeutsche Buchhandel mit seiner rigorosen Angebots- und Geldpolitik die Märkte zu diktieren begann und die süddeutschen und österreichischen Buchhändler - auch wegen der Transportkosten - in Bedrängnis brachte.

Das Nachdruckzeitalter beginnt

Da es im katholischen Süden zunächst noch nicht einmal Autoren für ein neues Leserpublikum gab, verlegte man sich aufs Nachdrucken, ohne Rücksicht auf Urheberrechte. Dieses Geschäft machte manche Buchdrucker und -händler in Österreich-Ungarn allerdings binnen kurzem reich genug, dass sie bald auch selbst hochwertige Originale herausbringen konnten. Auf diesem Umweg holte die Habsburgermonarchie ihren Rückstand gegenüber dem norddeutschen Raum relativ rasch auf.

Allerdings stand einem annähernd freien Buchmarkt die Zensur entgegen. Während Adelige und Angehörige des gehobenen Bürgertums sich alle Bücher, selbstverständlich auch verbotene, beschaffen konnten, war das allen andern nicht möglich bis der Reformkaiser Joseph II. anno 1781 die "Erweiterte Pressfreiheit“ erließ.

Die Popularisierung von Information und Wissen

Nun gab es mit einem Mal viel mehr Publikationsmöglichkeiten und es kam zu der berühmten "Broschürenflut". Die sprunghafte Vermehrung des Leserpublikums schuf Nachfrage nach qualifizierten Autoren und so wuchs eine bürgerliche Öffentlichkeit heran, die in weiterer Folge das Entstehen von ernsthafter Publizistik und Literatur ermöglichte.

Man lernte im 18. Jahrhundert gewissermaßen erst das Staunen darüber, was Wissenstransfer, freier - oder zumindest erweiterter - Bildungszugang, kurzum, was eine funktionierende Öffentlichkeit zuwege bringen kann. Vieles, was uns heute modern und selbstverständlich vorkommt, hat damals, in der Morgenröte der Aufklärung, begonnen.

Hör-Tipp
Dimensionen, Donnerstag, 14. Juni 2007, 19:05 Uhr