Für eine offene Informationsgesellschaft

iCommons summit

Das Internet stellt einerseits weltweit freien Zugang zu Wissen, ist andererseits jedoch ein Medium voller Einschränkungen und Urheberrechtsproblematiken. Kreative Köpfe versuchen, das digitale Netzwerk als offenes Gemeingut aufrecht zu erhalten.

Das Internet begann als ein offenes, neutrales Netzwerk, das neue Formen der Innovation und Kreativität für Individuen und Gemeinschaften weltweit ermöglichte. Kommerzialisierung, Überwachung und Urheberrechtsklagen haben in den vergangenen Jahren jedoch an den Hoffnungen genagt, die an das neue Medium geknüpft wurden. Dagegen regt sich Widerstand.

Das alternative Lizenzmodell "Creative Commons" und viele andere Bewegungen zum Schutz und zur Förderung des digitalen Gemeinguts sind auf der Suche nach Alternativen, nach einer Kultur, die das Teilen in den Mittelpunkt stellt. Sie haben sich unter dem Namen "iCommons" zusammengetan, um Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Projekte zu starten und ihren Anliegen eine stärkere Stimme zu verleihen.

Der iSummit ist ein Treffen von Leuten aus aller Welt, die sich mit den Ideen von freier Kultur, freier Software und Innovation beschäftigen. Sie kommen jedes Jahr an einem anderen Ort der Welt zusammen, um zu diskutieren, gemeinsame Projekte zu entwickeln und aktiv zu werden für freie Kultur, freie Software und alles, was mit Demokratisierung und freiem Zugang zu Wissen und Bildung zu tun hat.

Gemeinschaft für digitales Gemeingut

iCommons ist aus Creative Commons entstanden, der Bewegung für flexiblere Lizenzmodelle für kreative Werke. Creative Commons wurde im Jahr 2001 in den USA gegründet und verbreitete sich sehr rasch in viele andere Länder.

Mit der Zeit wurde immer klarer, dass die Unterstützer von Creative Commons, ihre Vorbilder aus der Bewegung für freie Software und viele andere Gruppen einiges gemeinsam haben. So habe man sich entschlossen, eine Dachorganisation zu gründen, um an einem Strang zu ziehen und voneinander zu lernen, so Geschäftsführerin Heather Ford.

Chance für Entwicklung

Ronaldo Lemos, Leiter des Zentrums für Technologie und Gesellschaft in Rio de Janeiro, Direktor von Creative Commons Brasilien und Vorsitzender von iCommons:

"Das Wichtige an dieser Idee der 'commons' ist, dass die Leute erkannt haben, dass die Vorstellungen des 20. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert keine Gültigkeit mehr haben. Denken Sie zum Beispiel an Künstler und ihr Publikum. Die Vorstellung einer Grenze zwischen den beiden ist im 21. Jahrhundert total überholt. Die Arbeit des Einen bildet die Grundlage für die Arbeit des Anderen. Die Leute haben heute dieses intuitive Gemeinschaftsgefühl. Kultur ist nicht mehr etwas, wo man hingeht und konsumiert, sondern etwas, woran man teilnimmt."

Die digitalen Technologien würden den Ländern des Südens außerdem eine einzigartige Chance zur Entwicklung bieten, meint Ronaldo Lemos. Dafür müsse jedoch garantiert sein, dass Kultur, Wissen, Strukturen und Standards offen sind.

Ökonomie des Teilens

Gefragt sind neue Geschäftsmodelle, die eine Ökonomie des Teilens ermöglichen und von denen alle Beteiligten profitieren können. Bei iCommons Summit in Dubrovnik wurden einige Beispiele dafür, in welche Richtung es gehen könnte, vorgezeigt.

Jamendo.com zum Beispiel ist eine Plattform, die Bands hilft, ihre Musik in Bittorent-Netzen oder Musiktauschbörsen zu promoten. Die Firma unterstützt Musiker, die wollen, dass ihre Musik in eMule und anderen Musiktauschbörsen zu finden ist, auch wenn sie nicht so berühmt sind wie Madonna. Die Musiker können dafür aus sechs verschiedenen Creative-Commons-Lizenzen für die freie Verbreitung ihrer Musik wählen und erhalten die Hälfte der Einnahmen, die Jamendo mit Werbung verdient.

Etwas zu verschenken kann also etwas bringen. Das weiß auch Tomislav Medak, Mitglied des Multimedia Institut in Zagreb und Vorstandsmitglied von iCommons. Vor allem, wenn man ohnehin wenig Möglichkeiten hat, mit der eigenen kreativen Arbeit Geld zu verdienen, bieten freie Lizenzen, offene Plattformen oder Tauschbörsen zumindest die Chance, in der Aufmerksamkeits-Ökonomie Gewinne zu erzielen - zum Beispiel über das freie Plattenlabel "EgoBooBitsc".

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 5. August 2007, 22:30 Uhr

Links
iSummit 07
Creative Commons Austria
Jamendo
EgobooBits
EgobooBits - Blashko

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