Ein natürliches Biopestizid

Endod

Endod, eine Pflanze aus Äthiopien liefert ein preiswertes, natürliches Molluskizid. Es tötet Schnecken und Moskitolarven und ist daher ein wirksames Vorbeugemittel gegen Bilharziose und Malaria. Weltweit eingesetzt wird das Biopestizid jedoch nicht.

Die im äthiopischen Hochland beheimatete Pflanze Endod liefert ein preiswertes, biologisch abbaubares, natürliches Molluskizid. Es tötet unter anderem Schnecken und Moskitolarven und ist daher ein wirksames Vorbeugemittel gegen Bilharziose und Malaria, zwei so genannte "vergessene Tropenkrankheiten", von denen weltweit rund eine Milliarde Menschen betroffen sind. Weltweit eingesetzt wird das Biopestizid - trotz breiter Wirkung - jedoch bis heute nicht.

Das Waschmittel

Die Farbe Weiß symbolisiert Unberührtheit und Reinheit, es ist daher von großer Bedeutung, dass das Weiß der 'shama' - trotz Armut und widriger hygienischen Bedingungen - erhalten bleibt. Gewaschen wird daher mit den getrockneten und pulverisierten Beeren einer Pflanze, die auf amharisch "Endod" genannt wird. Ihr botanischer Name ist Phytolacca dodecandra.

Die Entdeckung

Der äthiopische Arzt Aklilu Lemma entdeckte in den 1960er Jahren, dass das Endod-Pulver nicht nur ein potentes und billiges Waschmittel ist, sondern auch Wasserschnecken tötet, die Zwischenwirte für Bilharziose-Erreger sind. An dieser Tropenkrankheit leiden weltweit rund 250 bis 300 Millionen Menschen.

Der Wirkstoff

Legesse Wolde-Yohannes, Biologe und langjähriger Mitarbeiter von Aklilu Lemma fand heraus, welcher Wirkstoff die Schnecken tötet: "Es ist Oleanolsäureglukosid, ein Bestandteil der Saponine. Diese machen Endod auch zu einem hervorragenden Waschmittel und kommen in der Pflanze hoch konzentriert vor".

Bei seinen Forschungen hat der Biologe auch entdeckt, dass diese chemischen Verbindungen nicht nur Schnecken töten, sondern auch Moskitolarven und Egel. "Endod ist ungefährlich für Menschen und biologisch abbaubar. Auch ist das Mittel wesentlich billiger, als synthetische Produkte. Es eignet sich daher hervorragend zur Bekämpfung von Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden."

Ausgezeichnet, aber nicht anerkannt

Für die Erforschung der Eigenschaften von Endod wurden die beiden äthiopischen Wissenschafter 1989 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Weltweit eingesetzt wird das biologische Pestizid - trotz breiter Wirkung - jedoch bis heute nicht. Es gab keine internationale Anerkennung und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO versagte bisher die Hilfe, klagt Legesse Wolde-Yohannes: "Phytolacca dodecandra wird nun schon seit 47 Jahren erforscht. Aber die WHO bestand darauf, dass unsere in Äthiopien und anderen Ländern durchgeführten Untersuchungen in international anerkannten Institutionen wiederholt werden müssten - das hieß also, in entwickelten Ländern. Außerdem verlangte die WHO, dass dieses biologisch abbaubare Naturprodukt denselben rigorosen toxikologischen Untersuchungen unterworfen wird, wie jedes neue synthetische Chemieerzeugnis vor seiner Registrierung als Pestizid."

Heute scheint zwar das Eis mit der WHO gebrochen zu sein, berichtet Legesse Wolde Yohannes: "Sie hat zumindest die Absicht geäußert, Endod nun doch endlich zu erproben, aber generell hat sich die Haltung westlicher Institutionen gegenüber Forschern aus der so genannten Dritten Welt nicht geändert. Dadurch haben wir bereits unnötigerweise so viel Zeit verloren."

Diese Zeit hätte genützt werden können, um das Biopestizid auf den Markt zu bringen - in Äthiopien und weltweit.

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Dimensioen, Donnerstag, 11. Oktober 2007, 19:05 Uhr