Ausstellung mit Werken der Gewinner

Essl Award 2007

Alle zwei Jahre wird der Essl Award verliehen. Die diesjährigen Gewinner des Awards kommen aus Kroatien, Slowenien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn. Ihre Arbeiten sind ab 5. Dezember 2007 im Essl Museum in Klosterneuburg zu sehen.

In Zusammenarbeit mit den Kunstakademien der teilnehmenden Länder, also jenen osteuropäischen Ländern, in denen die Firma Baumax der Familie Essl tätig ist, hat eine Jury unter Vorsitz von René Block Arbeiten von jungen Künstlern für den Essl Award 2007 ausgewählt, die anschließend in den jeweiligen Ländern in großen Ausstellungen präsentiert wurden. Nun sind die Preisträger des Essl Awards, der heuer zum zweiten Mal verliehen wurde, in Klosterneuburg zu sehen.

Wummernde Boxen

Partystimmung kommt auf, wenn der Künstler Velibor Barisic aus Slowenien eines seiner Kunstwerke laut aufdreht: eine mit Grafitty verzierte Holzbank, in die starke Boxen eingebaut sind. Eine Bank, wie sie noch in den 1980er Jahren in New York auf der Straße stand, um den Jugendlichen als Versammlungsort zu dienen.

Nicht weniger schrill ist sein "PPP Box Museum", eine Reihe an der Wand montierter kleiner Schachteln, in die kleine Ausstellungsräume eingebaut sind. Durch ein winziges Guckloch, eine Art Peep-Loch, das mit einer starken Linse versehen ist, kann man dann in die optisch aufgeblasenen Minimuseumsräume blicken.

Lauter Supermänner

Gleich daneben steht eine längliche Glasbox, in der lauter Supermänner aus Plastilin und Plüsch bei ihrem letzten Abendmahl sitzen: Batman, Superman, Prinz Löwenherz und ein römischer Legionär. Dahinter braust das Alter Ego des Künstlers Mark Pozlep aus Slowenien - eine schwarze Stoffpuppe - auf einem echten Motorrad davon.

Dieser Held steht eigentlich für den Künstler selbst: Es ist ein Antiheld, ein Alltagsheld, der Großes leistet im Kampf gegen die Bürokratie und im Wettbewerb am Arbeitsmarkt.

Gar nicht laut, sondern im Gegenteil sehr poetisch sind die Arbeiten von Mira Gáberová aus der Slowakei: Sie versucht mit ihren drei Videos auf sehr malerische Art, Gefühle darzustellen - große Gefühle, wie die Titel zeigen: "Drama", "Pathos", oder "Forever". Zu sehen ist etwa eine Frau im Yogasitz, die in aller Konzentration ein Ei zerdrückt, oder eine Frau im weißen Ballkleid, die sich mit bauschenden Röcken in einem ewigen Loop um sich selber dreht.

Außerordentlich beeindruckend sind auch die großformatigen Fotos von Andrea Kalinová aus der Slowakei, die Obdachlosenidyllen zeigen, also etwa einen Haufen schmuddeliger Matratzen und Pölster vor einem tiefblauen See, oder in einem romantischen grün umrankten Gewölbe im Wald. Wie im Werbeprospekt hat sie die Farben extrem intensiv verändert, wodurch die Bilder überraschenderweise wirklich einladend wirken - wie eine Einladung ins Urlaubsdomizil. Die Künstlerin sagt, in der sehr rein gehaltenen Höhle etwa hätten die Leute nicht nur vorübergehend gewohnt, sondern jahrelang.

Menschliche Bewegungen

Technisch faszinierend und bunt schillernd sind die sehr abstrakten Videomalereien von Jakub Nepras aus Tschechien. Er hat menschliche Bewegungen eingefangen, wie Straßen und Menschenströme auf vollen Gehsteigen aus der Vogelperspektive und lässt sie stark komprimiert wie winzige Wasseradern durch überdimensionale Pflanzen fließen.

Die Auswahl der Kunstwerke für diesen Essl Award ist außerordentlich reichhaltig. Viele der Künstler und Künstlerinnen vom letzten Essl Award haben inzwischen Karriere gemacht. Wie etwa eine Preisträgerin des letzten Awards, Katherina Seda, die heuer gleich bei der documenta in Kassel vertreten war.

Statussymbol Auto
Eine spektakuläre Installation steht auch am Ende des Parcours: ein mit üppigen Stoffen tapezierter Sportwagen im Hippielook, dessen Fenster mit weißen Ornamenten versehen sind; sie sehen aus wie Häkeldeckchen. Die Autoreifen leuchten in Violett und vorne, wo man den Mercedesstern vermuten würde, prangt ein fix montiertes Champagnerglas, in das man auch Kaviar füllen könnte, wie die Künstlerin Nina Kurtela aus Zagreb sagt. Sie wollte mit dieser Installation auf die völlige Sinnlosigkeit des Autos als Statussymbol hinweisen - wie es vor allem in aufstrebenden Ländern wie Kroatien sehr begehrt ist.

Die Ausstellung der Essl Award Preisträger in der Sammlung Essl zeigt ein beeindruckendes künstlerisches Potenzial in den östlichen EU-Ländern, ein Potenzial, das Harald Szeemann schon 2003 mit seiner Ausstellung "Blut und Honig. Die Zuknuft ist am Balkan" aufgezeigt hat. Der 2005 gegründete Essl Award ist somit die in Biennalsprüngen fortgesetzte Idee des inzwischen verstorbenen Kurators. Die jungen Künstler mit ihren innovativen Arbeiten, die zudem noch technisch perfekt sind, in einer internationalen Schau zu zeigen, ist weit mehr als eine wohltätige Geste den jungen Künstlern gegenüber - braucht doch der Kunstmarkt, in dem immer mehr und mehr Geld zirkuliert, unersättlich frisches Blut.

Hör-Tipp
Kulturjournal, Montag bis Freitag, 16:30 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
Essl Award Exhibition 2007, 5. Dezember 2007 bis 10. Februar 2008, Sammlung Essl,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (EUR 2,-).

Link
Sammlung Essl