XO - ein kleiner grüner Kinderlaptop

One Laptop Per Child

"One Laptop Per Child" will jedem Kind auf der Welt einen eigenen Laptop für seine Ausbildung zur Verfügung zu stellen. Das von Nicholas Negroponte gestartete Projekt hat einen innovativen, kinder- und tropentauglichen Laptop entwickelt.

Die Initiative "One Laptop Per Child" hat vor wenigen Wochen einen wichtigen Meilenstein geschafft, der Hundert-Dollar-Laptop ist in die Serienproduktion gegangen. Die zukunftsweisende Hardware des "XO" genannten Kindercomputers zeichnet sich durch Robustheit und automatische Funkvernetzung aus, und kostet im Augenblick noch etwas mehr als 100 Euro.

An der Erstellung von Software und Lerninhalten für den XO arbeitet eine globale Community. "OLPC Österreich" eine informelle Gruppe rund um den Programmierer Aaron Kaplan gilt dabei als Europäische Drehscheibe. Die Österreicher beteiligen sich an diversen Softwareprojekten, in letzter Zeit müssen auch viele Medienanfragen beantwortet werden.

Feedback von Volksschülern

In einer Wiener Volksschule gibt es bereits ein kleines Projekt, im Zuge dessen der Einsatz des Hundert-Dollar-Laptops in der Praxis getestet wird. Das direkte Feedback von Volksschülern ist für die Softwareentwicklung sehr hilfreich. Im Augenblick ist der Praxiseinsatz allerdings nur eingeschränkt möglich, weil es in Österreich gerade mal fünf XO-Laptops gibt, und diese hauptsächlich für Präsentationen und zum Programmieren verwendet werden. Ab Februar 2008, wenn die bisherigen Bestellungen ausgeliefert sind, werden auch in Europa Laptops in größeren Stückzahlen erhältlich sein.

Ein echtes Pilotprojekt für heimische Volksschulen wird gerade in Gesprächen zwischen OLPC Österreich und dem Unterrichtsministerium fixiert. Vorerst sollen Lehrer und Schüler in vier Volkschulklassen mit den kleinen, grünen Rechnern ausgestattet werden.

Ein universelles Lernwerkzeug

Heutige Kinder sind meist sehr gut in der Lage, eine Playstation oder auch Windowsanwendungen zu bedienen. Ihr Forschergeist wird bei dieser Form der Computerbenutzung jedoch kaum angeregt. Einerseits spielt oft die Angst mit, etwas kaputt zu machen, wenn zu viel herumgeklickt wird. Anderseits gibt es kaum Möglichkeiten herauszufinden, was hinter den perfekten Oberflächen eigentlich passiert.

Beim XO soll das alles anders sein. Kinder sollen auf ihrem eigenen Laptop experimentieren und alles ausprobieren können. Sie werden sogar dazu angeregt, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Und wenn dabei etwas schief geht, steckt der Lehrer einfach einen USB-Stick an, und stellt das Betriebsystem wieder her.

Dinge selbst ausprobieren

Die Software, die für den XO geschrieben wird, soll ganz generell dazu anregen, Dinge selbst auszuprobieren. Das robuste Gerät kann auch ins Freie mitgenommen werden, um etwa einen Tümpel zu erforschen. Dafür kann dann zum Beispiel ein preisgünstiges USB-Mikroskop angeschlossen werden. Das Vorgefundene kann direkt am Bildschirm mit dem Biologiebuch oder einem Arbeitsblatt verglichen werden.

Bei der Softwareentwicklung wird bewusst mit überkommen Gewohnheiten gebrochen. Den sechsjährige haben keine Erfahrung mit Konzepten wie etwa einem hierarchischen Dateisystem, und sie sollen diese auch nicht verstehen müssen, um mit einem Computer arbeiten zu können. Statt die Handhabung von Standart-Büroanwendungen einzuüben, sollen Kinder den XO als universelles Werkzeug einsetzen, um die Welt zu entdecken und zu durchschauen.

Neue Perspektiven für zwei Milliarden Schulkinder

"One Laptop Per Child" will in erster Linie Kindern in der Dritten Welt Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung ermöglichen. Vorerst geht es für die Projektkoordinatoren in Cambridge, Massachusetts darum, möglichst viel Laptops in Entwicklungs- und Schwellenländern auszuliefern.

In Nordamerika kann man den XO im Moment daher nur kaufen, wenn man einen Zweiten für ein Kind in einem Entwicklungsland bezahlt. Zusätzlich sollen Großspender gefunden werden, die gleich 100 oder mehr Labtops finanzieren. Man hofft auch auf direkte Bestellungen von Regierungen in Schwellenländern, sieht sich dabei aber mit strategischen Konkurrenzangeboten von Intel und Microsoft konfrontiert.

Obwohl der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte, was die ausgelieferten Stückzahlen und die erhofften Preissenkungen betrifft, ist Aaron Kaplan von OLPC Österreich mit dem bisher Erreichten zufrieden. Letztlich sei es für die zwei Milliarden Schulkinder im armen Süden egal, mit welchem Gerät sie Anschluss an die IT-Infrastruktur der modernen Welt bekommen. Hauptsache ist, dass sich deren Bildungschancen erhöhen.

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 23. Dezember 2007, 22:30 Uhr

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