Ö1 Studienreise nach Nepal

Der Garten des Kaiser Mahal

In Kathmandu gibt es "The Garden Of Dreams", der vom österreichischen Architekten Götz Hagmüller, der seit mehr als 30 Jahren in Nepal lebt, revitalisiert wurde. Vor kurzem öffnete der Garten mit neoklassischen Gebäuden und Pavillons seine Pforten.

Der Verkehr auf dem Kanti Path ebbt nur während der Nacht ab. Schon ab den frühen Morgenstunden schieben sich qualmende Tuktuks, LKW, zerbeulte Privatwagen, internationale Limousinen und knatternde Motorräder, sowie Mopeds durch diese Durchzugsstraße, die tangential an der Innenstadt mit dem berühmten Dubar Square und dem Touristenbezirk Thamel vorbeiführt.

An der Ecke Kanti Path und Tridevi Marg, in der unzählige Rikschas und Taxis auf Touristen warten, die schwer beladen mit Souvenirs aus Thamel kommen, umgibt eine hohe blumengeschmückte und teilweise von Kletterpflanzen bedeckte Ziegelmauer ein Grundstück, in dem sich auch das Erziehungsministerium und eine Bibliothek befinden. Durch ein weißgemauertes Portal mit Schmiedeeisentüre gelangt man in den Garten Kaiser Mahal: In den Giebel dieses Portals sind Lamellen gearbeitet, auf denen, je nachdem, von welcher Seite man sich annähert, die Worte "Garden" und "Dreams" in Großbuchstaben sichtbar werden: "Garden of Dreams".

Die Klänge der Natur
Der Architekt Götz Hagmüller wartet schon in einer von Bambus umwachsenen Laube. Der Verkehrslärm vom Kanti Path ist dank der hohen Mauer nur mehr entfernt zu vernehmen, die Klänge der Natur übernehmen hier die Oberhand. Der Blick fällt sofort auf den zentralen Teich, in welchem dunkelrosa Seerosen prächtig gedeihen. Auf der glatten Wasserfläche spiegeln sich die Säulen des Hauptpavillons, in den Götz Hagmüller zum Tee bittet. Im Lauf von 20 Jahren hatte sich, erzählt er, der relativ gepflegte Rückzugspunkt der Hippies in einen Dschungel mitten in der Stadt verwandelt. So hat er ihn vor etwa sechs, sieben Jahren vorgefunden.

In der Zwischenzeit ist viel geschehen: In geometrisch angelegten Beeten blüht gelber Mohn, die Hibiskussträucher sind zurechtgestutzt, der Rasen gemäht und der Bambus in regelmäßigen Reihen gepflanzt. Der Kaiser-Mahal-Garten ist ein Muster an Gartenarchitektur und ein Zeitdokument.

Inspiration aus Europa

1895 ließ der damaligen Premier Minister Bir Rana einen Palast errichten, den er an seinen Sohn Chandra Rana vererbte. Dieser ließ am Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals einen Garten konzipieren, den er seinem Sohn zur Hochzeit schenkte. Kaiser Shumsher reiste häufig nach Europa und ließ sich zu weiterer Gestaltung des Gartens inspirieren. Pergolas, Ballustraden und Springbrunnen ließen den europäischen Einfluss spüren. Die Statuen stellten nepalesische Künstler her.

Im Garten ließ der botanisch interessierte und weltgewandte Kaiser Shumsher nicht nur nepalesische Bäume und Sträucher, sondern auch Gewächse aus Australien und Europa anpflanzen. Die sechs Pavillons mit geschmackvollem Mobiliar widmete er den sechs Jahreszeiten Nepals: Basanta - das ist der Frühling, Grishma - Sommer, Barkha - die Zeit des Monsun, Sharad - der frühe Herbst, Hemanta - Spätherbst, und Shishir ist der Winter. Daher kommt auch sein zweiter Name "Garten der sechs Jahreszeiten".

Die weißen Elefanten-Statuen und die Jugendstil-Holzbänke konnten rekonstruiert werden, auch einige der arg in Mitleidenschaft gezogenen Pavillons, erzählt Götz Hagmüller. Denn zum Glück gab es einige alte Fotografien, die über den einstigen Zustand des Gartens Auskunft gaben. Allerdings mussten auch einige Änderungen vorgenommen werden. Die Bepflanzung konnte nicht vollständig rekonstruiert werden.

Umwidmung in Bauland
Ursprünglich war der Garten beinahe doppelt so groß, der westliche Teil allerdings fiel im Lauf der Zeit der städtischen Expansion zum Opfer. Das Stadtviertel Thamel und seine Infrastruktur brauchten Platz, also wurden drei Pavillons abgerissen und Grünflächen in Bauland umgewidmet.

Kathmandu ist in den letzen Jahrzehnten geradezu aus den Nähten geplatzt, mein Götz Hagmüller, der als Wohnort das noch etwas ruhigere Bhaktapur vorzieht. An dieser Entwicklung ist auch die politische Lage des Landes mitverantwortlich. Die Maoisten revoltierten mehr als ein Jahrzehnt gegen den ungeliebten König Gyanendra und das hinduistische Klassensystem.

Parlamentswahlen 2008
Im November 2006 schließlich wurde der Bürgerkrieg beendet, nachdem eine Sieben-Parteien-Allianz den König gezwungen hatte, das von ihm aufgelöste Parlament wieder einzusetzen und Friedensgespräche mit den Maoisten zu führen. Inzwischen haben die ehemaligen Rebellen Einzug ins Parlament gehalten und der König verlor den Oberbefehl über das Militär. Die Demokratisierungsbestrebungen sind voll im Gange. Die Unruhen der letzten zwölf Jahre hatten dazu geführt, dass die dörflichen Strukturen vernachlässigt wurden und immer mehr Menschen in den Großraum Kathmandu zogen.

Im April 2008 soll es nun endlich eine Parlamentswahl geben, für die sich Götz Hagmüller eine hohe Wahlbeteiligung verspricht. Bei der ersten Plenarsitzung sollen die 575 Abgeordneten dann die Republik ausrufen und damit die seit Jahrhunderten bestehende Monarchie beenden.

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Reisetermin: 14. - 23. 11. 2008

Links
Garden of Dreams
Patan Museum
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