Das Festival im Dreiländereck
Zum letzten Mal Xong
Seit zwölf Jahren versetzt das Kulturfestival Xong das Dreiländereck Österreich-Italien-Schweiz in einen kulturellen Ausnahmezustand. Heuer steht das Festival, da es zum letzten Mal stattfindet, unter dem Motto "SchwanenXong".
8. April 2017, 21:58
Der Südtiroler Vinschgau liegt im Herzen der Alpen. Bekannt ist die Region als Apfelgarten Europas. Der Obervinschgau, die Region rund um die Orte Mals, Glurns und Schluderns galt lange Zeit als wirtschaftlich an den Rand gedrängt. Konrad Messner, der seit mehr als 25 Jahren im Vinschgau lebt, hat zahlreiche Projekte zur Regionalentwicklung gestartet. Das erfolgreichste ist das Musik- und Kulturfestival Xong.
In der Region verwurzelt
Begonnen hat Xong als dreitägiges Musikfestival. Konrad Messner wollte zunächst ein Festival für die Vinschgauer Bevölkerung machen. Sein Ansatz: Erst wenn die einheimische Bevölkerung ein solches Ereignis annimmt, ist es auch in der Region verankert und verwurzelt. Und erst, wenn ein Event solcherart verwurzelt ist, wird es auch für Gäste von auswärts interessant.
Die Vinschgauer für Xong zu interessieren gelang Messner und seinem Team etwa, indem die Musik wieder von der Bühne herunter geholt wurde und sie wieder dort aufgeführt wird, wo Menschen auch früher musizierten: in Wirtshäusern, auf Dorfplätzen oder auf Bauernhöfen.
Xong wagt musikalische Experimente, lässt etwa einheimische Musiker gemeinsam mit Künstlern aus anderen Regionen Europas auftreten. Jazz wird mit Volksmusik, Klassik mit elektronischer Musik vermischt. Die Mischung heimischer mit fremden Elementen sollte helfen, auf Distanz zu gehen und das Eigene aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten, so Konrad Messner.
Staunen ist erlaubt!
Jahr für Jahr erweiterte sich das Programm von Xong - musikalisch, geografisch und thematisch. Neben einem reichhaltigen Musikprogramm konnten Gäste in Musikwerkstätten arbeiten, Bauernhöfe öffneten ihre Tore, Bauern präsentierten sich und ihre Produkte in ausgelassenen Hoffesten. Kinder und Jugendliche kamen etwa zum zehnjährigen Jubiläum 2008 in einem "Dreiländerritt", einem mehrtägigen Überlebenstraining, oder in einer Musik- und Theaterwerkstatt auf ihre Rechnung.
Bei "erwachsenen" Gästen erwiesen sich die sogenannten "Kulturwanderungen" als besonders beliebt. Persönlichkeiten von nah und fern führten zu einem bestimmten Thema in die Landschaft. Sie brachten Bilder mit aus ihrem Leben. Sie verrieten ihren Zugang. So entstanden neue Bilder, die sich im Austausch mit den anderen Wanderern immer wieder veränderten.
Grenzen überschreiten
Auch den Schritt über die Grenze zu den Vinschgauer Nachbarn hatte das Kulturfestival erfolgreich gewagt. Xong fand auch im Schweizer Münstertal im Engadin und rund um das obere Gericht in Tirol statt.
Die Region im Dreiländereck Italien, Österreich, Schweiz vereint drei Kulturen und drei Sprachen auf engstem Raum - Deutsch, Rumantsch und Italienisch. Das macht diese Alpenregion so spannend, erklärt Konrad Messner, denn das Überschreiten der Grenzen mache Vielfalt ja erst möglich.
Xong12, das letzte dieser Festivals, hat das Thema "Freigeist" zum Inhalt. Als Gründe für das Einstellen führt der Verein arcus raetiae aus seiner Homepage an, die Mitglieder des Vereins seien an ihre Grenzen gestoßen. "Sie vermögen die Organisationsarbeit nicht mehr länger ehrenamtlich zu leisten und gleichzeitig die finanzielle Verantwortung für ein Festival dieser Größenordnung zu tragen. Deshalb hat der Vereinsvorstand beschlossen, das Festival 2010 zum letzten Mal durchzuführen."
Service
SchwanenXong, 25. bis 31. Juli 2010, mehrere Veranstaltungsorte im Vinschgau,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
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