Diplom-Schau "Rücken des Samson"

Simon Vith, Grafik

Die Zeichnung war von Beginn an sein Medium: Simon Vith, Jahrgang 1986, der an der Wiener Akademie Grafik und druckgrafische Techniken studierte und nun beendet hat. 2009 hatte er in der Wiener BA-Galerie eine Einzel-Schau. Ab 22. Juni stellt er in der Diplom-Schau "Der Rücken des Samson" aus.

"Ich habe bereits als Kind gezeichnet. Und ich wurde darin durch meine Mutter, die sehr kunstinteressiert ist, gefördert. Seit meinem 14. Lebensjahr war es klar, dass ich in diese Richtung gehen und etwas mit Kunst machen will.

Bei der Zeichnung ist es dann auch geblieben. Bis heute sehe ich soviel Potential in diesem Medium, dass ich es noch lange nicht ausgeschöpft habe", erzählt Simon Vith, gebürtiger Vorarlberger aus Sulz, Jahrgang 1986.

Seit 2004 studierte der Nachwuchs-Künstler an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Gunter Damisch Grafik und druckgrafische Techniken und hat sein Kunst-Studium nun im Juni 2010 abgeschlossen.

Von Herbst 2008 bis Februar 2009 hat Vith im Rahmen des EU-Erasmus-Programms ein Auslandssemester an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst absolviert.

Auch Pädagogik und Geschichte

Seit 2006 studiert der nachdenkliche Beobachter überdies noch Bildnerische Erziehung an der Akademie sowie Geschichte:

"Das war eine sehr wichtige Entscheidung für mich, weil ich das Gefühl hatte, dass mir das Kunststudium zu wenig war. Und mir fehlten die sozialen Kontakte, da ich eine zeitlang sehr viel zu hause gearbeitet habe - ebenso Kontakte außerhalb der Kunstszene und der Akademie. Es ist sehr wichtig, in ein völlig anderes Umfeld zu kommen, weil man die eigenen Arbeiten auch anders sieht.

Als Lehrer hat man eine gewisse Unabhängigkeit vom Kunstmarkt. Ich wollte nie ausschließlich Künstler sein - und ich sehe den Kunstmarkt sehr kritisch und möchte von ihm unabhängig sein. Das Pädagogik-Studium mache ich nicht nur aus finanziellen Erwägungen, sondern auch als willkommene Abwechslung zum einsamen Künstlerbrüten. Und Geschichte hat mich schon immer interessiert und hat auch mit meinen Zeichnungen zu tun", stellt Simon Vith fest, der sein Lehramt-Studium 2011 beenden wird.

Diplom-Schau "Der Rücken des Samson"

Ab Dienstag, 22. Juni 2010, stellt Simon Vith im Anatomiesaal der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz seine Werke in der Diplom-Schau "Der Rücken des Samson" aus. Die Schau ist bis 24. Juni zu sehen.

Die Zeichnung als Erzählung

"Ich sehe mich als Erzähler. Ich könnte auch schreiben oder Musik machen. Aber die Zeichnung ist eine sehr schnelle, sehr unmittelbare Möglichkeit. Die Zeichnung ist für mich deshalb so interessant, weil sie die Konzentration auf eine Linie ist", erläutert Vith.

"Der Rote Faden in meinen Arbeiten ist die Erzählung, das Weiterreichen von Erinnerungen. Es könnten auch Theaterstücke, Romane oder Filme sein - aber die Zeichnung ist das Überschaubarste und Unmittelbarste für mich."

Einzel-Schau "Ausschnitte" in BA Galerie

Bis 15. Mai 2009 zeigte Simon Vith in der Wiener Bank Austria Galerie die Einzel-Ausstellung "Ausschnitte".

"Es war eine kleine Serie über anonyme Mitarbeiter der Bank Austria von den 1950er - bis zu den 1980-er Jahren. Ich hatte Einblick in das historische Archiv der Bank, und so sind diese Arbeiten entstanden", beschreibt der junge Künstler seinen neuen Zyklus, der zehn Zeichnungen umfasst.

Grafik "Walzen" exklusiv für Ö1 Club

Vith zählt auch zu jenen Nachwuchs-Künstlerinnen und -Künstlern, die zur Ö1 Aktion "Grafik des Monats" eingeladen wurden:

Für Februar 2009 hat der junge Vorarlberger speziell für Ö1 und die Ö1 Club-Mitglieder den Offset-Druck "Walzen" gestaltet.

Mehr dazu in Ö1 Club Aktuell

Radierung und Skulpturales

Im Rahmen der druckgrafischen Techniken setzte sich der junge Nachwuchs-Künstler vor allem mit der Radierung auseinander:

"Ich habe sehr viele Radierungen gemacht und dabei technisch mit unterschiedlichen Ätzungen experimentiert. Aber ich kam an einen Punkt, wo es für mich nur noch technische Spielerei war. Und bei diesem langwierigen Verfahren geht die Unmittelbarkeit verloren."

"Durch die Zeichnung habe ich einen starken Bezug zu Papier und so habe ich begonnen, mit Wespenpapier zu arbeiten. In Verbindung mit Weizenstärke habe ich dann Skulpturen geformt."

"Die Wäscherinnen" - eine Verbindung

Zu einer der wichtigsten Arbeiten des Nachwuchs-Künstlers mit historischem Bewusstsein zählt seine Zeichnung "Die Wäscherinnen":

"Ich arbeite mit Fotos anonymer Herkunft, die ich über das Internet oder auf Flohmärkten kaufe. Zusätzliches Material kommt aus Archiven und Zeitungen. Ich versuche dann, von diesen für mich anonymen Menschen Lebensläufe zu erstellen und forme daraus Erzählungen", beschreibt Vith seine Arbeitsweise.

"Bei den 'Wäscherinnen' handelt es sich um ein Foto mit jungen Frauen, die wahrscheinlich beim BDM ("Bund deutscher Mädchen", Red.) waren und sich in einer Alpenidylle bei einem Brunnen waschen. Das Bild wirkt an sich schon sehr inszeniert und hat auch etwas Schlüpfriges.

Meine Überlegung: Wer war an so einem Foto interessiert, und wer hat es gemacht? Ich habe diese Szene mit Fotos einer Gemeinderatssitzung aus den 1950er-Jahren verbunden - die Gemeinderäte als Beobachter dieser Mädchen. So ist ein Dialog der 1930er- mit den 1950er-Jahren entstanden."

Warum ihn gerade diese Zeit so interessiert? "Die 1950er-Jahre waren eine sehr unsichere Zeit, in der man gerade in Österreich nicht wusste, wie man mit der NS-Vergangenheit umgehen sollte. Die Reinlichkeit, die auch in den 1930ern wichtig war, wurde damals noch gesteigert - ein Sich-rein-Waschen von der Nazizeit", so Simon Vith.

"Gemeindebau" - aus dem Nachkriegs-Wien

Auch bei seiner Arbeit "Gemeindebau" greift Vith auf Historisches zurück: Er verbindet ein Archivfoto aus den 1950ern, das neue Gemeindebauten zeigt, mit Szenen turnender Burschen:

"Diese Szenerie soll das Wien der 1950er-Jahre darstellen. Ich weiß, dass meine Vorstellungen sehr stark von Klischees, Filmen und Fotografien geprägt sind. Aber ich glaube, dass es bei uns allen so ist. Und auch Selbsterlebtes wird im Lauf der Zeit durch das kollektive Gedächtnis stark verändert. Für mich sind die 1950er eine sehr staubige Zeit. Und ich habe das Gefühl, dass bis heute ein Hauch dieser Staubigkeit durch die Stadt weht. Die 1950er sind für mich auch ein weißer Fleck ist, auf den es zu schauen lohnt."

Bei Ausstellungen seit 2005

Arbeiten des jungen Künstlers waren bisher unter anderem in "hell/dunkel" im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien (2005), bei der Schau "Im Zentrum am Rand" im Weinstadtmuseum Krems (2007), in der Akademie der Künste Novi Sad in Serbien sowie in der Galerie Ursula Fischer in Neulengbach (beide 2008) zu sehen.

Zyklus "Wespennester"

Derzeit arbeitet Vith an dem Zyklus "Wespennester", der einen familiären Hintergrund hat - und zwar zu seiner betagten Großtante, mit der er bis zu seinem zehnten Lebensjahr aufwuchs und die ein Fixpunkt in seinem Leben war.

"Ich verwende hier Fotografien meiner Großtante und Szenen aus ihrem Leben, die durch mich und durch Klischees gefiltert sind - so entsteht quasi eine Biografie von ihr. Derzeit besteht der Zyklus aus etwa 20 Zeichnungen und einer skulpturalen Arbeit", schildert Vith dieses Projekt, das unbegrenzt ist.

Künstlerische Unabhängigkeit

Wie lautet der wichtigste Zukunftswunsch des jungen Künstlers?

"Die größtmögliche Unabhängigkeit zu haben - sei es von einem Arbeitgeber, vom Kunstmarkt oder von ökonomischen Zwängen. Ich möchte einen abwechslungsreichen Alltag gestalten können, der wenig Routine verlangt und mir einen Teil frei lässt, wo ich Neues machen kann", so Simon Vith.

Service

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria

Kontakt
Simon Vith

Links
Akademie der bildenden Künste Wien
Universität Wien
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Akademie der bildenden Künste Wien – Kupferstichkabinett
Bank Austria - Ausstellung Simon Vith im Bank Austria Kundenzentrum Schottengasse
Academy of Arts Novi Sad
Weinstadtmuseum