Auf der Suche nach Ambivalenz der Charaktere

Anna Unterberger, Schauspielerin

Zum Theater kam sie durch die Mutter: Anna Unterberger, Jahrgang 1985, die an der Konservatorium Wien Privatuni Schauspiel studiert. Ihr Film-Debüt hatte sie heuer neben Stars wie Götz George in der Tabori-Verfilmung von "Mein Kampf", die 2009 Premiere hat.

"Meine Mutter macht Theater mit behinderten Menschen. Ich war schon als Kind oft bei den Proben und habe hineingeschnuppert. Obwohl das natürlich eine ganz andere Arbeit als Schauspielen ist, weil sie einen pädagogischen Aspekt hat. Mein Interesse für Schauspiel hat sich in der Volksschule entwickelt, wo ich einen Lehrer hatte, der mit einer Freundin und mir an der Sprache, der Stimme und auf dem Gebiet des Tanzes gearbeitet hat. Und er hat uns auch ins Theater mitgenommen.

Das hat mich fasziniert und mir wurde klar, dass ich diesen Weg gehen will. Etwas mit Tanz, Sprache, Körper und Gesang machen. Und das ist beim Schauspielen der Fall. Nach der Matura wusste ich, dass ich Schauspielerin werden will. Ich wollte aber nicht gleich wieder in einer Schule sein. So habe ich zunächst gearbeitet, um mir Kurse und Workshops zu finanzieren. Nach Vorsprechen in Leipzig, München und am Reinhardt Seminar wurde ich am Konservatorium aufgenommen", erzählt Anna Unterberger, gebürtige Boznerin, Jahrgang 1985.

Seit 2005 studiert die junge Künstlerin an der Konservatorium Wien Privatuniversität Schauspiel. Abschließen wird sie im Juni 2009.

Der Reiz der Ambivalenz

"Was mich beim Spielen fasziniert, ist die Ambivalenz der Charaktere herauszufinden. Ich mag vor allem jene Figuren, die sich am Rande des Abgrunds bewegen. Und es interessiert mich auch, diese Ambivalenz in mir zu finden. Durch diese Beschäftigung erhält man auch eine andere Sicht im wirklichen Leben. Seitdem ich Schauspiel studiere, lebe ich viel bewusster - und sehe das Leben mit mehr Leichtigkeit", stellt Anna Unterberger fest.

Ab Herbst 2009 Engagement in Salzburg

Ab kommenden Herbst ist Unterberger für zwei Jahre am Salzburger Landestheater engagiert.

Derzeit im Wiener "Theater Drachengasse"

Zurzeit ist Anna Unterberger, die zu den Gewinner/innen des diesjährigen Fidelio-Wettbewerbs in der Sparte Interpretation zählt, in Laura De Wecks Komödie "Lieblingsmenschen" in der Rolle der Anna bis 18. April 2009 im Wiener "Theater Drachengasse" zu sehen.

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Film-Debüt mit Götz George in Tabori-Verfilmung

Im Frühjahr 2008 hatte Anna Unterberger ihr Debüt als Filmschauspielerin: durch ein erfolgreiches Casting spielte sie das Gretchen in Urs Odermatts Verfilmung von George Taboris "Mein Kampf", die heuer Kino-Premiere haben wird. Und das gleich neben so prominenten Stars wie Götz George, Tom Schilling und Elisabeth Orth:

"Bei dieser Arbeit, die ja völlig neu für mich war, wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, bei sich zu bleiben - gleichgültig, was von außen einwirkt. Der große Unterschied zum Theater ist hier, dass man sich alleine vorbereiten muss. Dann kommen alle am Set zusammen und es muss schnell gehen. Ich habe dabei gesehen, wie wichtig die Theatererfahrung ist, sofort die jeweils nötigen Emotionen abrufen zu können", schildert die Jungschauspielerin, die gerne Theater und Film machen würde.

Von Aristophanes bis Ibsen

Im Rollen-Unterricht hat Unterberger unter anderem die Orsina aus Lessings "Emilia Galotti" und die Frau Elvstedt aus Ibsens "Hedda Gabler" erarbeitet. Zuletzt studierte sie die Celimene aus Molieres "Menschenfeind".

Im Wintersemester 2007 wirkte die junge Schauspielerin, deren Mutter Dänin ist, in "Lysistrate" von Aristophanes an der staatlichen Schauspielschule Kopenhagen mit. Es war natürlich eine Herausforderung für sie, in einer anderen Sprache zu spielen.

Ihr Bühnen-Debüt hatte Anna Unterberger 2007 in der Rolle der Tochter in Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" bei den Sommerfestspielen Kottingbrunn:

"Ich hatte dort die Möglichkeit, mich auszuprobieren und zu erfahren, wie es ist, wenn man eine Rolle jeden Abend spielt - und welche Veränderungen da stattfinden."

2008 bei Kottingbrunn-Festival in Behns "Pirat"

Und im Herbst 2008 wirkte sie in Kottingbrunn als Helena in Aphra Behns "Der Pirat" mit, wo sie im Rahmen des Festivals bis Ende September auftrat.

Workshop bei Miriam Goldschmidt

Im Jahr 2006 nahm Unterberger an einem Workshop bei Miriam Goldschmidt teil, das sehr wichtig für sie war:

"Es war eine ganz tolle Erfahrung, weil Goldschmidt mit Sprache, Körper und Energie arbeitet. Ich wurde damals zu dieser Ursprungskraft zurückgeführt, die ich aus der Kindheit kenne. Denn in diesem Alter ist man noch offen für alles und hat noch diese Unschuld."

Sich nicht verlieren und Leichtigkeit erhalten

Wie lauten die Zukunftswünsche der erfolgreichen Nachwuchs-Schauspielerin?

"Glücklich zu bleiben, bei mir zu bleiben. Dass ich die Möglichkeit habe, Figuren auszuprobieren und mir eine gewisse Leichtigkeit im Spiel zu erhalten. Und dass das Schauspielen ein Spiel bleibt", so Anna Unterberger.

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria

Tipp
Die Porträts der Ö1 Talentebörse können seit 1. September 2008 im Rahmen der Ö1 Podcast nachgehört werden. Alle Sendungen des kostenfreien Radio-Abos finden Sie hier.

Kontakt
Anna Unterberger

Links
Konservatorium Wien Privatuniversität
Konservatorium Wien Privatuniversität - Finale Sparte Interpretation - 8. Fidelio-Wettbewerb 2009
Wikipedia - George Tabori
NÖ Kulturwerkstatt Kottingbrunn
Salzburger Landestheater
Theater in der Drachengasse
Urs Odermatt