Einen kauft man, einen spendet man

Laptops als Entwicklungshilfe

"Es ist kein Laptop-Projekt, sondern ein Bildungsprojekt." So beschreibt der Computerforscher Nicolas Negroponte das "One Laptop per Child"-Projekt, das unter seiner Führung am Massachusetts Institute of Technology entwickelt worden ist.

Die Idee hinter dem "One Laptop per Child"-Projekt ist folgende: Jedem Kind in Entwicklungsländern soll ein für den Schulunterricht ausgelegter Laptop zur Verfügung gestellt werden. 2005 ist das Projekt gestartet worden, seit voriger Woche ist das speziell für Kinder konzipierte Gerät auch in Österreich erhältlich.

Für umgerechnet 390 Euro kauft man zwei Laptops. Einen bekommt man selbst, der zweite geht in ein Entwicklungsland. Ebenfalls letzte Woche ist eine Grazer Volksschulklasse mit 25 Stück der Lerncomputer ausgestattet worden. In einem vierjährigen Testversuch werden die Schülerinnen und Schüler die Stärken und Schwächen des Gerätes austesten.

Speziell für Kinder

Der OLPC XO-1, so der volle Name des Laptops, ist speziell für Kinder entwickelt, und zwar vor allem Kinder in Entwicklungsländern. Seine robuste Hülle übersteht es sogar, wenn das Gerät auf den Boden fällt. Das stromsparende Display wurde so entwickelt, dass auch im Freien alles gut sicht- und lesbar bleibt. Ohne Zwischenstation können sich mehrere Computer untereinander Vernetzen. Zusätzlich inkludiert sind Aufnahmegeräte für Ton und Bild.

Netbook-Begründer

Am internationalen Entwicklerteam sind auch einige Österreicher beteiligt. Das österreichische OLPC-Team war vor allem vor allem an der Entwicklung der Software und an der Konzeption der Benutzeroberfläche namens Sugar beteiligt. Diese Oberfläche soll es sogar Analphabeten ermöglichen, den Laptop zu bedienen und funktioniert auch auf anderen Geräten.

"Die Software ist Open Source und rennt schon jetzt auf einem guten Teil der herkömmlichen Netbooks. Überhaupt gilt der OLPC-Laptop als Begründer der der billigen, kleinen und portablen Netbooks", erklärt Mitentwickler Aaron Kaplan.

Doch kein 100-Dollar-Laptop

Vor allem das "billig" stand für die Entwickler im Mittelpunkt. Das Projekt lief lange unter dem Titel 100-Dollar-Laptop. Die erwarteten Herstellungskosten von 100 Dollar pro Stück wurden aber nicht erreicht. Derzeit kostet die Produktion eines Laptops nämlich 188 Dollar.

Laut Kaplan ist es bei manchen Komponenten einfach nicht möglich zu sparen: "Es gab Modelle, die eine schwächere CPU und grundsätzlich schlechtere Komponenten hatten. Bei mehreren Testversuchen kam man drauf, dass das einfach zu wenig ist. Man hat sich, ehrlich gesagt, einfach verschätzt."

Testversuch in Graz

Die Software ist vor allem für den Schulalltag ausgerüstet. Um zu testen, ob die Konzepte auch wirklich funktionieren, wird das Gerät nun von Schülerinnen und Schülern getestet. In Österreich nimmt eine Volksschulklasse der Pädagogischen Hochschule Steiermark in Graz teil.

Die 25 Tafelklässler bekamen je einen Laptop und benutzen ihn bereits im Unterricht. Vor allem der kollaborative Ansatz der Software hat es den Grazer Projektbetreibern angetan. "Die Computer vernetzen sich von allein, da muss man fast nichts machen. Die Kinder können gemeinsam schreiben oder an einem Bild malen. Das konnten sie zwar früher auch, aber immer mit Einschränkungen. Wir erhoffen uns daraus auch einen Gewinn an sozialen Fähigkeiten", erklärt der Grazer Medienpädagoge Johannes Dorfinger.

Alltagsgegenstand

Wenn es die Lehrer erlauben, dürfen die Kinder mit dem Laptop auch ins Internet. Nach Schulschluss dürfen sie das Gerät mit nach Hause nehmen. "Für die Kinder ist das ein ganz normaler Alltagsgegenstand. Die können sich nicht vorstellen, dass es kein Internet gibt. Wenn sie etwas wissen wollen, googeln sie einfach", so Dorfinger.

Das österreichische OLPC-Team freut sich über Unterstützung und Mithilfe. An jedem ersten Samstag im Monat gibt es ein Meeting im Wiener Museumsquartier (Raum D). Der nächste Termin ist am sechsten Dezember.

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

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