Vom respektvollen Umgang mit Tieren

Schlachten in Würde

Biofleisch aus artgerechter Tierhaltung wird von den Konsumenten zunehmend bevorzugt. Glückliche Hühner, Rinder oder Schweine geben besseres Fleisch, das gilt als unbestritten. Das Schlachten erfolgt allerdings häufig auf unnötig rohe Art. Das müsste nicht sein.

Bewusst genießen, bedeutet, sich Gedanken zu machen. Da ist alles erlaubt, von der grundsätzlichen Ablehnung, Tiere zum Zwecke der Fleischgewinnung zu schlachten, über historische Betrachtungen zum Thema, wann und warum die Menschen auch Fleisch zu essen begannen bis zur Sorge der Feinschmecker, woher hochwertige Rinds-Steaks, saftige Schweinsstelzen, zarte Lammfilets oder aromatische Hühnerbrüste bezogen werden können.

Die Realität, sagt der Tierarzt Rudolf Winkelmayer, gibt eine nüchterne Antwort. In Österreich werden im Jahr ca. 5,2 Millionen Schweine, 800.000 Rinder und etwa 60 Millionen Hühner geschlachtet. An diesen nackten Zahlen kann man den Grad der gesellschaftlichen Akzeptanz messen und das in einem Land, das knapp 1,8 Prozent der EU-Bevölkerung ausmacht.

Der Reiz des guten Geschmacks

In dem Buch "Gewissens-Bissen", erschienen im Herbst 2008 im Löwenzahn-Verlag, macht sich Österreichs Parade-Gourmet, Christoph Wagner, gemeinsam mit dem Tierarzt Rudolf Winkelmayer und der Rechtsphilosophin Eva Maria Maier Gedanken zur Problematik, wie Tierethik und Esskultur. In zahlreichen Kapiteln wird hier versucht, den Spagat zwischen Tierschutz und Genuss mit ruhigem Gewissen zu einer gelungenen Übung für alle zu machen. Gewissensbissige Gesinnungsknorpel werden in pragmatischer Einsichtsmarinade unter Anwendung der Wortartistik-Küche zu einem wohlschmeckenden Gericht verarbeitet.

Der Bauer als Tierschützer

Christoph Wagner gibt im Buch "Gewissens-Bissen" ein Beispiel dafür:

Der Schweinezüchter, der seinen Tieren immer einen Korb aufsetzt und danach beginnt, sie am Goder zu kraulen. Oder jener, der die Schweine immer in einem Karren rund um den Bauernhof spazieren führt, was alle sehr lustig finden. Irgendwann einmal wird freilich nicht mehr am Goder gekrault, sondern auf den Korb geschlagen, und die letzte der Spazierfahrten endet unversehens beim Schlachter. Man mag mit gutem Grund auch solche tierpsychologischen Übertölpelungen als unethisch bezeichnen, fest steht jedoch, dass die Todesangst dadurch ausgeschaltet wird - was (soweit das Wort in Zusammenhang mit einer Schlachtung überhaupt gebraucht werden darf) nicht nur human gegenüber dem Tier ist, sondern auch absolut gegenüber dem Feinschmecker, der statt im Todeskampf verkrampfte Fleischfasern ein Stück entspanntes, weiches und leicht zu zerteilendes Fleisch auf den Teller bekommt.

Respektvoller Umgang mit Tieren
Futter aus biologischem Landbau und artgerechte Haltung ergibt hochwertiges Fleisch, erklärt Georg Bacher von der Biovermarktung Handels GesmbH, einer Tochter der Bioernte Austria. Für den Landwirt bedeutet das aber höhere Ausgaben, die sich auch im Preis nieder schlagen sollten.

Lange wurde darauf vergessen, dass diese Qualität des Fleisches durch Stress des Tieres vor der Schlachtung völlig zunichte gemacht wird. Deshalb holt er sich zum Beispiel Tipps von der deutschen Tierärztin Karen von Holleben, einer Expertin für einen schonenden Umgang mit Zucht- und Schlachttieren. Sie berät die Bauern, wie man Tiere tierschutzgerecht und schonend verladen und transportiert. Auch hier geht es um Psychologie aber auch um die simple Tatsache, das der LKW-Fahrer eines Tiertransportes gut fahren können muss, wissen muss, wie und in welcher Menge die Tiere auf der Ladefläche untergebracht werden müssen.

Im Schlachthof muss es für die Tiere zum Beispiel eine Möglichkeit zum Trinken geben, und der Einsatz von groben Hilfsmethoden beim Treiben zur Tötungsbox muss abgeschafft werden. Prügel mit Stöcken, Zustechen mit Mistgabeln oder Geräte die den Tieren elektrische Schläge versetzen, gehören verpönt.

Die Tiere, die hochwertige Nahrung für uns Menschen liefern, sagt Georg Bacher von Bio Austria, müssen bis zur Schlachtung, wenn sie ihr Leben für uns geben respektvoll behandelt werden.

Buch-Tipp
Christoph Wagner, Rudolf Winkelmayer, Eva Maria Maier, "Gewissens-Bissen", Löwenzahnverlag

Links
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