Josef Zenzmaier, Bildhauer

Flügel aus Bronze

Josef Zenzmaier, 1933 in Kuchl geboren, ist als Jugendlicher zunächst von der Malerei fasziniert. Er beobachtet den Bildhauer Rudolf Reinhardt bei der Arbeit und beschließt schließlich, Bildhauer zu werden. Am liebsten gestaltet er Bronzeskulpturen.

Josef Zenzmaier über Oskar Kokoschka

Josef Zenzmaier gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Bildhauern Österreichs, er wurde vor allem durch seine Bronzearbeiten bekannt. Eine Büste von Stefan Zweig, ein Denkmal für Erwin Ringel, eine Plastik des Heiligen Virgil im Bildungshaus St. Virgil, die Eingangsportale des Neuen Festspielhauses in Salzburg - das Werk des Künstlers Josef Zenzmaier ist überaus präsent in Österreich. In vielen Kirchen, in Universitäten, in Gedenkräumen, an zahlreichen öffentlichen Plätzen sind seine Kunstwerke aus Stein, aus Holz und aus Bronze zu sehen.

Ein ernsthafter Arbeiter

"Ich gehöre nicht zur Kunst-Szene", sagt Josef Zenzmaier," ich bin weder in den großen Museen noch in den bekannten Galerien vertreten, mit sogenannter "Auftragskunst" ist es immer schwer, von den Kritikern wahrgenommen zu werden."

Ob als Künstler oder als Lehrer, Josef Zenzmaier ist ein ernsthafter Arbeiter, der sich nicht mit schnellen Ergebnissen zufrieden gibt. Zu seinem 75. Geburtstag schrieb er auf die Einladung zu einer Ausstellung mit Zeichnungen: "Für den Rest meines Lebens hoffe ich, im Kampf gegen die eigene verdammte Mittelmäßigkeit und stumpfe Indifferenz nicht zu erliegen."

Begeisterung für Stein

Josef Zenzmaier wurde am 5. März 1933 in Kuchl geboren, sein Vater war - wie schon der Großvater - im Straßenbau tätig, seine Mutter Theresia kümmerte sich um den Haushalt. Geprägt vom Beruf des Vaters, zeigt sich auch der Sohn bald vom Material Stein begeistert. Die Begeisterung des Buben für den Straßenbau wird bald durch eine neue Faszination abgelöst: Der Bub sieht naturgetreue Bilder und Zeichnungen - und ist beeindruckt.

Die Mutter zeigt dem Bildhauer Rudolf Reinhart, einem Schüler von Anton Hanak, Zeichnungen des begabten Knaben. Er überredet den Buben, sich doch statt dem Zeichnen mehr der Bildhauerei zu widmen. So beginnt Josef Zenzmaier bereits im Alter von 13 Jahren, erste Figuren zu modellieren.

Von 1947 bis 1951 besucht er die Berufsfachschule für Holz-Stein-und Metallverarbeitung in Hallein. 1951 bekommt er seinen ersten Auftrag: eine Madonna aus Sandstein für ein Privathaus in Kuchl. Die Figur fällt anderen Bildhauern auf, sie überreden den jungen Kollegen zu einer Steinmetzlehre in den Mayr-Melnhofschen Marmorwerken in Salzburg, eine Ausbildung, die er 1954 abschließt und die ihm hilft, das Handwerk von Grund auf zu lernen.

Bronzeguss im Wachsausschmelzverfahren

Schon 1953 besucht der junge Bildhauer die neugegründete Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg, wo es zu einer ersten Begegnung mit Oskar Kokoschka kommt, dessen "Schule des Sehens" Josef Zenzmaier nachhaltig beeindruckt und prägt.

Von 1955 bis 1957 lebt Josef Zenzmaier in Köln, er besucht die "Werkskunstschule", wo er seine spätere Frau Anneliese kennenlernt. 1957 fährt Josef Zenzmaier nach Italien, um für Giacomo Manzù zu arbeiten. Bis 1960 bleibt Josef Zenzmaier auch Manzùs Assistent an der Sommerakademie in Salzburg. Beim kleinen lebhaften Bildhauer aus Italien lernt Josef Zenzmaier in diesen Jahren die Technik des Bronzegusses im Wachsausschmelzverfahren in verlorener Form.

Der Vergänglichkeit trotzen

Wie kann man sich die Arbeit des Bronzegießens vorstellen? Welche Arbeitsvorgänge sind notwendig? Was geschieht im Atelier und in der Gießhütte? Auf etwa tausend Grad wird die Bronze erhitzt, damit sie flüssig wie Wasser wird. "Das Gießen ist immer ein Abenteuer", sagt Josef Zenzmaier, "das ist der schönste und stillste Moment bei der Arbeit, da erwacht die modellierte Figur plötzlich zum Leben, aus einer weichen Wachsstatue wird eine fertige Bronze-Skulptur, die der Vergänglichkeit trotzt."

Ein Augenmaß für das Menschliche

In den letzten Jahren haben Josef Zenzmaier gesundheitliche Probleme zu schaffen gemacht. Mit dem Unterrichten an der Sommerakademie hat er aufgehört, einmal in der Woche betreut er noch einen Zeichenkurs in Hallein, bei dem das Aktzeichnen im Mittelpunkt steht. Das Aktzeichnen helfe, den Menschen wieder ein gutes "Augenmaß" zu geben, sagt Josef Zenzmaier, gerade auch für das Menschliche.

In den letzten Jahren hat Josef Zenzmaier zahlreiche Zyklen mit Farblithographien geschaffen, so etwa zu "Odysseus" oder zu den biblischen Geschichten von "Ruth". "Man müsste viele Leben haben", sagt Josef Zenzmaier, "um all das auszuloten, was noch möglich wäre."

Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 22. Februar 2009, 14:05 Uhr

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Link
Salzburger Museum Carolino Augusteum - Josef Zenzmaier