Tina Leischs Dokumentation über die "Gangster Girls"

Häfntheater

Ein ungewöhnliches Theaterprojekt wurde zum Dokumentarfilm: die "Gangster Girls" sind nun im Kino zu sehen. Regisseurin Tina Leisch und die ehemalige Strafgefangene Jacqueline erzählen über das Theater im Gefängnis, über Freiheit und Kreativität.

In der Frauenstrafanstalt Schwarzau gibt es einen geregelten Alltag. Man steht in der Früh auf und geht arbeiten. Wird die Arbeit verweigert, gibt es keinen Ausgang für die Gefangenen. Trotzdem, ihren Aufenthalt in Schwarzau beschreibt die ehemalige Insassin Jacqueline als Luxus im Vergleich zu anderen österreichischen Gefängnissen, so gibt es hier etwa einen eigenen Fernseher in der Zelle. 2007 bot sich den Sträflingen ein weiteres "Luxusgut": die Möglichkeit, an einem Theaterprojekt teilzunehmen.

Im Auge der Kamera

Auch die Anwesenheit einer Kamera war eine interessante Erfahrung. Offen und scheinbar ohne Scheu erzählen die Frauen über die Haft und ihre persönlichen Schicksale. Ursprünglich sollte nur die Erarbeitung des Theaterstücks dokumentiert werden.

Im Lauf der Arbeit entstand dann aber eine neue Idee, so Tina Leisch: "Die Leute wissen gar nicht richtig, was in einem Gefängnis los ist und wer da sitzt, wie es da zugeht und was das Gefängnis aus Leuten macht. Und dann hat sich der Fokus von diesem Film ein bisschen weg von diesem Theaterstück, hin verschoben zu einer Doku über das Gefängnis, die das Theater eigentlich nur benützt, um das darzustellen."

Freiheit und Kreativität

Bei Wasser und Brot im Kerker - dieses Klischee trifft auf heutige Strafanstalten zum Glück nicht mehr zu. Trotzdem: Theaterprojekte wie das von Tina Leisch haben in Österreich Seltenheitswert. In ihrer Kreativität habe sie sich aber auch ohne Theater nie eingeschränkt gefühlt, meint Jacqueline. Man durfte malen, Musik hören und sich natürlich auch sportlich betätigen. Aber es wäre kein Gefängnis, hätte nicht etwas Wesentliches gefehlt: Freiheit und Privatsphäre.

Für Tina Leisch ist es ein Anliegen, dass die Gefangenen ihre Haft sinnvoll nutzen können. Eben auch, in dem sie ihre kreativen Energien positiv ausleben: "Es geht ja eher darum, dass viele von den Leuten, die in Gefangenschaft sind, Leute sind, die aus sozialen Zusammenhängen kommen, wo sie überhaupt nie gelernt haben, ihre Kreativität fruchtbringend für andere einzusetzen, sondern die ihre Kreativität dafür verwendet haben, zu schauen, wie man am besten Automaten knackt mit 14. Und wenn man es mit 16 schon vollbringt, 20 bewaffnete Raubüberfälle zu machen, muss man ein kreativer Mensch sein, denn da muss man sich die Pistole besorgen und alles auskundschaften. Es ist nur eben eine Kreativität, die nicht gerade zum Nutzen der anderen eingesetzt ist."

Mehr zum Film "Gangster Girls" in oe1.ORF.at
Neu im Kino: Gangster Girls
Ö1 Talentebörse: Gerald Kerkletz, Kamera

Hör-Tipp
Leporello, Montag, 30. März 2009, 7:52 Uhr

Film-Tipp
Tina Leisch, "Gangster Girls", Dokumentarfilm mit Insassinnen der Justizanstalt Schwarzau und Insassen der Jugenstrafanstalt Gerasdorf

Link
Gangster Girls