Ehrenpräsidentin der Krenek-Stiftung
Gladys Nordenstrom-Krenek
Gladys Nordenstrom lernte Ernst Krenek als Studierende an der Hamline University, St. Paul, Minnesota, kennen, an der Krenek in den Jahren 1942 bis 1947 lehrte. Nordenstrom-Krenek ist heute Ehrenpräsidentin der Ernst-Krenek-Institut-Privatstiftung.
8. April 2017, 21:58
In Minnesota, am Institut for Fine Arts an der Hamline University, ist Gladys Nordenstrom-Krenek im Jahre 1942 dem damaligen Studiendekan der Musikfakultät, dem nach Amerika emigrierten gebürtigen Wiener Ernst Krenek begegnet. Eigentlich wollte sie Sängerin werden, da nicht genügend Material da war, wandte sie sich zuerst der Trompete, dann der Musiktheorie zu.
Üben war nicht unbedingt ihre Stärke und bescheiden meint sie, die Universität habe sie damals nur wegen des akuten Männermangels genommen. Im ersten Studienjahr hat sie noch nicht direkt mit Krenek zu tun und macht sich große Sorgen, ob sie den Anforderungen des Studiums gewachsen sein wird. Durch das intensive Hörtraining in Kreneks Vorlesungen, seine brillanten Analysen angefangen vom gregorianischen Choral bis zu Schubert-Liedern fängt sie Feuer und will Komponistin werden.
Das amerikanische Mekka der neuen Musik
Das Mekka der neuen Musik in den USA war zu Beginn der 1940er Jahre des 20. Jahrhunderts Minnesota. Der Dirigent Dimitri Mitropolus, Louis Krassner, der bei Berg das Violinkonzert bestellt hatte, wirkten an der Hamline University, Arthur Schnabel kam auf Besuch, die Studenteninnen und Studenten waren in den Seminaren und abendlichen Konzerten ständig mit neuester Musik konfrontiert, und während in New York die Neoklassiker regierten, debattierten die angehenden Komponistinnen und Komponisten in Minnesota im Drugstore bei Icecream-Soda über Arnold Schönberg.
Fünf Jahre hat Gladys Nordenstrom-Krenek in diesem Eldorado der neuen Musik studiert, ihren Bachelor und Master gemacht. Heute noch schwärmt sie von der Atmosphäre, der Energie, den Anregungen, die ihr an der Hamline University zuteil wurden. Viel neue Musik war in Konzerten zu hören, wurde uraufgeführt, darunter Werke von Ernst Krenek, Chormusik, explizit geschrieben für den Chor der Universität von Minneapolis.
Erst Coach, dann Lebensgefährtin
Weil ihm der Arzt geraten hatte, aus gesundheitlichen Gründen mehr Bewegung zu machen und Krenek eine Partnerin für das Sporteln brauchte, begann die persönliche Beziehung zwischen den beiden. Gladys Krenek brachte ihm Federball, Radfahren, Schwimmen und Autofahren bei. Nach dem Ende des Kriegs hängt Krenek den Uni-Job an den Nagel, er wird amerikanischer Staatsbürger, westwärts geht die Reise.
Kalifornien wird zum Mittelpunkt der Lebensinteressen. Als freier Komponist muss Ernst Krenek sich zunächst mit Gastvorträgen in Hawaii, Albukerque, New Mexiko über Wasser halten. Gladys, seit 1950 dritte Ehefrau Kreneks, arbeitet als Volksschullehrerin. Mehr und mehr begleitet Gladys Krenek ihren Mann auf den Reisen, übernimmt die Buchhaltung, schupft den Haushalt. Er kam immer zuerst, das eigene Komponieren musste hintanstehen - während der Ehe und auch nach Kreneks Tod 1991.
Präsidentin der Ernst Krenek Privat Stiftung
Die engagierte Arbeit für Krenekals lässt ihr auch heute kaum Zeit zum Schreiben eigener Werke. Im Jahr 2004 hieß es für Gladys Krenek Abschied nehmen von vielen liebgewordenen Dingen im gemeinsamen Haus in Palm Springs, das die Kreneks im Jahr 1966 gekauft hatten. Der Nachlass kam nach Krems, in das Ernst Krenek Privatinstitut, das sich auf dem Campus der Donauuniversität befindet und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kreneks umfangreiches Werk zu bewahren, zu erforschen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Noch Unpubliziertes harrt der Veröffentlichung, literarische Werke Kreneks müssen archiviert werden, Briefe - und Gladys Krenek ist unermüdlich bestrebt, die Werke ihres Mannes zu propagieren, Editionen voranzutreiben, Aufführungen an Opernhäusern zu initiieren, CD-Produktionen auf den Weg zu helfen. Für sie ist Ernst Krenek der größte Opernkomponist des 20. Jahrhunderts. Und seine Musik ist: "inspiriert, originell, und es ist wahnsinnig schön, wirklich."
Das Fenster nach außen für das vielschichtige und umfangreiche künstlerische Erbe des Komponisten Ernst Krenek ist mit einer Dauerausstellung seit September 2009 das Ernst Krenek Forum in Krems, das sich in den alten Mauern der Minoriten in Krems befindet.
Hör-Tipp
Zeit-Ton, Dienstag, 12. Mai 2009, 23:03 Uhr
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