Das unterschiedliche Verhalten von Vätern

Söhne und Töchter

Abhängig vom Geschlecht des Kindes ist die Rolle des Vaters sehr unterschiedlich.Vätern fällt es leichter, mit Söhnen Kontakt aufzubauen. Während die fremde Welt der Barbiepuppen es ihnen manchmal schwer macht, mit ihren Töchtern zu kommunizieren.

Abhängig vom Geschlecht des Kindes ist die Rolle des Vaters sehr unterschiedlich. Spontan fällt es Vätern leichter, mit ihren Söhnen Kontakt aufzubauen. Denn Vater und Sohn verbinden gemeinsame Spielinteressen.

Eine kumpelhafte Freundschaft hilft über Schwierigkeiten hinweg. In der Pubertät jedoch muss sich der Sohn jedoch vom Vater abgrenzen. Denn Söhne nehmen gezielt die Gegenposition zum väterlichen Standpunkt ein, um sich Autonomie und Selbständigkeit zu erkämpfen. Und Diskussionen arten oft in Machtkämpfe aus.

Die fremde Welt der Playmobilprinzessinnen

Die fremde Welt der Barbiepuppen und der Playmobilprinzessinnen macht es den Vätern manchmal schwer, mit ihren Töchtern zu kommunizieren. Dazu kommt, dass die erotische Nähe zu den heranwachsenden jungen Frauen verwirrt und befremdet.

Diskussionen um sexuellen Missbrauch und die mediale Berichterstattung von Missbrauchsfällen verunsichern noch zusätzlich. Bis zu welchem Alter darf ich mein Kind auf den Schoß nehmen? Wie soll ich es halten? Erlebt das Kind meine Berührungen als unangemessen?

Vaterlose Gesellschaft

Die Autorität der Väter ist in den vergangenen Jahrzehnten in das Kreuzfeuer der Kritik geraten. Prinzipien wie Recht und Ordnung, die Väter noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Familien repräsentierten, wurden individualisiert. Die Rolle der Väter sollte in den Familien neu definiert werden.

Doch der Diskurs um ein neues Vaterbild wurde überlagert von der Diskussion um die Vaterlosigkeit. 1963 erregte der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich mit seinem Werk"Auf dem Weg zur Vaterlosen Gesellschaft" Aufsehen. Mitscherlich entwarf das Bild einer Gesellschaft, in der die "Hierarchie der Vaterrolle" zerfiel und die prägenden Vorbilder verblassten.

Die daraus resultierenden Konflikte, so Mitscherlich, erzeugten neurotische Verhaltensweisen wie eine Indifferenz den Mitmenschen gegenüber. Das Resultat seien Aggressivität, Destruktivität und Angst. Mitscherlich entwickelte seine Theorie in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg.

"Der Vater ist tot"

Ende der 1920er Jahre war die demagogische Behauptung: "Der Vater ist tot" der Slogan einer jungen Generation, die sich von den Vätern der Weimarer Republik ablösen wollte. Denn die Väter der Weimarer Republik sollten gestürzt werden, sie hatten - in den Augen der jungen Generation - ihre Söhne verraten.

Die jungen Männer klagten ihr vermeintliches Erbe ein, das durch den 1. Weltkrieg verspielt war, und erhofften sich im Nationalsozialismus eine Zukunft. Das alte Menschenbild sollte zerstört und ein neues geschaffen werden.

Die Folgen waren die Verfolgung und Ermordung anders Denkender und ein Krieg, der Millionen Menschen das Leben kostete. Nach dem 2. Weltkrieg lag Europa in Schutt und Asche: Und es gab Millionen von Kindern, die ohne Väter aufwachsen mussten.

Vaterlose Söhne, vaterlose Töchter

In den 1950er Jahren, teilte sich die Gesellschaft in die Familien der Vaterlosen und die Familien der Rückkehre. Diese erwiesen sich jedoch als "vaterarm", sagt der Historiker Jürgen Reuleke von der Universität Giessen. Denn die traumatisierten, kriegsversehrten Männer scheiterten vielfach an dem Versuch: dort anzuknüpfen, wo sie vor dem Krieg ihre Familien verlassen hatten. Sie wurden auch von ihren Kindern nicht als Vorbild akzeptiert.

Doch: wie erging es den vaterlosen Töchtern? Die Literatur und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann hat sich die anwesend - abwesenden Väter in der deutschen Gegenwartsliteratur angesehen. Sie stieß dabei auf zwei autobiographische Zeugnisse: Brigitte Schwaigers Novelle: "Lange Abwesenheit" und Dagmar Leupolds Roman: "Nach den Kriegen".

In beiden Werken verarbeiten die Autorinnen den Tod ihrer Väter. Und in ihrer Trauerarbeit wird deutlich, dass sie um eine Anerkennung durch den Vater ringen.

"Das Verhältnis zwischen Vätern und Töchtern ist das der Nichtkommunikation. Zwischen den Generationen existiert eine Barriere des Schweigens. Was bleibt ist die Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit."

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 8. Juni bis Mittwoch, 10. Juni 2009, 9:05 Uhr

Buch-Tipps
Dieter Bednarz, "Überleben an der Wickelfront", DVA Sachbuch 2009

Hermann Gruner, Eckhard Kuhla (Hg), "Befreiungsbewegung für Männer", Psychosozial Verlag 2009

Dagmar Leupold, "Nach den Kriegen", C. H. Beck 2004

Brigitte Schwaiger, "Lange Abwesenheit," Rowohlt Taschenbuch Verlag 1982

Dieter Thomä, "Väter, Eine moderne Heldengeschichte", Carl Hanser Verlag 2008

Links
GEO.de -Das neue Bild vom Vater
Doppelresidenz
Junge Väter
Väter.de