Visionen für den Erdtrabanten

"One small step"

Vor vierzig Jahren, am 20. Juli 1969, feierten die USA ihren großen Triumph: Sie hatten den Wettlauf mit Russland um den Mond gewonnen. Jetzt ist der zweite Wettlauf zum Mond eröffnet. Diesmal geht es darum, wer die erste bemannte Mondstation baut.

Wir schreiben das Jahr 2020. Sie wachen auf und sehen auf den leuchtenden blauen Planeten, die Erde. Sie ziehen einen Astronautenanzug an und springen federleicht durch den Mondstaub.

Sie könnten den Weg von Ihrem Habitat zum Labor auch unterirdisch nehmen, aber heute wollen Sie ein Stück mit dem Mond-Rover fahren. Sie befinden sich auf der ersten internationalen Mondstation.

Wer baut die erste Mondstation?

Jedes halbe Jahr kommt ein Team von sechs Leuten auf den Erdtrabanten, das dort forscht und am Ausbau der Infrastruktur weiterarbeitet. Die Mondstation ist ein Forschungszentrum und eine Startrampe für Langzeitmissionen. Was so utopisch klingt, ist eine wissenschaftliche Vision, an der Hunderte Forscher und Forscherinnen weltweit arbeiten.

Sowohl Amerika als auch Russland wollen eine ständig bewohnte Mondstation errichten. Wo ist der günstigste Standort für die Station? Ist das Mondgestein Regolith ein geeignetes Baumaterial? Wie kann man sich vor der kosmischen Strahlung schützen? Das sind die Fragen, die derzeit auf Kongressen erörtert werden.

"Ein kleiner Schritt für einen Menschen..."

Um diese Pläne zu verwirklichen, soll zunächst jedoch wieder ein Mensch auf dem Mond landen. 40 Jahre ist es schon her, seit Neil Armstrong die berühmten Worte "Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit" ausgesprochen hat.

Er war es, der die Landefähre "Eagle" am 20. Juli 1969 sicher gelandet und am nächsten Tag (MEZ: 21. Juli, 3.56 Uhr) als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond gesetzt hatte. Zwölf Astronauten waren bisher auf dem Trabanten.

Ein neues Wettrennen, neue Konkurrenten

Jetzt setzt ein neuer Wettlauf zum Mond ein. Alle großen Raumfahrtnationen haben den Mond im Visier. Die amerikanische Weltraumbehörde NASA will 2015 wieder ein Team auf dem Mond haben.

Schärfste Konkurrenz ist diesmal allerdings keineswegs Russland, sondern das wesentlich finanzkräftigere China. Die Volksrepublik will spätestens 2020 den ersten Taikonauten auf dem Mond sehen - und das, obwohl China bisher kaum über Erfahrung mit bemannter Raumfahrt verfügt.

Interessant wäre für die Asiaten deshalb auch eine Kooperation mit Russland, das über jahrzehntelange Erfahrung mit Kosmonauten im All verfügt. Japan und Indien sind schon jetzt mit Mond-Sonden im Rennen. Einzig die Pläne der Europäer nehmen sich bescheiden aus. Falls Europa überhaupt zum Mond kommt, dann nur, wenn die ESA (die Europäische Weltraumagentur) den Zuschlag für den Transporter bekommt.

Weil wir es können

Der Mond ist aber mehr als ein politisches Machtsymbol. Er ist jener Ort, an dem man die Frühgeschichte des Sonnensystems erforschen kann. Der Mond ist entstanden, als vor 4,5 Milliarden Jahren ein Asteroid von der Größe des Mars auf die Erde einschlug. Er wird deshalb auch als "Tochter der Erde" oder als "Bruder Mond" bezeichnet. Grund genug, wieder hinzufliegen?

Warum sollen Menschen dort leben und arbeiten? Weil wir es können, ist die einhellige Antwort der Experten und Expertinnen.

Mehr zu 40 Jahre Mondlandung in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 20. Juli bis Donnerstag, 23. Juli 2009, 9:05 Uhr

Buch-Tipp
Brigitte Röthlein, "Der Mond. Neues über den Erdtrabanten", dtv