Siegerin des Ö1 Talentestipendiums 2009

Stephanie Mold, bildende Kunst

Geprägt ist sie von ihrer einsamen Kindheit: Stephanie Mold, Jahrgang 1980, die an der Kunst-Uni Linz studiert. Heuer erhielt die bildende Künstlerin das Forum-Stipendium der Kunst-Uni. Und sie zählt zu den Finalistinnen des Ö1 Talentestipendiums 2009.

"Ich bin in Mühlberg am Manhartsberg, einem kleinen Dorf in der Nähe von Krems an der Donau, aufgewachsen. Meine Kindheit war einsam. Es gab dort keine Kinder außer meinem Bruder und mir. Ich glaube, dieses Alleinsein hat mich sehr geprägt. Im Gymnasium habe ich mich auch nicht wohl gefühlt und war eine Außenseiterin. Diese Beobachterposition habe ich beibehalten.

Mit 16 bin ich dann als Austauschschülerin für ein Jahr nach Finnland gegangen, weil ich das österreichische Schulsystem nicht mochte. Ich kam dort in eine sehr gute Schule, die einen Kunstzweig hatte. Und wurde perfekt gefördert.

Früher habe ich sehr viel musiziert und hatte daher Vergleichsmöglichkeiten. So wurde mir klar, dass nie den perfekten Pop-Song schreiben würde. Bei der Kunst hatte ich keine Vorbelastung. Da traute ich mir viel mehr zu, weil ich nicht wusste, worauf ich mich einlasse. Schließlich bewarb ich mich für die Malereiklasse, weil ich dachte, dass ich das am Besten kann", berichtet Stephanie Mold, gebürtige Wienerin, Jahrgang 1980, über ihre Anfänge.

Seit 2001 studiert die Nachwuchs-Künstlerin an der Kunst-Universität Linz Malerei bei Ursula Hübner, hat sich aber hauptsächlich anderen Medien zugewandt. Abschließen wird sie 2010.

Glücksfall Kunst-Uni Linz

"Die Aufnahmeprüfungen in Linz waren vor jenen in Wien. Und so entschied ich, es in Linz zu probieren. Danach habe ich gar nicht mehr überlegt, nach Wien zu gehen. Frau Professor Hübner war für mich ein Glücksfall. Sie hat mich zwar immer beobachtet, aber nie versucht, mich in eine Richtung zu lenken", erläutert Mold ihre Entscheidung.

Siegerin des Ö1 Talentestipendiums 2009

Wie die Fach-Jury am 9. September einstimmig entschied, ist Stephanie Mold Siegerin des Ö1 Talentestipendiums für bildende Kunst 2009. Die Verleihung fand am 19. Oktober 2009 in der Akademie der bildenden Künste in Wien statt.

Mit dem Ö1 Stipendium will sich Mold nun auf die Fertigstellung ihrer Diplomarbeit konzentrieren sowie während ihres kommenden Türkei-Aufenthalts einen Film produzieren.

Mehr zum Ö1 Talentestipendium für bildende Kunst 2009 in oe1.ORF.at

Gümüshane-Film im Aberystwyth Arts Centre Wales

Am 15. Oktober wurde Molds Film "Hallo Gümüshane" im Aberystwyth Arts Centre in Wales/England gezeigt.

Erster Roman "Ich bin wie Zucker"
Und im vergangenen September erschien mit "Ich bin wie Zucker. Jung und blond in Istanbul" Molds erster Roman.

Langer Erasmus-Aufenthalt in Istanbul
"Als Istanbul ins Erasmus-Programm kam, habe ich mich um einen Aufenthalt beworben. Ich kannte die Stadt bereits. Aber sie hatte mich beim ersten Mal überfordert. Ich wollte mich diesmal aber abhärten und diese Auseinandersetzung gewinnen.

Wie so oft in meinem Leben, hatte ich auch für Istanbul Visionen: in einer schönen Gegend zu wohnen, die Sprache zu können und erfolgreich zu sein. Also habe ich so lange gearbeitet, bis ich diese Ziele erreichte -und auch eine Einzel-Ausstellung hatte", erzählt Mold über ihren Aufenthalt von 2006 bis 2008.

Zeichnung, Text und Video

"Zunächst habe ich gezeichnet. Meine Arbeiten waren sehr narrativ, fast autistisch. Dann wollte ich aber mehr sagen, als mit einer Zeichnung möglich ist. So begann ich mit Texten zu arbeiten. Mittlerweile kam Video dazu. Jetzt will ich wieder mehr Distanz haben. Denn ein Text ist sehr persönlich und unmittelbar", schildert Stephanie Mold.

Filtern von Situationen und Orten

"Prinzipiell will ich Geschichten-Erzählen. Es geht mir darum, Situationen oder Orte nach persönlichen Kriterien zu filtern. Die Geschichte soll aber auch möglichst viele Menschen interessieren. Ich setze mich dann den jeweiligen Situationen aus, durchlebe und dokumentiere sie dann. Den inneren Konflikt, der sich durch mein Projekt zieht, müssen dann auch die Betrachter durchmachen."

"Rebell without a clue" - Ausbrechen aus Konventionen

In ihrem Projekt "Rebell without a clue" setzt sich Stephanie Mold mit der Sehnsucht nach dem Ausbrechen aus gewohnten Konventionen auseinander. Mit dem Schiff fuhr sie von Linz bis zum Donaudelta. Statt Souvenirs sammelte sie bei dieser Reise in neun Städten entlang der Donau Tatoos auf ihrem Oberarm.

"Es hat mich hier auch der gesellschaftskritische Aspekt interessiert. Warum wollen heute alle tätowiert sein? Früher waren es Seemänner oder Gefängnisinsassen, Randgruppen der Gesellschaft. Heute wollen alle rebellisch sein oder wirken, oder cool sein – ich auch", so Mold.

Zeichen-Serie "Meet me there"

Eine andere wichtige Arbeit der Künstlerin ist die Zeichen-Serie "Meet me there", die während ihres Istanbul-Aufenthaltes im Künstler-Viertel Kuzguncuk entstand.

"Ursprünglich heiß die Serie 'Sehnsucht nach Galerie Harmony' und wurde in der gleichnamigen Galerie gezeigt. Ich wählte auch deshalb die Zeichnung als Medium, weil das Erlebte geheim und magisch bleiben sollte. Die Arbeiten enthalten zum Teil auch Stickerei, um sie kostbarer und materieller zu machen."

Der Zyklus wurde unter dem Titel "Meet me there" im November 2008 in der Gruppenausstellung "New Folks" im Kunstraum NOE präsentiert und vom Land Niederösterreich angekauft.

Forum-Stipendium 2009 der Kunst-Uni Linz

Im Vorjahr hat die junge bildende Künstlerin, die bereits mehrfach gefördert wurde, auch das Forum Stipendium der Kunstuniversität Linz erhalten. Und zwar für ihr Konzept für ein Projekt, das sich mit der "Generation NGO" auseinandersetzt.

"Es geht dabei um Work Camps, in denen sich junge Menschen weltweit engagieren. Ich selbst habe jeden Sommer in einem mitgearbeitet und war zuletzt in einem Kinderheim in Aserbaidschan. Damals wurde mir klar, wie arrogant es von mir ist zu denken, dass ich wirklich helfen kann. Außerdem hatte ich den Verdacht, dass die Fördergelder versickern. Später fand ich zu diesem Thema Berichte in der 'Zeit' und der 'FAZ'. Und so begann ich über die 'Generation NGO' nachzudenken. Viele Junge wollen helfen, aber können sie es wirklich? Oder ist es nicht nur ein 'Frisieren' des Lebenslaufs, weil es sich gut anhört?

Für mein Projekt werde ich mit einer Kamerafrau zwei Work Camps - eines in Ungarn, eines in Tansania - besuchen. Wir werden dabei versuchen, die Unterschiede aufzuzeigen", so Mold über ihr jüngstes Projekt.

Mit Zeichen-Serie in Mechelen in Belgien

Derzeit zeigt Mold, die inzwischen bei zahlreichen Ausstellungen vertreten war und bereits zwei Einzel-Präsentationen hatte, ihren Zyklus "Meet me there" in der Schau "mirabilia/things" im Museum Hof van Busleyden in Mechelen in Belgien.

Mehr zu Caroline Heider in Ö1 Talentebörse

Eine kontinuierliche Entwicklung

Im Sommer 2009 nahm die neue Ö1 Stipendiatin beim Symposium "ORTung" in Strobl am Wolfgangsee, danach bei der Internationalen Sommerakademie am Kurs für Zeichnung und Installation von Dan Perjovschi teiln. Heuer hat sie für sechs Monate ein Artist-in Residence-Stipendium der "Platform Garantie" in Istanbul.

Wie lauten ihre Zukunftswünsche? "Ich arbeite mich stufenweise hinauf. Ich möchte, dass das so weitergeht, dass ich nicht stehen bleibe und dann immer die gleichen Sachen mache. Und ich wünsche mir auch, dass ich nicht verzweifle und aufgebe, wenn es einmal nicht so gut geht. Sondern dass ich dann genug Selbstwert habe, um trotzdem weiter zu machen", so Stephanie Mold.

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria

Mehr zu Ausstellungen, Publikationen und Förderungen von Stephanie Mold in oe1.ORF.at

Kontakt
Stephanie Mold

Tipp
Die Porträts der Ö1 Talentebörse können im Rahmen der Ö1 Podcast nachgehört werden. Alle Sendungen des kostenfreien Radio-Abos finden Sie hier.

Buch-Tipp
Stephanie Mold: "Ich bin wie Zucker. Jung und blond in Istanbul", Roman, Styria, edition a., 2009, 180 Seiten, ISBN 978-3-99001-000-6

Hör-Tipp
Kulturjournal, Montag, 19. Oktober 2009, 16:30 Uhr

TV-Tipps
Seitenblicke, Mittwoch, 21. Oktober 2009, 20:05 Uhr, ORF 2

Wiederholungen in ORF 2:
Donnerstag, 22. Oktober 2009, 1:35 Uhr
Donnerstag, 22. Oktober 2009, 5:50 Uhr

Links
Kunstuniversität Linz
Akademie der bildenden Künste Wien
Stephanie Mold - Selected Works
artmagazine - Ö1 Talentestipendium für bildende Kunst 2009 geht an Stephanie Mold
Der Standard - Ö1 Talentestipendium: Die Sprachen für Distanz und Nähe
flash 007 - Stephanie Mold's talk in art wokshop 2008
Forum-Stipendium 2009
Galerie 5020 - Phase 3
Kunstraum NOE - "New Folks"
Künstlervereinigung Maerz - Ich für meinen Teil
Literaturhaus Wien - Stephanie Mold: "Ich bin wie Zucker. Jung und blond in Istanbul", Roman
Salzburger Nachrichten - Stephanie Mold Stipendiatin der Ö1 Talentebörse
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