Blick in die Blogosphäre

Die Plug-and-Play-Publizisten

In der öffentlichen Wahrnehmung sind sie in letzter Zeit von facebook und twitter verdrängt worden. Aber die Blogosphäre ist aktiver denn je. Und das auch in Österreich. Ausgewählte Beispiele von Helge bis Nunu.

Angefangen hat alles mit einer langen Autofahrt. Als Helge Fahrnberger im Jahr 1999 ein Auto nach Ouagadougou überstellte, kam von einem Internetprovider die Bitte, doch ein paar Fotos zu machen. Diese Bilder, versehen mit ein wenig Text, schickte Fahrnberger dann per Satellitentelefon nach Österreich.

Den Internetprovider gibt es nicht mehr, die Fotos schon. Seit 2002 ist Fahrnberger als aktiver Blogger tätig. Zeitungen oder Fernsehsender hat er nicht abonniert, alle nötigen Informationen holt er sich aus dem Netz. Im Unterschied zum journalistischen Wahrheitsanspruch können in Blogs auch Gerüchte diskutiert werden. Allerdings haben solche Diskussionen oft den negativen Beigeschmack, dass Medien die darin besprochenen Halbwahrheiten gerne übernehmen und sie damit in den Rang einer objektiv nachvollziehbaren Nachricht erheben, auch wenn sie das gar nicht sind.

Ideale
"Im Blog hat man ja auch die Freiheit, Dinge zu schreiben, die man nur vermutet. Wenn es jemand besser weiß, kann er das ja in den Kommentaren richtig stellen. Hat man davor Angst, Dinge zu äußern, von denen man nicht sicher ist, ob sie stimmen, sollte man gleich gar nicht anfangen zu bloggen. Das meint Heinz Wittenbrink, Professor für Onlinejournalismus an der FH Joanneum Graz und Betreiber eines Blogs namens "lost and found".

Die im klassischen Journalismus gerne hochgehaltene Trennung von Nachricht und Meinung könne es im Web nicht geben. "Ich kann aber sehr wohl sagen, wie ich zu meiner Meinung komme". Passend dazu der neue Knallsatz von Dave Weinberger: "Transparency is the new objectivity". Und eben diese Transparenz ist für Wittenbrink eine Übersetzung alter journalistischer Ideale ins Blog-Zeitalter.

Transparenz
Transparenz ist es auch, die der Kärntner Technikjournalist und -blogger von der Landespolitik erwartet. Auf seinem eigenen Blog geht es primär um Neuigkeiten aus der Onlinewelt, gerade auf den Markt gekommene Gadgets oder die Rechtslage von Berufsfotografen in Österreich. Nachdem allerdings bekannt wurde, dass sich der Kärntner Landtag in einer Nacht- und Nebelaktion die Parteienförderung um einige Millionen Euro quasi selbst erhöht hat, wurde Holzer auch zu einem politischen Blogger.

Auf k2020.at fordert er von den Volksvertretern Informationen darüber ein, was eigentlich genau mit dem brav bezahlten Steuergeld passiert. Im Medium Weblog und im Web 2.0 generell sieht er eine Chance, solche Themen in einer breiten Öffentlichkeit zu diskutieren und die Politiker damit quasi zu mehr Offenheit zu zwingen.

Offenheit
Wer im Netz zuviel von sich selbst preisgibt, wird vom Privatmenschen zur Person öffentlichen Interesses. Diese Erfahrung musste die fleißige Bloggerin Nunu machen. Nach zweieinhalb Jahren regelmäßigen Schreibens über Alltagsbeobachtungen und die vielzitierten kleinen und großen Dinge des Lebens, hatte es gereicht.

Der potentielle Boss sprach beim Vorstellungsgespräch zwar in höchsten Tönen vom Blog, dass die neuen Arbeitskollegen aber mehr über einen wissen als ihnen eigentlich zusteht, war dann nicht mehr so schön. Und als dann auch noch das Ende einer Beziehung im Hypertext passierte, zog sich Nunu zurück und ließ die rund 200 Leser täglich allein. So ganz ist sie allerdings noch nicht vom Bloggingfieber geheilt: "Es ist eine Form der Meinungsfreiheit. Wer es liest, der liest es. Wer nicht, der nicht. Aber diese persönliche Ebene, die will ich nicht mehr."

Übersicht