Die Ökobilanz der Konsumgesellschaft

Giftmüll

Die Giftmüllskandale der 1970er Jahre haben zu einer stark verbesserten Gesetzgebung und strengeren Regeln in der Abfallwirtschaft in Europa geführt. Doch die Müllberge - und auch die Berge giftigen Mülls - wachsen weiter.

Eine ökologisch ideale Welt würde so aussehen, dass all jene Dinge, die man nicht mehr braucht, an andere weitergegeben werden können, diese Dinge oder Teile davon so konstruiert sind, dass sie zu anderen Dingen weiterverarbeitet werden können oder kompostiert werden. In dieser Welt wäre es selbstverständlich, dass diese Dinge möglichst aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, sowie frei von giftigen oder gefährlichen Substanzen sind.

Wie realistisch ist diese Zukunftsvision, über die auf den Webseiten der Umweltorganisation Greenpeace zu lesen ist?

Experten von Greenpeace halten ihre Verwirklichung grundsätzlich für möglich. Nicht die Technik, sondern politischer Wille und die Entscheidungen der Industrie werden ausschlaggebend dafür sein, ob oder wie schnell wir diese ökologisch ideale Welt aufbauen können.

Von sauberen Produkten noch weit entfernt

Tatsächlich wächst seit einigen Jahren die Zahl der Forschungs- und Kompetenzzentren, die sich mit dem Thema "saubere Produktion" beschäftigten und dabei alle Stoffströme, den Einsatz von Materialien und Energie und die Produktionsbedingungen miteinbeziehen.

Auch die Gesetzgebung hat sich seit den Giftmüllskandalen der 1970er Jahre in Europa wesentlich verbessert. Doch von sauberen Produkten sind wir noch weit entfernt. Ein Beispiel: Von Kinderspielzeug über Möbel und Kunststoffprodukte bis hin zu unseren Gebäuden sind überall Flammhemmer enthalten, die die Gefahr von Bränden verringern sollen.

Die heutigen Flammhemmer sind zwar bereits viel weniger giftig als die früher eingesetzten, doch unbedenklich sind sie keineswegs. Mit 1. Juni 2007 trat in der EU eine neue Chemikalienordnung mit dem Namen REACH in Kraft. Gemäß dieser Verordnung sollen bis 2018 zumindest einmal alle in Umlauf befindlichen Chemikalien registriert und genau untersucht werden.

Wachsende Müllberge

Bereits der Abbau der Rohstoffe, etwa der Metalle, die wir für unsere Handys, Computer und Spielkonsolen benötigen, zieht vielerorts schwere Umweltschäden nach sich. Die Luft wird verschmutzt, Böden und Gewässer werden verseucht, in manchen Regionen bleiben ökologische Wüsten zurück.

Zugleich sinkt die Nutzungsdauer von Handys und Computern. Die Müllberge wachsen, und ein Gutteil unseres Giftmülls landet in den Ländern des Südens, wo oft arme Menschen ohne jede Ausbildung die recyclierbaren Stoffe aus dem Müll herausholen.

Beispiel Elektronikschrott

In Armenvierteln und Slums der indischen Hauptstadt Neu Delhi recyclieren Frauen und Kinder alte PCs und andere Elektronikgeräte: Kunststoff wird von den Metallteilen getrennt. Edelmetalle werden unter Einsatz gefährlicher Säuren gelöst, manche Teile werden herausgebrochen, andere abgebrannt.

Bei all diesen Prozessen entstehen gesundheitsschädliche Dämpfe und Rauchgase, Schwermetalle wie Blei und Kadmium werden freigesetzt. Doch die Arbeiterinnen und Arbeiter haben in der Regel keine Ahnung davon, welche hochgiftigen Dämpfe sie einatmen.

Zwar verbietet die Basler Konvention Exporte von Giftmüll in Länder, die nicht über die notwendigen Technologien zur Abfallbehandlung und über ausreichende Sicherheits- und Umweltgesetze verfügen, doch viel Giftmüll wird illegal exportiert.

Die Ökobilanzen und erst recht die sozialen Ökobilanzen unserer Konsumgesellschaft sehen derzeit nicht gut aus.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 30. November bis Donnerstag, 3. Dezember 2009, 9:05 Uhr