Gesunde Kapseln
Nahrungsergänzungsmittel
Sie sind klein, handlich, schön bunt und versprechen Gesundheit, langes Leben, Fitness und Schönheit. Bei vielen Gesundheitsbewussten stehen sie hoch im Kurs. Aber, was können sie wirklich, die Nahrungsergänzungsmittel?
8. April 2017, 21:58
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Essen Sie lieber eine Orange oder ziehen Sie eher eine Vitamintablette vor? Für etwa die Hälfte der österreichischen Bevölkerung ist die Antwort klar: Der Griff zur Brausetablette, zur Vitaminpille oder zum Granulat zählt bei ihnen zum täglichen Morgenritual.
Nahrungsergänzungsmittel stehen bei Gesundheitsbewussten hoch im Kurs. Und kaufen kann man sie in fast allen Geschäften, in denen Lebensmittel erhältlich sind. Mit dem Begriff "Lebensmittel" werden Nahrungsergänzungsmittel auch offiziell bezeichnet und sollen die normale Nahrung eigentlich nur ergänzen.
Für viele ist es aber das schlechte Gewissen, das sie zur Kapsel greifen lässt: Vitamine, um jung zu bleiben, Spurenelemente für die geistige Fitness, Power-Substanzen, um sportlich auf Hochtouren zu kommen. So viel zu den Versprechen der Werbung. Wie sinnvoll ist es aber tatsächlich, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen?
Ergänzung nicht Ersatz
Nahrungsergänzungsmittel sollen also unsere "normale" Ernährung ergänzen, nie jedoch als Ersatz zu Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen in frischem Obst und Gemüse eingenommen werden. Im österreichischen Lebensmittelgesetz werden Nahrungsergänzungsmittel seit 2003 als "Lebensmittel" definiert. Dadurch unterscheiden sie sich wesentlich von Medikamenten, denn ihre Inhaltsstoffe haben keine medizinische Wirkung.
Arzneimittel müssen in Österreich ein Zulassungsverfahren durchlaufen und ihre Wirkung muss in wissenschaftlichen Untersuchungen dokumentiert sein. All das entfällt für Nahrungsergänzungsmittel. Andererseits dürfen letztere keine irreführenden Kennzeichnungen aufweisen und auch keine Heilwirkung enthaltener Substanzen propagieren.
Trotz dieser Werbeeinschränkungen ist die Grenze zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten oft schwer zu ziehen. Produkte, die die Gesundheit verbessern sollen, sind in der Regel Nahrungsergänzungsmittel. Jene, die das Risiko für eine Krankheit herabsetzen, gelten meist als Arzneimittel.
Wie steht es um die Wirkung?
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nicht sinnvoll. Besser wäre es, auf eine ausgewogene Mischkost zu setzen, die den täglichen Nährstoffbedarf abdeckt.
Dennoch greifen viele zu Nahrungsergänzungsmitteln, am häufigsten zu Antiaging- und Wellbeing-Produkten. Grundsätzlich gibt es hierzulande keinen Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen. Doch bei bestimmten Bevölkerungsgruppen bestehen bei der Versorgung mit den Vitaminen A, D und Folsäure, sowie Calcium und Jod gewisse Mängel. Aber gerade diese Substanzen sind in gängigen Nahrungsergänzungsmitteln nicht enthalten.
Wer profitiert von Nahrungsergänzung?
Die Mehrheit der gesunden Menschen kann also aus ernährungswissenschaftlicher Sicht auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten. Es gibt jedoch Lebensphasen, in denen einzelne Gruppen von einer Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln profitieren - beispielsweise Schwangere, Frauen mit Kinderwunsch oder Senioren.
Auch Menschen mit einem Mehrbedarf an Nährstoffen, wie etwa Leistungssportlerinnen und Leistungssportler, können von zusätzlich zugeführten Nährstoffen profitieren. Doch eines ist dabei immer Voraussetzung: Wenn sich ein positiver Effekt einstellen soll, muss Nahrungsergänzung individuell verabreicht und den speziellen Bedürfnissen angepasst werden.
Die Ernährungswissenschaft empfiehlt vor allem eine Anpassung oder Veränderung des Lebensstils. Denn eine ausgewogene Mischkost ist immer noch die erste Wahl: Sie garantiert nicht nur eine umfassende Versorgung, sondern auch eine bessere Bioverfügbarkeit der lebenswichtigen Teilchen.
Diskutieren Sie mit!
Wenn Sie Fragen zum Thema haben, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an oder posten Sie hier.
- Nehmen Sie täglich Nahrungsergänzungsmittel?
- Haben Sie besonders positive oder negative Effekte bemerkt?
- Glauben Sie, dass Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich wirken?
- Wissen Sie genau, welche Vitamine und Mineralstoffe Sie brauchen?
- Trauen Sie sich zu, die einzelnen Produkte genau beurteilen zu können?
- Sollte der Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln in Österreich anders geregelt sein?
