Eine Frage von Programm und Raum

ARTEC Architekten

Bereits zum achten Mal präsentiert das Architekturfestival Turn On im März einen Überblick der österreichischen Architekturszene. oe1.ORF.at hat die Vortragenden via E-Mail-Interview zu Innovationen und Trendwenden im privaten und öffentlichen Bauwesen befragt.

ARTEC Architekten stellen bei Turn On ein gefördertes Projekt in Wien vor, den eben erst fertig gewordenen Wohnbau "Die Bremer Stadtmusikanten". Das Interesse von Bettina Götz und Richard Manahl für Wohnbau reicht weit zurück. Anfang der 1990er formulierten sie in einem programmatischen Text die Methode ihrer Formfindung, dargestellt am Wohnungsbau. Sie sprachen dabei unter anderem von einer reduzierten plastischen Architektur, aber auch von der Methode der Montage.

Die Architektur dieses Teams weist in der Folge immer wieder prägnante geometrische, also plastische Formen auf, sie ist rau und roh und doch elegant. Ein mittlerweile klassisches Beispiel dafür ist der Raum Zita Kern, mit dem das Architekturfestival Turn On im Jahr 2003 eröffnete wurde.

oe1.ORF.at: Die Weltwirtschaftskrise hat zu einer Neubewertung von Bauvorhaben in Boom-Ländern geführt: Sehen Sie Anzeichen, dass die Gigantomanie (Stichwort Burj Dubai) von einer neuen Bescheidenheit abgelöst wird?
ARTEC Architekten: Gebäude wie der Burj Dubai sind zwar technologisch interessant, jedoch von geringer architektonischer Relevanz. Architektur ist für uns nicht eine Frage von groß oder klein, sondern eher von Programm und Raum.

Welche österreichischen architektonischen Innovationen der ersten zehn Jahre des 21. Jahrhunderts haben für Sie das Potenzial, im neuen Jahrzehnt einen internationalen Trend setzen zu können?
Räumliche Intelligenz - ist aber nicht (nur) typisch österreichisch.

Dome, Regierungsgebäude, Museen und Sportstadien gelten als Wahrzeichen von Machteliten - welche architektonischen Symbole sind für Sie wichtig?
Raumqualität

Welche städtebaulichen Maßnahmen müssen Ihrer Ansicht nach in Wien bis 2020 getroffen werden, um ein nachhaltiges Wachsen der Stadt zu gewährleisten?
Eine Änderung der Widmungspolitik dahingehend, dass genügend "Luft" für zukünftiges, unvorhersehbares Wachstum in der Stadtstruktur Raum findet.

Ergeben sich aus der zunehmenden Vermischung privater und beruflicher Nutzung von Wohnräumen neue gestalterische Anforderungen?
Hoffentlich- weil nur neue Inhalte geben Anlass für neue Architektur.

Welche Chancen und Risiken entstehen aus dem Spannungsfeld "Privatsphäre versus staatliche Überwachung" bei der Planung öffentlicher Räume?
Der öffentliche Raum ist das "Wohnzimmer“ der Stadt - ohne öffentlichen Raum keine Stadt.

2009 gab es an zahlreichen tertiären Bildungseinrichtungen Proteste gegen den Bologna-Prozess. Welche Ansprüche stellen Sie an ein zeitgemäßes Architekturstudium?
Architektur ist ein extrem langsames Medium - daher muss Zeit auch ein Faktor in der Architekturausbildung sein.

Sie sind heuer bei Turn On 2010 mit dem Projekt "Die Bremer Stadtmusikanten" vertreten: Welche digitalen Kommunikationsinstrumente waren in der Planung und welche in der Umsetzung wichtig?
Planung: E-Mail, Internet, Digitalkamera
Umsetzung: E-Mail, Mobiltelefone, Digitalkamera

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