Carlinhos Brown und die Sozialprojekte

Der "Held" von Candeal

Das Armenviertel Candeal in der nordostbrasilianischen Stadt Salvador da Bahia hat einen berühmten Sohn: den Musiker Carlinhos Brown. Dieser fördert dort seit mehr als zehn Jahren Sozialprojekte, um die Lebensumstände im Viertel zu verbessern.

In Candeal, einem Stadtviertel in der Drei-Millionen-Metropole Salvador da Bahia, ist Carlinhos Brown so etwas wie ein Volksheld. Denn das Viertel mit seinen 5.500 Bewohnern und Bewohnerinnen hat dem Musiker einiges zu verdanken.

Carlinhos Brown ist heute einer der Superstars der reichhaltigen Musikszene von Salvador da Bahia. Seinen Künstlernamen hat er zu Ehren von Soullegende James Brown angenommen. Seine Musik ist eine Mischung aus allen möglichen "schwarzen" Stilrichtungen: dem Samba-Reggae (dem Rhythmus der Afrobrasilianer in Salvador), Funk, Soul und Rock. Berühmt wurde er auch mit der Band Tribalistas und der Percussiongruppe Timbalada, die vor allem bei den Karnevalsumzügen von Salvador in Erscheinung tritt.

Carlinhos Brown wurde 1962 in eben diesem Stadtviertel geboren. Damals war Candeal eine ärmliche Enklave umringt von Wohngegenden der Mittelschicht, ein Slum, in den sich viele nicht hinein wagten.

Bessere Wohnverhältnisse und Bildung

Als Ruhm und Geld kamen, hat sich der Musiker dafür eingesetzt, die Lebensbedingungen in seinem Geburtsviertel zu verbessern. Er rief den Verein Pracatum ins Leben. Das erste Projekt wurde im Jahr 1997 gestartet und widmete sich der Verbesserung der Infrastruktur. Es wurden Sponsoren gefunden, um die heruntergekommenen Häuser zu sanieren. Auch die Regierung des Bundesstaates Bahia beteiligte sich.

Würdige Wohnverhältnisse mit Wasser- und Abwasserversorgung sind der erste sichtbare Schritt zu einem besseren Leben. Aber auch Bildung spielt eine Rolle. Pracatum betreibt unter anderem eine Sprachschule, wo Spanisch und Englisch unterrichtet wird, und organisiert Kurse für Radioproduktionen.

Ghettosquare und Musikschule

Für den Künstler Carlinhos Brown sind auch Kunst und Kultur wichtige Instrumente, um das Viertel aufzuwerten und Menschen neue Perspektiven zu geben. Deshalb ließ er das Veranstaltungslokal von Timbalada - den so genannten "Ghettosquare" - hier in Candeal bauen. Dieser lockte eine Zeit lang Konzertbesucher aus der ganzen Stadt an. So viele, dass die Kapazitäten nicht ausreichten und Timbalada sich schließlich doch ein anderes Quartier suchen mussten.

Nur etwa hundert Meter weiter befindet sich die Musikschule Pracatum. Sie wurde speziell für Kinder und Jugendliche aus einfachen Verhältnissen ins Leben gerufen, die sich keine teuren Privatuniversitäten leisten können. Im Vorraum ein lebensgroßes Plakat ihres Gründers: Carlinhos Brown. Ganz in weiß gekleidet, streckt er den Besuchern die ausgestreckte Hand entgegen.

Schwarzes Selbstbewusstsein

Hier treffen wir Daniela Aguiar. Sie hat hier Gesang studiert, aber auch Gitarre und Klavier. Heute ist Daniela Aguiar Backgroundsängerin von Carlinhos Brown und hat ihn auf Tourneen in zahlreiche Länder begleitet. 2008 wurde sie von der deutschen Rock-Band Scorpions für deren Brasilientour engagiert.

"Ohne Pracatum wäre mein Leben wohl ganz anders verlaufen", sagt sie. Aber abgesehen von der Musik hat sie hier noch um ganz etwas anderes gelernt: Früher wäre sie extrem schüchtern gewesen, erzählt uns die bildhübsche junge Frau. Und sie habe Probleme mit ihrer afrobrasilianischen Herkunft gehabt.

Wie viele Afro-Brasilianerinnen habe sie damals stets versucht, ihre krausen Haare zu glätten, damit sie aussehen wie die Haare der Weißen. "Aber hier bei Pracatum habe ich gelernt, dass meine kulturellen Wurzeln auch etwas Schönes haben. Mein Selbstbewusstsein als Afro-Brasilianerin wurde gestärkt."

Das Projekt Pracatum gilt mittlerweile als Musterbeispiel für erfolgreiche Stadtteilarbeit.

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