Eine Chronologie

Legendäre Interpreten

Nur wenige Opern sind mit den "Salzburger Festspielen" so eng verbunden, wie der "Rosenkavalier": Die erste Serie dieser Strauss-Oper fand bereits 1929 statt.

Erster "Rosenkavalier" 1929

Blättert man in der Festspiel-Chronik, so findet man bereits im Sommer 1929 die erste "Rosenkavalier"-Serie. Musikalisch geleitet wurde sie von Clemens Krauss, dem damaligen Direktor der Wiener Staatsoper. Und mit Lotte Lehmann als Marschallin stand damals die Idealbesetzung dieser Rolle auf der Bühne.

Lotte Lehmann, die Marschallin

Bis 1937 hatte Lotte Lehmann ja fast ein Monopol auf diese Partie in Salzburg. Aber bereits im Festspiel-Sommer 1937, in dem übrigens Hans Knappertsbusch dirigierte, übernahm bereits Hilde Konetzny eine der drei "Rosenkavalier"-Vorstellungen. Mit ihrem angeborenen Wiener Charme legte sie die Marschallin zwar anders an, bot aber dennoch eine der Lehmann durchaus ebenbürtige Leistung.

Hilde Konetzny war von 1937 an bis zum ersten Nachkriegs-"Rosenkavalier" im Jahr 1946 die dominierende Marschallin der "Salzburger Festspiele", die sie dann auch unter Karl Böhm und unter Hans Swarowsky sang.

Wiener Stars in Salzburg

In diesen Jahren waren die Festspiele im Unterschied zu heute ja mehr oder weniger ein sommerliches Ausweichquartier der Wiener Staatsoper. Und so waren die Wiener Stars selbstverständlich auch in Salzburg präsent.

So konnte es durchaus vorkommen, dass man - wie z. B. im Jahr 1932 - etwa Helge Rosvaenge, einen der Top-Tenöre dieser Zeit, nicht nur in Rollen wie Belmonte, Tamino oder dem Hüon in "Oberon", sondern ebenso als Jüngling in der "Frau ohne Schatten" und als unschlagbaren Sänger im "Rosenkavalier" erleben konnte.

Strauss' Begeisterung für Rosvaenge

Wie großartig Rosvaenge als Sänger im "Rosenkavalier" war, lässt sich schon daran ermessen, dass Richard Strauss einmal persönlich mitten in einer Vorstellung nach seiner Arie Bravo rief und zu applaudieren begann.

Staatsopern-Chef Clemens Krauss erhielt hingegen für diese Besetzung in Wien einmal einen offiziellen Rüffel von der Bundestheaterverwaltung - mit der Aufforderung, in Zukunft für eine so winzige Partie nicht einen so teuren Künstler anzusetzen ...

Richard Mayr, der überragende Ochs

Der überragende, klassische Ochs der ersten Salzburger "Rosenkavalier"-Aufführungen war Richard Mayr. Der Bassist, der aus dem Salzburgischen stammte, sang diese Partie fast bis zu seinem Tod im Jahr 1935.

Die Nachkriegsjahre

Auch in der Nachkriegszeit sah man auf der Bühne weiterhin das gewohnte und bewährte Dekor von Alfred Roller, die Protagonisten aber waren bereits zum Großteil neu, als Georg Szell 1949 in Salzburg am Pult der Wiener Philharmoniker stand:

Maria Reining als Marschallin, Jaro Prohaska als Ochs, Hilde Güden als Sophie und Jarmila Novotna, die man allerdings bereits 1935 in Salzburg kennen gelernt hatte, in der Titelrolle. Im Jahr 1953, also ein Jahr vor seinem plötzlichen Tod, kehrte Clemens Krauss dann nochmals als "Rosenkavalier"-Dirigent nach Salzburg zurück.

Erneuerung erst 1960 unter Karajan

Die wirkliche Erneuerung, auch in szenischer Hinsicht, aber brachte schließlich erst Herbert von Karajan 1960 anlässlich der Eröffnung des Neuen Festspielhauses. Rudolf Hartmann führte damals Regie, Teo Otto und Erni Kniepert schufen Bühnenbild und Kostüme.

Und die Besetzung war schlichtweg opulent: Lisa della Casa und Elisabeth Schwarzkopf alternierten als Marschallin, Hilde Güden und Anneliese Rothenberger als Sophie, Sena Jurinac glänzte in ihrer Paraderolle als Octavian und Otto Edelmann erwies sich als Baron Ochs als legitimer Nachfolger von Richard Mayr.

Sogar Verfilmung

Diese "Rosenkavalier"-Produktion war ein solches Ereignis, dass sie schließlich sogar verfilmt wurde:

Dabei standen als definitive Besetzung für Marschallin und Sophie dann Elisabeth Schwarzkopf und Anneliese Rothenberger, für Octavian und Faninal Sena Jurinac und Erich Kunz zur Verfügung.

Text: Gottfried Cervenka