Einst Palais Rofrano, heute Auersperg

Auf den Spuren Oktavians

"Die Idee entstand, weil es bis dato kein Buch über das Palais Auersperg, das einstige Palais Rofrano, gegeben hat. Von den Experten wurde das Palais vernachlässigt, weil es nicht mehr rein barock ist. Mein Kontakt mit dem Auersperg geht auf das Jahr 1953 zurück. Damals kam ich als junger Mann nach Wien und ging oft in das dortige Cafehaus. Und so kam dann die Inspiration zu diesem Buch", erzählt Artur Hartlieb-Wallthor, Herausgeber des Buches "Ein Palais erzählt".

Seit 1777 trägt das Gebäude den heutigen Namen, denn damals erwarb Fürst Johann Adam Auersperg den Besitz. Mehr als 50 Jahre davor hatten die Erben des Reichsgrafen Weltz die Realität in der Josefstadt an einen Adeligen mit klingendem Namen, durch Richard Strauss' "Rosenkavalier" unsterblich geworden, verkauft - an Hieronymus Capeci Marchese de Rofrano.

Abweichungen Buch-Fassung - Libretto

"Bei meiner Beschäftigung mit dem Hofmannsthal-Text entdeckte ich, dass es zwischen Buch-Fassung und Libretto sehr starke Abweichungen gibt. Jahre später stieß ich dann auf die Text-Genese von Dirk Hoffmann gibt, die mir bei meinem Vorhaben sehr geholfen hat", so Hartlieb-Wallthor über die Entstehung des Buches.

Schwierige Material-Suche

"Über die Familie Rofrano gibt es in Österreich leider nicht mehr viele Dokumente. Aber immerhin konnten wir in den Archiven einiges über Hieronymus Rofrano finden. Leider haben wir keinerlei Bildmaterial wie ein Portrait oder ein Medaillon, noch das Wappen der Rofranos, entdeckt. Vielleicht könnte man bei Recherchen in Neapel oder in Spanien etwas finden, doch diese Möglichkeit hatten wir nicht", berichtet der Herausgeber.

Und so ist er über das Palais zum Stück Hofmannsthals, mit dem er sich bis heute beschäftigt, und in weiterer Folge zur Oper von Richard Strauss gekommen - die er übrigens erstmals Ende der 60er Jahre unter Leonard Bernstein auf der Bühne sah.

Vom "Rosenkavalier" gefangen

Losgelassen hat Artur Hartlieb-Wallthor das Werk bis heute nicht: Und so finden sich im Buch natürlich auch Erklärungen zum Libretto - etwa, was z.B. unter dem sogenannten Lauscher zu verstehen ist.

Vor etwa zehn Jahren hat seine Frau, die Malerin Friederika Richter, einen "Rosenkavalier"-Zyklus, bestehend aus 33 Bildern, gemalt. Nun will Dirk Hoffmann in den USA ein "Rosenkavalier"-Hörbuch mit seiner Text-Genese, Notenbeispielen und dem Bilder-Zyklus herausgeben.

Marchese Rofrano, ein betuchter Mann

Hieronymus Rofrano, Spross einer habsburgtreuen neapolitanischen Familie, erwarb den Besitz 1721 für 28.000 Gulden. Er ließ das Palais vom Baumeister Giovanni Christiano Neupauer nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichten.

Als wohlhabender Mann konnte er sich das leisten: Seit 1705 war Rofrano Generalpostmeister der habsburgischen Gebiete in Italien. 1713 wurde er Mitglied des von Kaiser Karl VI. geschaffenen Höchsten Spanischen Rates, der obersten Instanz für die Verwaltung von Neapel, Mailand und Sardinien, die den Habsburgern aus dem Spanien-Erbe geblieben waren.

Peter Rofrano, Urbild Oktavians

Rofrano, mit einer Gräfin Kolonitz verheiratet, ließ auch den bereits bestehenden Barock-Garten umgestalten. Die Arbeiten wurden aber erst nach seinem Tod von seinem Sohn Peter Marchese Rofrano (1712-1732) vollendet.

Und hier führt die Spur direkt zum "Rosenkavalier": Denn der jung verstorbene Peter mit seiner Anmut und Lebensart war das Vorbild Hofmannsthals für Oktavian, den "Rosenkavalier". Nach dessen Tod kam der Besitz an seine Schwester Maria Theresia. Sie war in erster Ehe mit dem Grafen Leopold Ferdinand Kinsky verheiratet, in zweiter mit General-Feldmarschall Graf Ludwig Brechainville. Dadurch gelangte das Palais immer in den Besitz einer anderen Familie.

Immer mit Musik verbunden

Das Palais, das im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte hatte - so war es u. a. 1945 Sitz der Österreichischen Widerstandsbewegung, woran eine Gedenktafel erinnert - , ist bis heute mit musikalischen Ereignissen verbunden:

So verpflichtete der kunstsinnige Feldmarschall Friedrich Wilhelm von Sachsen Hildburghausen, der einst Mieter war, nach 1760 Christoph Willibald Gluck als Leiter seiner Hauskonzerte. Im März 1786 fand hier eine Privat-Aufführung von Mozarts "Idomeneo" statt. Für das adelige Ensemble schrieb Mozart die Partien "auf die Stimmbänder" - und komponierte für den Abend eigens eine "scena con rondo" mit Violinsolo.