von Paul Divjak
Kinsky
Kinsky, der vom Broker bis zum Waffenschieber vieles schon erlebt und überlebt hat, ist die Mensch gewordene Inkarnation des Raubtierkapitalismus. Rupert Henning als Kinsky reflektiert in diesem Monolog seine erfolgreiche Vergangenheit und Gegenwart.
8. April 2017, 21:58
... Es geht um den Kick! ...
Der Mann mit dem klingenden Namen hat tatsächlich alles erlebt. Er war Broker in New York und mit Anfang zwanzig bereits Millionär. Er schlief wenig, er hielt sich mit Drogen fit, verschliss Frauen wie Kunden und stürzte, wie könnte es anders sein, ab. Die Welt sieht der junge Mann mit aristokratischem Familienhintergrund als Kampfzone. Nur die Besten, die Härtesten und die Raffiniertesten überleben, setzen sich durch. Nach dem Kollaps der Börsen macht er dunkle Geschäfte mit Geheimdiensten, verschiebt Waffen und liefert schließlich Spielautomaten nach Serbien.
Paul Divjak, 1970 geborener Autor, Musiker und bildender Künstler, lässt Kinsky in seinem auch als Roman erschienenen Text in lang gezogenen Schleifen monologisieren. "Ich erzähle dir von dem, was mich beschäftigt", sagt Kinsky. "Und: Ich spreche von Dingen, die ich nicht mehr tun möchte. Ich rede zum Beispiel gerne übers Broken. Ich würde es nicht mehr machen. Aber: Ich hab das Feuer noch. Die Kraft. Die ist noch da. Ich könnte alles noch einmal machen. Mit genau derselben Energie. Mit genau demselben Erfolg …".
Kinsky, fragil und brüchig dargestellt von Rupert Henning, ist die Mensch gewordene Inkarnation des Raubtierkapitalismus. Er hat nichts gegen das System, er kennt kein besseres. Doch manchmal, wenn er stundenlang im Auto sitzt, um jemanden zu observieren, hat er doch das Gefühl, dass irgendwas in seinem Leben fehlt.
Zum Autor
Paul Divjak, geboren 1970, studierte Theater-, Film und Medienwissenschaften. Er arbeitet und lebt in Wien als Autor, Konzeptkünstler, Filmemacher und Musiker. Buchpublikationen, Essays, Theaterstücke, Hörspiele, Film- und Videoarbeiten, Installationen (u.a. International 3 Gallery Manchester, Kunsthalle Wien, Museum Essl).
2005 wurde sein Stück "sofa surfen" im Burgtheater/Kasino uraufgeführt. 2006 erschienen die Prosasammlung "hinter der barriere", der Fotoband "Alpine Interventionen" und die CD "rauschgold". Preise und Stipendien, zuletzt Österreichisches Staatsstipendium für Literatur 2009/10.
Hör-Tipps
Hörspiel-Studio, jeden Dienstag, 21:00 Uhr
Die Hörspiel-Galerie, jeden Samstag, 14:00 Uhr
Buchtipp
Paul Divjak, "Kinsky", Roman, Czernin Verlag 2008
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