Die Entdeckung eines Kontinents

Ke Nako - Afrika jetzt!

Von 1. April bis 1. Juni 2010 beschäftigen sich mehr als 150 Sendungen und Beiträge mit Afrika.

Die Bänke im Joubert-Park in Johannesburg, auf denen Nie Blankes/Non Whites stand - und in angemessener Entfernung jene mit der Aufschrift Blankes/Whites - habe ich bis heute nicht vergessen.

Als Kind und Jugendliche habe ich viele Jahre in Afrika gelebt - zuerst in Südafrika, dann im heute bevölkerungsreichsten Staat des Kontinents, in Nigeria. Ich erlebte die schrecklichen Ausformungen der Apartheid einige Jahre nach der Verhaftung Nelson Mandelas 1962 und ein Nigeria, das in den 1970er Jahren unter wechselnden Militärdiktaturen immer mehr im Chaos versank.

Damals beschloss mein Vater - gegen meinen Willen -, mich nach Europa zurückzuschicken. Zu gefährlich der Alltag, zu schlecht die Bildungsmöglichkeiten. Die Faszination Afrika ist bis heute geblieben, den Kontinent habe ich trotz aller Sehnsucht seither nie mehr betreten.

Die Schlagzeilen waren auch nicht einladend: Bürgerkrieg, Korruption, Völkermord, Kriminalität, Aids, Hunger, Dürrekatastrophen. Es gab fast ausschließlich negative Nachrichten im Zusammenhang mit dem "Elendskontinent" - wie der Spiegel titelte.

Unser Wissen über Afrika ist gering

Aber lässt sich Afrika wirklich so leicht zum "verlorenen Kontinent" erklären, gibt es nicht vieles, das zur Hoffnung Anlass gibt, übersehen wir nicht einfach das "innovative Afrika", die kulturellen Ressourcen, die hier vorhanden sind?

Sicher ist, dass wir viel zu wenig wissen, um uns ein Bild zu machen - die berühmt-berüchtigten "weißen Flecken auf der Karte", die die unerforschten Gebiete im Herzen Afrikas im 19. Jahrhundert kennzeichneten, haben wir vielfach auf unserer geistigen Landkarte.

Daran etwas zu verändern, haben wir uns bei Ö1 zum Ziel gesetzt. Die Fußball-Weltmeisterschaft im Juni 2010 in Südafrika und die Tatsache, dass sich das sogenannte Afrikanische Jahr zum 50. Mal jährt - 1960 erlangten 17 Staaten die Unabhängigkeit von ihren Kolonialmächten - haben wir zum Anlass genommen, uns zwei Monate sehr intensiv mit dem Kontinent auseinanderzusetzen.

Information jenseits tagesaktueller Berichterstattung

Von 1. April bis 1. Juni 2010 beschäftigen sich mehr als 150 Sendungen und Beiträge mit Afrika. Der Kontinent sei zwar zu groß, als dass man ihn beschreiben könnte, meinte schon Ryszard Kapuściński, aber wir haben uns bei der Programmplanung bemüht, möglichst viele Regionen aus den verschiedensten Blickwinkeln akustisch zu beleuchten - Politik, Geschichte, Musik, Literatur, Religion, Gesellschaft und Alltag in den unterschiedlichen Ländern darzustellen.

"Ke Nako - Afrika jetzt" ist der Titel des Schwerpunkts, denn unter diesem Slogan gibt es eine entwicklungspolitische Initiative der ADA (Agentur der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit) in den Bereichen Dialog, Kultur, Bildung, Medien und Sport anlässlich der Fußball-WM in Südafrika. Eine Initiative, die wir gerne unterstützen, denn Information und Hintergrundwissen auch jenseits tagesaktueller Berichterstattung zur Verfügung zu stellen, war und ist stets das Ziel von Ö1.

Der rote Faden des Schwerpunktes

Die Frage war nur, wo sollten wir anfangen? Können Sie alle 53 Staaten Afrikas aufzählen, und wissen Sie ungefähr, wo diese liegen? Wir konnten es nicht. Also beschlossen wir, ein kleines akustisches Lexikon quasi zum roten Faden unseres Afrika-Schwerpunktes zu machen.

Ein kleiner Überblick

Ein kleiner Ausschnitt aus allen weiteren Sendungen, die wir im Laufe der zwei Monate bringen: Das innovative Afrika steht im Mittelpunkt einer außergewöhnlichen Radiokolleg-Reihe, Literatur aus acht unterschiedlichen afrikanischen Ländern - von Madagaskar bis Mali - hören Sie in "Terra incognita".

In mehreren Ausgaben von "Journal-Panorama" geht es unter anderem um "China als neue Kolonialmacht oder als Entwicklungsmotor in Afrika". "Diagonal" begibt sich nach Kapstadt, die "Dimensionen" beschäftigen sich u.a. unter dem Titel "Deutsche Hühner in Afrika" mit Entwicklungspolitik und ihren Widersprüchen.

"Betrifft: Geschichte" porträtiert afrikanische Persönlichkeiten, und Im Gespräch ist Henning Mankell zu Gast. Wir berichten von der "Dak’Art" im Senegal, "Ambiente" unternimmt eine Ö1 Studienreise nach Marokko, und "Logos" setzt sich mit der äthiopisch-orthodoxen Kirche auseinander.

Wir bringen nicht nur Weltmusik aus Afrika, sondern beschäftigen uns zum Beispiel auch mit "klingendem Protest vom Kap der Guten Hoffnung", und im RadioKulturhaus diskutieren Im Zeit-Raum eine Reihe von Expert/innen über historische Erfahrungen und den Status quo der Entwicklung in den verschiedenen afrikanischen Regionen.

Ich freue mich auf meine - wenn auch nur akustische - Rückkehr nach Afrika. Vielleicht folgt nach diesen zwei Monaten in Ö1 auch die tatsächliche "Heimkehr".

Text: Ulrike Wüstenhagen

Service

Ke Nako Afrika - Afrika jetzt: Entdecken Sie einen Kontinent voller Kraft und Ideen. Eine Initiative entwicklungspolitischer Organisationen und der Austrian Development Agency.

Einen Gesamtüberblick der Sendungen zu "Ke Nako - Afrika jetzt" bietet Ihnen auch ein Programmfolder, den Sie kostenlos beim Ö1 Service bestellen können: (01) 501 70-371 oder per E-Mail unter oe1.service@orf.at.

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