Gewinne machen und trotzdem Gutes tun?

Glaubensfrage für Unternehmen

In Zeiten der Wirtschaftskrise sind viele Unternehmer, Investoren und Konsumenten auf der Sinnsuche. Darf Gewinnmaximierung das oberste Ziel sein? Wie können Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn Nachhaltigkeit ihr oberstes Ziel ist?

Saldo, 02.04.2010

Matthias Karmasin über Kapitalismus und Ethik

Wie ist die jüngste Finanzkrise entstanden? Haben wir zu sehr an die Macht der Märkte geglaubt? Oder gibt es immer mehr Unanständigkeit in den Management-Ebenen? Ein Grund für die Krise sei, dass es zu wenig Regeln an den Finanzmärkten gäbe, sagt Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette dm und Wirtschaftsphilosoph. Ohne Regeln geht es nicht, das sei wie beim Fußball - die Bundesliga würde ohne Regeln und Schiedsrichter im Chaos enden.

Der Mensch sei nicht für die Wirtschaft da, sondern die Wirtschaft für den Menschen, sagt Werner. Daher müssen Unternehmer Sinn schaffen und das Leben der Menschen besser und leichter machen. Der Mensch müsse das Ziel der Bemühungen sein, verliere man dieses Ziel aus den Augen, werde die Wirtschaftswelt schnell unmenschlich. Nicht Mittel sondern Ziel, so sieht Götz Werner die Rolle des Menschen. Halte man sich an diese Regeln, stelle sich die Frage gar nicht, wie viel Moral in der Wirtschaft möglich ist.

Soziale Verantwortung

Den Kunden beim "Nesterl"-Bauen helfen - so definiert der Chef der bauMax-Baumärkte Martin Essl den Sinn seines Unternehmens. Seinen Mitarbeitern will er die Möglichkeit geben, in der Arbeitszeit etwas für andere zu tun. Deshalb nimmt bauMax auch Menschen mit geistiger Behinderung als Arbeitskräfte auf und integriert sie erfolgreich in das Team.

Diese Form von sozialer Verantwortung wirkt sich auch auf das Arbeitsklima aus: In den letzten zehn Jahren sei die Mitarbeiterfluktuation in seinen Baumärkten um die Hälfte gesunken, berichtet Martin Essl.

Auch beim Waschmittelhersteller Henkel bemüht man sich um Nachhaltigkeit. Die Motivation und Begeisterung der Mitarbeiter seien ebenso wichtig wie die Umsatzziele, beteuert Präsident Günter Thumser.

Das Böse in der Wirtschaft

"Viele Systeme belohnen unethisches Verhalten", sagt der Matthias Karmasin, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Klagenfurt. Investmentbanker, die mit dem Geld anderer Leute spekulieren, würden das nicht machen, weil sie schlechte Menschen seien. Ihnen wäre beigebracht worden, dass die Gewinnmaximierung das höchste Ziel sei, sagt Karmasin. Dafür würden sie dann mit Bonuszahlungen belohnt werden.

Dazu komme das Vorurteil, dass man ökonomisch dumm sei, wenn man ethisch gut handelt. Dieses System könne aber durchbrochen werden: So können Kunden zum Beispiel Unternehmen boykottieren, die sich nicht an bestimmt ethische Regeln halten würden, erklärt Karmasin.

Die Folgen der Finanzkrise würden nicht verschwinden, es handle sich um einen Systembruch, betont Karmasin. Niemand würde für uns Verantwortung übernehmen, nicht die Politik, nicht die Unternehmen, nicht die Medien. Jeder von uns solle daher jeden Tag darum kämpfen, das Beste aus der Welt zu machen, die wir haben.

Service

Henkel
Henkel - Talk bei Henkel
bauMax
dm
Uni Klagenfurt

Übersicht

  • Ethik